10 - 12 Juni 2024 | Konferenz von Fokus Sahel in Berlin: "Sahel im Umbruch – Kooperationen der Zukunft" (dt. + fr)
En Francais: Voir le PDF de l'invitation en français ci-dessous
Zum dritten Mal (nach 2019 und 2022) lädt das Netzwerk Fokus Sahel, an dem auch Afrique-Europe-Interact beteiligt ist, zu einer Sahel-Konferenz ein – erneut mit zahlreichen Referent:innen aus Mali, Burkina Faso, Niger, Mauretanien und Tschad. Eine Online-Teilnahme ist nur für Menschen im Sahel möglich, alle anderen sind in Berlin willkommen.
In einer Zeit großer globaler Veränderungen durchleben die Länder des Sahel tiefgreifende Umwälzungen. Bei mehreren Putschen wurden Regierungen gestürzt, viele Menschen im Sahel verknüpfen mit den militärisch geprägten Übergangsregierungen die Hoffnung auf grundlegenden Wandel, Zurückdrängung des Terrors und eine nachhaltige Verbesserung ihrer Lebensumstände. Diese Umbrüche sind auch Ausdruck eines Ringens um mehr Souveränität und echte Unabhängigkeit in einer neuen multipolaren Weltordnung.
31. März 2023 | Schafft Demokratie Frieden? Dokumentation einer Sahel-Konferenz in Berlin (deutsch)
Am 22./23. Juni 2022 hat das zivilgesellschaftliche Netzwerk Fokus Sahel (an dem Afrique-Europe-Interact seit vielen Jahren beteiligt ist) unter dem Titel “Schafft Demokratie Frieden? Zivilgesellschaftliche Perspektiven auf Demokratie und Partizipation” zu einer Tagung nach Berlin eingeladen. Die Veranstaltung war die Fortsetzung einer Tagung, die am 28./29. März 2019 in Frankfurt/Main über die Bühne gegangen war. Der damalige Titel lautete “Wege aus der Gewalt? Gesellschaftliches Engagement im Kontext politischer Destabilisierung und gewaltsamer Konflikte im Sahel” – Veranstalter war ebenfalls Fokus Sahel, zusammen mit der Evangelischen Akademie Frankfurt. Wie bereits 2019 stammte auch 2022 das Gros der Referent:innen – nämlich 21 von 24 – aus den Sahelländern Burkina Faso, Mali, Niger und Tschad. Und ähnlich wie in Frankfurt begann auch die Berliner Tagung mit einer Gedenkminute für die Opfer der gewalttätigen Konflikte im Sahel. Gedacht wurde jener mindestens 213 Menschen, die kurz zuvor bei zwei Attentaten getötet worden waren: am 11./12. Juni 2022 in der Kleinstadt Seytenga im Norden Burkina Fasos1, eine Woche später in den drei Dörfern Diallassagou, Dianweli und Deguessagou in der Region Mopti im Zentrum Malis.
31 mars 2023 | La démocratie crée-t-elle la paix ? Documentation d'une conférence sur le Sahel (français)
Les 22 et 23 juin 2022, le réseau citoyen Fokus Sahel organisait à Berlin une conférence intitulée « La démocratie fait-elle la paix ? Perspectives citoyennes sur la démocratie et la participation ». Cet événement s’inscrivait dans la continuité d’un précédent colloque qui s’était tenu à Francfort-sur-le-Main les 28 et 29 mars 2019. Organisée conjointement par le réseau Fokus Sahel et l’Académie évangélique de Francfort, elle portait le titre « Comment sortir de la violence ? L’engagement civil dans le contexte de la déstabilisation politique et des conflits violents au Sahel ». Comme en 2019, la majorité des intervenants de l’édition 2022 venaient de pays du Sahel : le Burkina Faso, du Mali, du Niger, du Tchad et de Mauritanie. Et comme ce fut le cas à Francfort, la conférence de Berlin a débuté par une minute de silence en mémoire des victimes des conflits violents qui meurtrissent le Sahel. Parmi tant d’autres victimes, cette minute de silence fut dédiée aux 213 personnes (si ce n’est plus) qui venaient de perdre la vie dans deux attentats : celui perpétré dans la petite ville de Seytenga, au nord du Burkina Faso1, les 11-12 juin 2022, et celui qui, une semaine plus tard, ravageait les villages de Diallassagou, Dianweli, et Deguessagou, dans la région de Mopti, au centre du Mali.
