Als Reaktion auf die gezielte Verfolgung subsaharischer Migrant:innen und einem enormen Mangel an halbwegs sicheren Rückzugsräumen in Tunesien, hat sich die Tunesien Arbeitsgruppe von Afrique-Europe-Interact im Frühjahr 2023 entschlossen eine Wohnung in Tunis anzumieten und Migrantinnen und ihren Familien zur Verfügung zu stellen.

Zu den Hintergründen:
Seit Jahrzehnten gilt Tunesien als wichtiges Ziel-/ Transitland für Migrant:innen aus Subsahara Afrika. Entweder, um von dort anschließend über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen oder um vor Ort in Tunesien die eigene ökonomische Lage zu verbessern. Dabei galt Tunesien gegenüber anderen nordafrikanischen Ländern, wie Libyen, Algerien oder Marokko für die Migrant:innen lange als vergleichsweise sicher.
Spätestens seit Anfang 2023 hat sich die Situation jedoch erheblich verschlechtert. U.a. der Druck der Europäischen Union (mit dem primären Ziel die Migration über das Mittelmeer zu stoppen) veranlasste den tunesischen Präsidenten Kais Saied Ende Februar 2023 zu einer viel beachteten Rede mit äußerst rassistischer Rhetorik, gerichtet gegen alle subsaharischen Migrant:innen in Tunesien. Es folgten landesweite Hetzjagden auf Schwarze Menschen und eine heftige staatliche Repressionswelle, die sich in der Folge auch gegen zahlreiche Unterstützer:innen von Migrant:innen in Tunesien richtete (NGOs, Einzelpersonen aus der Zivilgesellschaft etc.).
Der Alltag der Migrant:innen ist bis heute geprägt von gewaltsamen Übergriffen durch staatliche Akteure und die tunesische Bevölkerung, Verhaftungen, illegale Abschiebungen in die Wüste usw.

Für weitere Eindrücke zur aktuellen Situation in Tunesien:
-> Interview mit Marie Victoire, die seit 2023 mit ihrer Familie in der Wohnung in Tunis lebt. Das Interview befindet sich auf Seite 2 der AEI-Zeitung aus Dezember 2024: Zur Zeitung
-> knapp 10-minütiger Dokumentarfilm u.a. mit Bildern zur Lage Nahe der Küstenstadt Sfax: Zum Video