Ökologisches Künstler_innendorf in Guinea
Die panafrikanische Künstler_innengruppe Fasokele gehört zu den Gründungsmitgliedern von Afrique-Europe-Interact in Mali. Jetzt will die Gruppe ihren schon lange gehegten Traum wahrmachen und ein ökologisches Künstler_innendorf in Guinea aufbauen – ca. 25 Kilometer von der Stadt Kindia entfernt. Bei einem Interview in Bamako haben sie entlang diverser Stichworte Auskunft über ihre Pläne und Ideen gegeben. Genauere Informationen folgen im Laufde des Januars an dieser Stelle.
Die ersten Anfänge: Wir sind alle Künstler_innen und in dieser Rolle willst du anderen etwas vermitteln. In unserer Kunst, unserer Musik geht es um Themen wie Solidarität, Gleichheit oder den Schutz der Umwelt. Wir haben uns also zusammengetan, um uns gegenseitig zu ermutigen und zu stärken. Denn als Afrikaner_innen sind wir ziemlich traumatisiert. Es geht uns aber nicht darum, uns für das schlechte Leben zu rächen – sonst bist du am Ende der Allerunglücklichste! Oder anders ausgedrückt: Für uns als Faso Kele ist ein respektvoller Umgang die zentrale Grundlage. Wenn wir uns hierauf verständigen können, dann werden wir gemeinsam das gute Leben finden.
Natur: Wir denken, dass es uns weiterbringt, nach den Prinzipien der Natur zu leben. Wir wollen erstmal mit 2 Hektar Boden starten, um Aufforstung zu betreiben und einen Garten anzulegen. Bei den Bäumen handelt es sich um Bäume und Pflanzen mit Heilstoffen und essbaren Anteilen. Denn wie wir alle wissen, kommt die Gesundheit als erstes, aber auch die Ernährung ist sehr wichtig. Gleichzeitig schützt die Aufforstung die Natur. Somit entsteht eine Verbindung zwischen uns und der Natur. Auf der anderen Seite gibt es viel Umweltverschmutzung, die Abfälle kommen aus den Städten und vergiften die Böden und die Luft auf dem Land, das ist sehr gefährlich! Wir kämpfen gegen die Produktion von Plastik und für Recycling. Deshalb haben wir bereits ein Theaterstück über die schwarzen Tüten gemacht, die überall in Afrika zirkulieren.
Rückzug: In einem solchen Dorf zu leben, heißt für uns auf keinen Fall Rückzug, sondern die Möglichkeit, auch andere aufzunehmen, um sich politisch auszutauschen. Vor allem wollen wir uns auch mit der Bevölkerung vor Ort zusammentun. Wir glauben nicht, dass es einfach wird, aber die praktische Umsetzung wird vieles klarer machen.
Kontakt mit jungen Migrant_innen: Wir haben schon in Bamako viele junge Migrant_innen begleitet. Wenn die Leute sich melden, dann schicken wir sie nicht weg! Wir nehmen uns viel Zeit, um sie zu beraten. Wir müssen heulen, wenn sie gehen, aber wir möchten auch klarstellen: Ihr entscheidet, ob ihr bleibt oder geht! Und die, die einmal los sind, da ist echt Power dahinter! Im Fasokele-Dorf werden wir damit weitermachen. Die jungen Leute können kommen, um sich auszuruhen oder neue Ideen zu erhalten. Wir können ihnen auch helfen, ihre künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten zu entwickeln. In diesem Sinne werden wir auch unser Theaterstück zu Oury Jalloh weiterspielen. Nicht nur, um sein Leben nachzuerzählen, sondern auch, um bewusst zu machen, wie die Ungerechtigkeit besonders Afrikaner_innen in Europa krass trifft. Und auch um klar zu machen, dass Europa nicht das Paradies ist. Im Gegenteil: Du kannst überall ohne Sorgen leben, in Ruhe und im Einklang mit der Natur. Wir glauben, dass das Paradies dort ist, wo du dich frei fühlst, wo du weißt, was du bist, wo du Respekt und Beachtung findest.
Entwicklung: Die Entwicklung beginnt nicht erst durch die Regierung, sondern durch uns selbst. Wir sind die primären Opfer der sogenannten Unterentwicklung. Wir glauben, dass es der Einsicht bedarf, dass wir unseren eigenen Raum entwickeln müssen. Und das Dorf ist in unseren Augen ein geeigneter Ort, um auf dieses Bedürfnis zu antworten, um Bewusstsein herzustellen, um dem Mangel, den die Jugend empfindet, etwas entgegenzusetzen. Wir möchten dem Exodus der Migration etwas entgegensetzen, egal ob die Leute aus Hunger oder wegen der Arbeitslosigkeit gehen.
Festival für eine Welt ohne Grenzen: Wir werden bei unserem jährlichen Festival im Januar die Idee von unserem Dorf ebenfalls verbreiten. Das Festival ist ein sehr wichtiges Werkzeug, wir können uns dort auf der Bühne zu allen Themen äußern, zur Migration, zum Landraub, zum Schutz der Umwelt oder zu sozialen Fragen. Es sind drei Tage mit Musik, Debatten und Kleinkunst-Workshops, wo wir viele Leute erreichen. Es ist an der Zeit, dass wir Künstler_innen uns noch stärker in die Gestaltung der Welt einbringen. Unsere Ideen für ein gutes Leben für alle beruhen darauf, den Menschen mitzuteilen, dass die Menschlichkeit einen Platz in unserer Welt hat. Und das ist es, was wir wollen, das ist unsere Liebe.