18. Februar 2022 | Stellungnahme zum französischen Truppenabzug aus Mali
Folgende Stellungnahme zum französischen Truppenabzug aus Mali haben wir als Pressemitteilung am 18. Februar 2022 veröffentlicht:
Während einer Pressekonferenz hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am 17.02.2022 den Abzug der französischen Armee aus Mali bekannt gegeben. Dieser Schritt kommt nicht überraschend, dennoch muss seine Begründung irritieren. Denn Macron ließ in seinem Statement nicht die geringste Selbstkritik erkennen. Er stellte noch nicht einmal die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass in den letzten Jahren nicht nur in Mali, sondern in zahlreichen Ländern Westafrikas die ehemalige Kolonialmacht massiv an Vertrauen eingebüßt hat. Stattdessen schiebt er die Schuld auf die aus einem Putsch hervorgegangene Übergangsregierung in Mali sowie russische Desinformationspolitik.
Als transnationales Netzwerk sind wir auch in Mali tätig. Viele unserer Mitglieder leben in Mali – darunter bäuerliche Gemeinschaften, die im Bewässerungsgebiet des Office du Niger direkt vom Terror dschihadistischer Gruppen betroffen sind. Das ist der Grund, weshalb wir der Lesart des französischen Präsidenten ausdrücklich widersprechen möchten:
09. Februar 2022 | MINUSMA und EUTM: Informationen und Empfehlungen zur aktuellen Lage in Mali
Diesen Brief haben wir am 09.02.2022 teils per Post, teils per Mail verschickt – er ist auch als Pressemitteilung rausgegangen. Seine Verbreitung ist ausdrücklich gewünscht.
Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung,
sehr geehrte Bundestagsabgeordnete von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CDU, CSU und DIE LINKE,
sehr geehrte Parteivorstände von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CDU, CSU und DIE LINKE,
die politische Situation in Mali spitzt sich immer weiter zu, entsprechend hat sich in den letzten Wochen eine öffentliche Debatte darüber entwickelt, ob Deutschland seine Beteiligung an der UN-Friedensmission MINUSMA sowie an der EU-Ausbildungsmission EUTM überhaupt noch fortführen könne. Als Afrique-Europe-Interact [1] bedauern wir diese Entwicklungen sehr, denn sie bergen die Gefahr einer weiteren Destabilisierung der malischen Gesellschaft.
Gleichzeitig fällt auf, dass der allgemeine Kenntnisstand zur aktuellen Lage in Mali bzw. in den westlichen Sahelländern relativ gering ist – eine Tendenz die damit einhergeht, dass Stimmen aus dem Sahel kaum zu Wort kommen. Das ist der Grund, weshalb wir die in unseren Augen wichtigsten Fragen zusammen getragen und jeweils kurz beantwortet haben – unter ausdrücklicher Bezugnahme auf das, was wir von unseren Kolleg:innen in Mali in Whatsapp-Nachrichten, Telefonaten oder Videokonferenzen mitbekommen.
24. Januar 2022 | Offener Brief an Bundesregierung: Keine Unterstützung der ECOWAS-Sanktionen
Weshalb eine Unterstützung der gegen Mali verhängten ECOWAS-Sanktionen die Krise in Mali massiv verschärfen würde. Diesen Brief haben wir am 24.01.2022 an die Deutsche Bundesregierung und zahlreiche Mitglieder des Deutschen Bundestags geschickt.
