April 2016 | Die „Cotton Four“ – Baumwollanbau in Westafrika und warum die WTO versagt
Expert*innen von Misereor und Germanwatch diskutierten mit der Parlamentariergruppe Französischsprachige Staaten West- und Zentralafrika unter dem Vorsitz von Uwe Kekeritz die Situation der Cotton Four (C4), einem Zusammenschluss der baumwollexportierenden Länder Benin, Burkina Faso, Mali und Tschad. Ihre Forderungen an die Politik sind klar: endlich faire Chancen.
Baumwolle wird in Westafrika vor allem kleinbäuerlich angebaut, stellt aber eine wichtige Quelle für Deviseneinnahmen vieler Länder dar. In den C4-Staaten trägt die Baumwollproduktion mit etwa dreizehn bis zwanzig Prozent zum BIP bei. Der überwiegende Teil der in C4-Saaten angebauten Rohbaumwolle wird exportiert, vor allem nach Asien. So kommt es, dass Westafrika mit ca. 3,5 Prozent der Weltproduktion gleichzeitig einen erheblich größeren Teil der auf dem Weltmarkt gehandelten Baumwolle stellt (ca. 8%). Und der Weltmarkt ist auch Stein des Anstoßes für die Beschwerden der C4-Länder. Der Grund: Subventionen für Baumwollproduzenten in den USA drücken die Preise erheblich.
Bio-Baumwollproduktion als ökologische und soziale Lösung (Helvetas/Schweiz)
Konventioneller Baumwollanbau schadet der Umwelt
Baumwolle wird auf weniger als 3% der weltweiten Landwirt-schaftsfläche angebaut. Gleichzeitig wird aber rund ein Viertel der global in der Landwirtschaft benutzten Pflanzenschutzmittel (Pestizide) im Baumwollanbau eingesetzt. Dabei handelt es sich um Spritzmittel gegen Schädlinge und Unkräuter. Dieser massive Einsatz von chemischen Mitteln hat viele negativen Konsequenzen. Hier einige davon:
Testgelände für Monsanto
Burkina Faso hat gegen den Willen der Baumwollproduzenten genmanipuliertes Saatgut bestellt
Von Françoise Gérard
Seit dem Jahr 2001 werden in Burkina Faso Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Organismen gemacht, der sogenannten Bt-Baumwolle.1 Doch erst zwei Jahre später wurde bei einem Workshop des Verbraucherschutzbunds zur Biosicherheit öffentlich bekannt, dass die Regierung in Ouagadougou mit dem berüchtigten US-amerikanischen Saatguthersteller Monsanto vertraglich eine Partnerschaft zum Anbau genetisch veränderter Organismen (GVO) eingegangen war.
Baumwolle für die Rue Monceau
Ein Unternehmen aus der Kolonialzeit wird privatisiert - zum Schaden der afrikanischen Erzeuger
Von Olivier Piot
Ein altmodischer Schriftzug ziert das schlichte Firmenschild von Dagris an einer Häuserfassade in der Rue Monceau in Paris. Dagris steht für “Développement des agro-industries du Sud”. So nennt sich seit 2001 das Unternehmen, das 1949 als CFDT (“Französische Gesellschaft für die Entwicklung von Textilfasern”) gegründet wurde. Die Initialen wie auch die Geschäfte von Dagris blieben der französischen Öffentlichkeit bis heute weitgehend unbekannt. Allenfalls ein paar Fachleute wissen etwas über diese große, auf afrikanische Baumwolle und Ölpflanzen spezialisierte Unternehmensgruppe.
Bauernjury in Sikasso
In Mali wehren sich die Baumwollbauern gegen die Einführung transgener Sorten
Von Roger Gaillard
Der große, schlanke Mann im türkisfarbenen Gewand sprang auf, ergriff das Mikrofon, deutete mit dem Zeigefinger in die Luft, in Richtung der Ventilatoren, die die Mittagshitze umwühlten, und wandte sich in der Regionalsprache Bambara an die Versammelten: “Warum sollen wir armen Bauern die Genpflanzen akzeptieren, wenn die reichen Bauern des Nordens sie ablehnen?” Zustimmendes Gemurmel aus dem Publikum.
Baumwolle in Mali und Gambia
Stellungnahme der Baumwollproduzenten zu den Reformen im afrikanischen Baumwollsektor. Mali - Gambia
Während der Kolonialisierung kontrollierte die „Compagnie Francaise de Développement des Textiles“ (CFDT) den Baumwollsektor. Mit Erreichen der Unabhängigkeit wurde er verstaatlicht. Nachdem der Baumwollsektor eine Zeit lang zur Verbesserung der Lebensbedingungen, vor allem der in den ländlichen Gebieten siedelnden Bevölkerung, beigetragen hatte, ist er nun in eine Reihe von Krisen geraten, deren Ausmaße sich nach Funktion und Größe des Sektors im jeweiligen Land unterscheidet.
Baumwolle in Senegal
Die Meinung der Baumwollerzeuger über die Reform in den afrikanischen Baumwollsektoren (Senegal)
Enda-Diapol
Seit der Kolonialzeit hat die Baumwolle eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in vielen afrikanischen Länden gespielt. Folglich haben diese Länder einen wesentlichen Teil ihres Exporterlöses aus der Erfahrung im Anbau von Baumwolle gewonnen. Darüber hinaus bildet ihr Anbau einen wichtigen Teil der Erwerbstätigkeit in West- und Zentralafrika. In diesen Ländern stellt der Anbau von Baumwolle für die ErzeugerInnen eine wichtige Einkommensquelle dar. Die Baumwolle hat auch zur Verbesserung der Ernährungssicherheit derjenigen beigetragen, die sie dank der Entwicklung von Mischkulturen aus Nahrungsmitteln und Baumwolle angebaut haben.