20. November 2021 | Bericht von der Togo-Doppelkundgebung in Bonn mit Bildern
Am 05. November 2021 fand eine Doppelkundgebung der togoischen Diaspora vor dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Bonn sowie am Bonner Marktplatz statt. Unter dem Motto “Nein zur Unterstützung der Diktatur in Togo durch die Bundesregierung! Nein zu staatlicher Repression und politischen Gefangenen in Togo!” versammelten sich etwa 50 Menschen, mehrheitlich Migrant:innen und Geflüchtete aus Togo, um für einen demokratischen Wandel in Togo, einen Stopp aller Abschiebung nach Togo sowie für eine Entwicklungspolitik, die die fundamentalen Menschenrechte achtet, zu demonstrieren. Organisiert wurde die Aktion von Afrique-Europe-Interact sowie von der Dachorganisation der togoischen Diaspora in Deutschland (Diaspora Togolaise en Allemagne).
Bereits um 7:30 fand sich eine Gruppe von knapp 10 Aktivist:innen vor dem BMZ ein, um Flugblätter an die Mitarbeitenden des Ministeriums zu verteilen und sie so über unsere Forderungen zu informieren (der Text des Flugblattes kann hier nachgelesen werden). Gegen 10 Uhr stieß dann eine größere Gruppe von togoischen Aktivist:innen aus Stuttgart dazu sowie weitere Vertreter:innen der Diaspora aus Düsseldorf und Hamburg, sodass die eigentliche Kundgebung beginnen konnte. In den Redebeiträgen wurde – neben einer Anprangerung der togoischen Familiendiktatur und der desaströsen Menschenrechtslage in Togo – auch auf unseren Briefwechsel mit der Bundesregierung Bezug genommen. Denn der von uns kritisierte Kuschelkurs der Bundesregierung mit dem togoischen Regime zeigte sich zuletzt bei einem Besuch des togoischen Außenministers in Deutschland und der Vereinbarung einer sogenannten Reformpartnerschaft zwischen den beiden Ländern. Schließlich fand ein kurzes Gespräch mit einem Vertreter des BMZs statt, in dessen Verlauf wir unter anderem zwei Stellungnahmen aus Togo (von der togoischen Oppositionsgruppe „Front Citoyen Togo Débout“ sowie vom „Komitee für die Freilassung aller politischen Gefangenen”) übergeben konnten.
Gegen 12 Uhr wurde die Kundgebung auf dem belebten Bonner Marktplatz fortgesetzt – mit zahlreichen Redebeiträgen, Liedern und Sprechgesängen. Dabei war bemerkenswert, dass mittlerweile auch Vertreter:innen der togoischen Diaspora in Belgien eingetroffen waren, die in ihren Redebeiträgen unter anderem Verbindungen zwischen der Familiendiktatur in Togo und weiteren diktatorischen Regimen wie in Kamerun herstellten. Zudem hielt ein Vertreter von Afrique-Europe-Interact einen Redebeitrag rund um das Thema “Freihandel”, um auch einen exemplarischen Blick auf das ökonomische Machtgefälle zwischen afrikanischen und europäischen Ländern zu werfen (der Beitrag kann hier nachgelesen werden).
Mit der Doppelkundgebung in Bonn konnten wir sicherlich einen gewissen Druck auf das BMZ ausüben. Entsprechend wurde uns in dem Gespräch mit einem Beamten des Ministeriums das Angebot zu einem Gespräch im Ministerium unterbreitet – und hierzu gehörte auch die Feststellung, dass das BMZ zukünftig die Fragen der Menschenrechte noch stärker berücksichtigen wolle (was durchaus auch als Kritik am Kurs der bisherigen Bundesregierung gemeint war). Wichtiger dürfte allerdings der Druck auf das togoische Regime gewesen sein. Denn nicht nur wurde auf der togoischen Nachrichtenseite ici.lome von der Doppelkundgebung berichtet; wir wurden auch von mehreren Journalist:innen aus Togo kontaktiert. Dies zeigt, dass unsere Aktion in einer kritischen Öffentlichkeit in Togo durchaus wahrgenommen wurde – und auch vonseiten des togoischen Regimes dürfte sie nicht unbemerkt geblieben sein. Denn die Resonanz aus Togo selbst zeigt, dass Protest trotz zunehmender politischer Repression und einer weitverbreiteten Desillusionierung und Angst in der togoischen Opposition und in der Diaspora weiterhin möglich ist und auch in Togo Gehör findet.