Sehr geehrte Frau Bundesaußenministerin Baerbock,
sehr geehrte Frau Bundesministerin Schulze,
sehr geehrte Mitglieder des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung,
sehr geehrte Mitglieder des Unterausschusses Zivile Krisenprävention,
Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln,
sehr geehrte Mitglieder des Unterausschusses Vereinte Nationen, Internationale
Organisationen und Globalisierung,
sehr geehrte Mitglieder des Verteidigungsausschusses,
sehr geehrte Vorstände der Fraktionen von SPD, Bündnis90/Die
Grünen, FDP, CDU/CSU und Die LINKE im Deutschen Bundestag,
als Menschenrechtsorganisation sind wir seit 2010 kontinuierlich in Mali tätig. Dort arbeiten wir schwerpunktmäßig in den Bereichen kleinbäuerliche Landwirtschaft, Geschlechtergerechtigkeit, Migration und Demokratie. In diesem Sinne möchten wir uns heute an Sie wenden, denn die aktuellen Entwicklungen in Mali sind hochgradig beunruhigend [1].
22. Januar 2022 | Demo gegen ECOWAS-Sanktionen (Bilder & Video)
Am 22.01.2022 haben sich Aktivist:innen von Afrique-Europe-Interact an Solidaritätsdemos für Mali in Berlin, Wien und Conacry (Guinea) beteiligt. Aufhänger waren die die von der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS am 09.01.2022 verhängten Sanktionen, nachdem die aus einem Putsch hervorgegangene Übergangsregierung angekündigt hatte, die für Februar 2022 vorgesehenen Wahlen zu verschieben – und zwar nicht gegen den Willen der Bevölkerung, sondern mit ausdrücklicher Zustimmung der Bevölkerung. Weitere Infos finden sich in unseren Offenen Brief an die Bundesregierung vom 24.01.2022 und in einem Kommentar in der tageszeitung taz von unserem Mitstreiter Olaf Bernau. Anlässlich der Demo hatten wir auch ein kleines Solidaritätsvideo erstellt (siehe unten), in dem sich Aktivist:innen unseres Netzwerks aus verschiedenen Ländern zu Wort melden.
Februar 2021 | Sahel: Ökonomische, politische und ökologische Ursachen der Gewalteskalation
Von Olaf Bernau (Afrique-Europe-Interact)
Die Krise im Sahel spitzt sich weiter zu. Begonnen hat es 2012 im Norden Malis. Seit 2016 sind auch die Nachbarländer Burkina Faso und Niger betroffen. Lange dominierten militärische Antworten. Mittlerweile wächst die Bereitschaft, die strukturellen Ursachen des Konflikts stärker zu berücksichtigen.
Der Text findet sich auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung
Dezember 2020 | Unter dschihadistischer Belagerung: Berichte von Bauern und Bäuerinnen aus dem Office du Niger
Afrique-Europe-Interact arbeitet in Mali seit 2012 mit Bauern und Bäuerinnen in der Bewässerungsregion des Office du Niger zusammen. Das Gebiet liegt 270 Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt Bamako. Bereits 2012 ist es im Norden des Office du Niger zu Kämpfen zwischen dschihadistischen Gruppierungen und französischer Armee gekommen. Doch erst seit ungefähr 2017 haben radikale Islamisten begonnen, die Region schrittweise zu unterwandern. Im Norden des Office du Niger werden mittlerweile größere Gebiete von dschihadistischen Gruppen kontrolliert. Hierzu gehört auch die Kommune Dogofry. Einige unserer Mitstreiter*innen schicken regelmäßige Berichte an uns. Ihre Forderung lautet, dass malische Sicherheitskräfte entschiedener gegen Dschihadisten vorgehen. Das aber sei nur durch öffentlichen Druck zu erreichen. In diesem Sinne haben wir uns vorgenommen, in den nächsten Monaten regelmäßig die auf Bamanakan geschickten Meldungen ins Deutsche zu übersetzen.
[Montag, 07.12.2020]
Nachdem es eine große Versammlung von Bauern in Goma-Coura im Kreis Dogofiri wegen der Ängste der Bauern vor Anschlägen während der Reisernte gab, und wegen der Sorgen, wie die Reisernte vollzogen werden kann, wurde beschlossen, dass ab Sonntag den 06.12.2020 nun alle zum Mähen und Dreschen auf die Felder sollten. Die Bauern sollten auf den Feldern größere Gruppen bilden und sich gegenseitig helfen, den Reis zu dreschen. Die in großer Zahl anwesenden „Donso“ versicherten, sie würden sich auf die entsprechenden Felder aufteilen und am Rand zum Buschland über die Feldarbeiter wachen [Donso sind ethnienübergreifende Bruderschaften von Jägern, die traditionell auch als Dorfwächter agieren].
10. November 2020 | Podcast: Teller und Rand - Folge 3: Ein Putsch im Interesse der Bevölkerung (nd)
Nach dem Coup in Mali gegen Präsident Ibrahim Boubacar Keita, arbeitet die Zivilgesellschaft weiter an einer langfristigen Lösung für die schwierige Lage im Land. Anders als beim Coup der Dschihadisten 2012 ist der Regierungswechsel in diesem Jahr tatsächlich der Anstoß zu grund-legenden Veränderungen – und die sind in der gesamten Sahel-Zone bitter nötig. Die bisherigen Eliten haben zu viel Fokus auf die großen Städte gelegt und die Armut auf dem Land ausgeblendet. Gleichzeitig wird das Land von den Folgen des Klimawandels gebeutelt und die Regierungen wirken mehr als hilflos dagegen. Im Mittelteil dieser TR-Episode sprechen wir mit Olaf Bernau von Afrique-Europe-Interact über all diese Dinge.
27. August 2020 | Stellungnahme: Zum Umsturz und zur aktuellen Situation in Mali - Stimmen aus der Zivilgesellschaft
Fokus Sahel ist ein Netzwerk verschiedener NGOs, Organisationen und Netzwerke, die mit unterschiedlichen Partnern vor allem in Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad zusammenarbeiten. Afrique-Europe-Interct ist ebenfalls an Fokus Sahel beteiligt und trägt die vorliegende Stellungname mit.
Am 18. August 2020 trat Präsident Ibrahim Boubacar Keita sowie die gesamte Regierung Malis nach einer Intervention aus den Reihen des Militärs zurück. Das „Comité National pour le Salut du Peuple” (CNSP – „Nationales Komitee zur Rettung des Volkes”) übernahm unter Colonel Assimi Goita die Regierungsgeschäfte und erklärte, das Land durch eine Transitionsphase hin zu Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu führen. Vorausgegangen waren seit Juni anhaltende Massenproteste der Bewegung M5-RFP („Bewegung des 5. Juni / Sammlung der Patriotischen Kräfte“), einer breiten Koalition aus Zivilgesellschaft, politischer Opposition und einer Sammlungsbewegung um den einflussreichen Prediger Mahmoud Dicko (CMAS – „Coordination des mouvements, associations et sympathisants“). Während die M5-RFP anfangs vor allem Wahlfälschung, Korruption und weitreichende Missstände in der Regierungsführung kritisierte, forderte sie später den Rücktritt des Präsidenten. Es kam wiederholt zu Versuchen, diese Proteste durch massive Polizeigewalt niederzuschlagen, dabei wurden mindestens 14 Menschen getötet und über hundert verletzt.
27. August 2020 | Artikel und Kommentare zum Sturz des malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita
Unter der Rubrik Sturz des malischen Präsidenten im August 2020 dokumentieren wir ausgewählte Artikel und Kommentare aus der Tagespresse bzw. von Stiftungen, NGOs und sozialen Bewegungen, die über die Ereignisse berichten, die am 19.08.2020 zum Sturz des malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita geführt haben.
13. Juni 2020 | Für eine multiperspektivische Sahel-Debatte – Antworten an die Forschungsstelle Flucht und Migration
Vorbemerkung: Ausgehend vom Einsatz der Bundeswehr in Mali hat sich in den letzten Monaten eine Debatte zwischen uns, dem transnationalen Netzwerk Afrique-Europe-Interact, und der Informationsstelle Militarisierung in Tübingen (IMI) sowie der Forschungsstelle Flucht und Migration in Berlin (FFM) entwickelt. Während IMI und FFM die Debatte vor allem unter antimilitaristischen bzw. staatskritischen Gesichtspunkten angehen, ist die Auseinandersetzung in unseren Augen vor allem deshalb wichtig, weil sie die Frage aufwirft, was transnationale Analyse, Zusammenarbeit und Solidarität im 21. Jahrhundert bedeuten, vor allem, wie sich Perspektiven verschieben, wenn Problemlagen multiperspektivisch betrachtet werden, also nicht nur aus einem nördlichen Blickwinkel (Deutschland), sondern auch aus einem südlichen Blickwinkel (Sahelländer), und dort wiederum aus jeweils lokalen Erfahrungskontexten heraus.
Vor diesem Hintergrund würden wir eine allgemeine Auseinandersetzung mit den diesbezüglichen Fragen begrüßen, auch jenseits des Bundeswehreinsatzes in Mali. Wer mit der Situation in Mali bzw. im Sahel nicht vertraut ist, sei auf die Dokumentation einer von Afrique-Europe-Interact mitausgerichteten Sahel-Konferenz verwiesen, die im März 2019 in Frankfurt stattgefunden hat, überwiegend mit Referent*innen aus Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad
27. April 2020 | Wer sich zu Militäreinsätzen im Sahel äußert, sollte sich auch für den Sahel interessieren
Antworten von Afrique-Europe-Interact an die Informationsstelle Militarisierung [27.04.2020]
Vorbemerkung: Die Sahelländer Mali, Niger und Burkina Faso sind seit 2012 zunehmend von einer Vielzahl unterschiedlicher Gewaltdynamiken betroffen. Das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact ist in allen drei Ländern mit Mitgliedsgruppen vertreten. Schwerpunkt ist Mali, wo sich seit 2010 eine enge Zusammenarbeit zwischen malischen und europäischen Initiativen entwickelt hat. In diesem Sinne hat sich Afrique-Europe-Interact seit 2012 immer wieder zu den verschiedenen Konflikten in der Sahelzone öffentlich geäußert. Unsere letzte Intervention erfolgte im Februar 2020 in Gestalt eines offenen Briefes an die Bundesregierung – dies vor allem mit Blick auf die vom Bundestag jährlich zu entscheidende Frage, ob bzw. wie sich die Bundeswehr weiterhin an der UN-Mission MINUSMA in Mali beteiligen sollte. In diesem Brief haben wir vor allem ausgeführt, dass die verschiedenen Konfliktlagen in Mali ökonomische, politische und soziale Ursachen hätten und insofern nicht militärisch gelöst werden könnten. Entsprechend weisen wir auch darauf hin, dass die militärischen Maßnahmen im Sahel drastisch zu reduzieren und zudem ihr konkreter Zuschnitt zugunsten von MINUSMA und G5 zu verändern sei (die G5 bzw. genauer die G5 Force conjointe setzen sich aus den Armeen der G5-Sahelländer Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad zusammen).
26. März 2020 | Sahelpolitik: Reaktion auf die Polemik der Informationsstelle Militarisierung gegen AEI
Diesen kurzen Text haben wir als Vorbemerkung anlässlich der Verschickung unseres Offenen Briefes an die Bundesregierung bezüglich der deutschen bzw. europäischen Sahel-Politik verfasst. Zugleich stellt dieser Text auch eine erste Reaktion auf eine harsche Polemik dar, die Christoph Marischka von der Informationsstelle Militarisierung am 16. März 2020 unter dem Titel Grundsätzliches Missverständnis der deutschen Außenpolitik in Mali. Afrique-Europe-Interact und das Phantasma militärisch gestützter Selbstermächtigung veröffentlicht hat.
Zu Recht steht derzeit die Corona-Krise im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Und doch bedeutet dies nicht, dass andere Krisen nicht mehr existieren würden, ganz zu schweigen davon, dass sich viele der Krisen potentiell wechselseitig verstärken. Vor diesem Hintergrund möchten wir auf einen offenen Brief hinweisen, den wir – das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact – am 16. Februar an die Bundesregierung sowie zahlreiche Bundestagsabgeordnete geschrieben haben:
16. Februar 2020 | UN-Mission MINUSMA in Mali: Offener Brief von AEI an Bundesregierung und Bundestag
Folgenden Brief zur aktuellen Situation im Sahel hat Afrique-Europe-Interact am 16. Februar 2020 sowohl an die Bundesregierung als auch an verschiedene Mitglieder des Deutschen Bundestags geschickt. Grundsätzlich ist es uns nicht einfach gefallen, einen solchen Brief zu verfassen. Denn der Brief ist eine realpolitische Stellungnahme und setzt sich daher auch mit dem Umstand auseinander, dass unter den gegebenen Bedingungen auf militärische Gewalt gegen bewaffnete (dschihadistische) Gruppen nicht gänzlich verzichtet werden kann – auch wenn wir (als Hauptstoßrichtung) immer wieder betonen, dass der Konflikt nur unter der Voraussetzung gelöst werden kann, dass sich die konkreten Lebensverhältnisse für die Masse der Bevölkerung grundlegend ändern. Dass wir uns trotz unserer Bedenken zu einer solchen Stellungnahme entschlossen haben, hat zwei Gründe: Zum einen erwarten unsere Mitstreiter*innen in Mali, dass wir uns eindeutig positionieren, und eindeutig heißt in diesem Fall vor allem: unter Berücksichtigung der von ihnen – die in dieser Region leben – formulierten Einschätzungen.
01. Februar 2020 | Klimawandel und Gewalteskalation im Sahel
In folgendem schildert Olaf Bernau von Afrique-Europe-Interact, inwiefern der Klimawandel die aktuelle Gewaltdynamik im Sahel zuspitzt. Der Text ist in leicht gekürzter Version in der Februar-Ausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik erschienen – dort unter dem Titel “Kampffeld Sahelzone: Wie der Dschihadismus von der Klimakrise profitiert”.
Am 23. März 2019 fielen in dem Dorf Ogossagou im Zentrum Malis 160 Menschen einem Massaker zum Opfer, auch ihre Tiere wurden getötet und sämtliche Häuser niedergebrannt. Betroffen waren Angehörige der Fulbe, einem halbnomadischen Hirtenvolk, das in zahlreichen Ländern Westafrikas lebt und zu dem ca. 40 Millionen Menschen gehören. Verantwortlich für den fatalen Angriff soll eine von der Regierung unterstützte Miliz der Dogon gewesen sein – eine vor allem Ackerbau betreibende Volksgruppe, die aufgrund ihrer Maskenkunst und ihrer zum Weltkulturerbe gehörenden Felsendörfer weit über Afrika hinaus Bekanntheit erlangt hat. Das Massaker von Ogossagou löste vielerorts Entsetzen aus, zumal es nicht das erste seiner Art gewesen ist: Allein im Zentrum Malis haben in den letzten zwei Jahren über 1.000 Zivilist*innen und Militärs ihr Leben verloren, auch in den Nachbarländern Burkina Faso und Niger ist die Gewalt seit 2018 förmlich explodiert. Hinzu kommt, dass in den am stärksten betroffenen Gebieten 1.800 Schulen geschlossen sind, 5,1 Millionen Menschen Lebensmittelhilfe erhalten und 450.000 Menschen ihre Dörfer verlassen haben.
13. Januar 2020 | Vertreter von Afrique-Europe-Interact als Sachverständiger im Deutschen Bundestag
Wie sich das in UN-Friedensmissionen Erreichte nach deren Beendigung besser absichern lässt, wann der richtige Zeitpunkt für den Rückzug ist und wie der Übergang von Konflikten hin zu einer nachhaltigen Entwicklung gelingen kann, das war Gegenstand einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung der Unterausschüsse „Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln“ sowie „Vereinte Nationen, Internationale Organisationen und Globalisierung“ des Auswärtigen Ausschusses am Montag, 13. Januar 2020. Neben Vertreter*innen der Bundesregierung waren auch externe Sachverständige geladen. Hierzu gehörte auch Olaf Bernau, der als Vertreter von Fokus Sahel und Afrique-Europe-Interact über die Frage gesprochen hat, inwieweit die Krise im Sahel nicht militärisch zu lösen ist, sondern langfristige Veränderungen in politischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht erfordert.
01. Dezember 2019 | Dschihadismus im Alltag. Zum Rauchen in den Wald, mit Angst auf‘s Feld
Erschienen in der Zeitung Nr. 10 von Afrique-Europe-Interact (Dezember 2019)
Weltweit sinkt die Anzahl islamistischer Terroranschläge. Nur in wenigen Regionen steigt sie, so auch im Sahel. Dort sind wir als Afrique-Europe-Interact in Gegenden aktiv, in denen Dschihadismus eine immer größere Rolle spielt. Davon tagtäglich betroffen sind unsere Mittstreiter*innen von der kleinbäuerlichen Basisgewerkschaft COPON, mit denen wir im November während einer Delegationsreise gesprochen haben. Wir dokumentieren hier die Eindrücke einiger Aktivist*innen der COPON, die ihre richtigen Namen nicht genannt haben wollen. In ihrer Gegend sind vor allem Einheiten aktiv, die sich der Macina-Befreiungsfront unter Führung von Amadou Kouffa zuordnen. Die Erfahrungen unser Mitstreiter*innen machen deutlich, dass Islamisten nicht nur töten, sondern Schritt für Schritt den Alltag durchdringen, soziales Leben zerstören und bäuerliche Organisierung erschweren.
März 2019 | Wege aus der Gewalt? Dokumentation einer Tagung zu gewaltsamen Konflikten im Sahel
Am 27./28. März 2019 hat in Frankfurt eine Tagung unter dem Titel “Wege aus der Gewalt? Gesellschaftliches Engagement im Kontext politischer Destabilisierung und gewaltsamer Konflikte im Sahel” stattgefunden – fast ausschließlich mit Referent*innen aus den Sahelländern. Die Konferenz wurde von Fokus Sahel organisiert, einem Zusammenschluss von NGOs und zivilgesellschaftlichen Organisationen, an dem auch Afrique-Europe-Interact beteiligt ist. In diesem Sinne findet sich hier der Bericht von der Tagung, den Olaf Bernau verfasst hat, der zum Bremer Koordinationsteam unseres Netzwerks gehört. Den Bericht zu teilen, ist uns vor allem deshalb wichtig, weil dort ausführlich all jene Probleme geschildert werden, mit denen wir in unserer täglichen Arbeit in Mali, Niger und Burkina Faso konfrontiert sind – von der allgemeinen Sicherheitslage bis hin zu korrupten Landvergabepraktiken.
Der Text steht sowohl als doc-Datei als auch als gelayoutete Broschüre (PDF) zur Verfügung. Die Broschüre kann zudem bei Afrique-Europe-Interact bestellt werden: info@afrique-europe-interact.net
Oktober 2013 | Kritische Anmerkungen zu Helmut Dietrichs Aufsatz „Nord-Mali / Azawad im Kontext der Arabellion“
Von NoLager Bremen (aktiv bei Afrique-Europe-Interact). Erschienen in: Sozial.Geschichte Online, 11/2013)
Unter dem Titel Nord-Mali/Azawad im Kontext der Arabellion hat Helmut Dietrich von der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration jüngst in der Zeitschrift Sozial.Geschichte Online (Heft 10/2013) einen Text veröffentlicht, in dem er am Beispiel Nord-Malis der Frage nachgeht, inwiefern die an verschiedenen Orten der Sahara zwischen Herbst 2010 und Ende 2011 periodisch aufgeflammten Jugendproteste als Teil jenes „historischen Bruchs“ zu begreifen wären, die als „Arabellion“ oder „Arabischer Frühling“ bekannt geworden sind. Der Artikel berührt eine Vielfalt an Fragen und Themen (so vielfältig, wie jene Region halt ist), wobei drei Thesen im Zentrum stehen: Erstens, dass der im Januar 2012 begonnene Tuareg-Aufstand der MNLA („Mouvement national de libération de l'Azawad“) seinen Ausgang von Protestversammlungen von rebellierenden Jugendlichen in Sahara-Städten wie Timbuktu genommen habe, bei denen vor allem der „ungerechte Umgang mit der Region“ durch die Zentralregierung in Bamako sowie die Vertreibung der Armen kritisiert worden seien (letzteres auch im Zuge einer sich seit Anfang 2010 regional zugespitzt habenden Hungersnot). Zweitens, dass diesen Protesten kein nationalistischer Impuls zugrunde gelegen habe, sondern ein inklusives Verständnis des so genannten „Volkes des Azawad“ – bestehend insbesondere aus Peulhs, Songhais, Tuareg und Arabern. Und drittens, dass es seit Oktober 2011 zu einer „Militarisierung“ dieser Jugendrebellion gekommen wäre, die am 6. April in die vorübergehende Eroberung des gesamten Nordens Malis durch die Tuareg-Rebellen der MNLA eingemündet sei (bevor diese ihrerseits von islamistischen Milizen verdrängt wurden).
Februar 2013 | Krieg in Mali: Wie Frankreich seine Vormachtstellung in Westafrika verteidigt.
Die Stellungnahme von Afrique-Europe-Interact zur französischen Militärintervention in Mali wurde mittlerweile auch von der Rosa-Luxemburg-Stifung als eigene Publikation in leicht veränderter Form veröffentlicht (Februar 2013).
Während in hiesigen Debatten um die Militärintervention in Mali fast ausschließlich aus einer geostrategischen (Metropolen-) Perspektive argumentiert wird, bleiben die politischen Auseinandersetzungen innerhalb Malis beziehungsweise Westafrikas weitgehend unerwähnt. Dabei zielt die von Frankreich am 11. Januar 2013 begonnene Militärintervention nicht zuletzt darauf ab, Partei im innermalischen Konflikt zu ergreifen, um den demokratischen Aufbruch in Mali und eine basisdemokratische Selbstermächtigung in ganz Westafrika zu verhindern.
Dezember 2012 | Koloniales Erbe. Stichworte zum jahrzehntelangen Tuaregkonflikt im Norden Malis
Dieser Text ist im Dezember 2012 in einer 4-seitigen taz-Beilage von Afrique-Europe-Interact erschienen.
Seit militante Islamisten im Juni diesen Jahres die Macht im gesamten Norden Malis erobert haben, sitzt der Schock tief. Denn Salafismus und Fundamentalismus haben bislang im traditionell toleranten, stark von sufistischer Mystik geprägten Islam des westafrikanischen Landes so gut wie keine soziale Basis. Entsprechend groß ist unter der überwiegend muslimischen Bevölkerung der Wunsch, das mit skrupelloser Brutalität durchgesetzte Scharia-Joch baldmöglichst wieder abzuschütteln. Gleichwohl sollte hierzulande der seit der Unabhängigkeit 1960 ungelöste Konflikt zwischen Tuareg-Bevölkerung im Norden und Zentralregierung in Bamako nicht aus dem Blick geraten. Denn unstrittig ist, dass die Islamisten – unter ihnen die Al Qaida des Maghreb – ohne den Aufstand der zunächst mit ihnen verbündeten Tuareg-Rebellen nie ein Gebiet von der Größe Frankreichs unter ihre Kontrolle gebracht hätten (vgl. Infobox).