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Baumwolle in Senegal

Die Meinung der Baumwollerzeuger über die Reform in den afrikanischen Baumwollsektoren (Senegal)

Enda-Diapol

Die Baumwolle, wichtige Einkommensquelle der ländlichen Bevölkerung und Motor der nationalen Ökonomie der Baumwollstaaten

Seit der Kolonialzeit hat die Baumwolle eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in vielen afrikanischen Länden gespielt. Folglich haben diese Länder einen wesentlichen Teil ihres Exporterlöses aus der Erfahrung im Anbau von Baumwolle gewonnen. Darüber hinaus bildet ihr Anbau einen wichtigen Teil der Erwerbstätigkeit in West- und Zentralafrika. In diesen Ländern stellt der Anbau von Baumwolle für die ErzeugerInnen eine wichtige Einkommensquelle dar. Die Baumwolle hat auch zur Verbesserung der Ernährungssicherheit derjenigen beigetragen, die sie dank der Entwicklung von Mischkulturen aus Nahrungsmitteln und Baumwolle angebaut haben. Allerdings haben die afrikanischen Baumwollsektoren in den letzten Jahren einen tiefgreifenden institutionellen Wandel erfahren, ausgelöst durch interne Schwierigkeiten (zu wenig Regen, Verarmung und Erosion des Bodens, Lieberalisierung und Privatisierung des Baumwollsektors, etc.) und externe Schwierigkeiten (Subventionen, Euro/ Dollar-Wechsel, Auf und Ab des Weltmarktes). Diese Veränderungen haben, je nach ihrer Ausgestaltung und Umsetzung, die afrikanischen Baumwollsektoren in Ausgeglichenheit oder größere Schwierigkeiten geführt.

Der senegalesische Baumwollsektor

Der Anbau von Baumwolle wurde im Senegal nach der Unabhängigkeit genau Anfang der 1960er Jahre eingeführt. 1964 hat sich die CFDT im Land niedergelassen, um den Anbau zu entwickeln und die von Erdnuss abhängige Landwirtschaft zu diverzifizieren. Zehn Jahre nach der Gründung wurde die CFDT durch die Gesellschaft für Entwicklung und Textilfasern (Sodefitex: Societe de Developpement et des Fibres Textiles) ersetzt. Anlässlich der Gründung im Jahre 1974 hat die Firma eine Strategie entwickelt, die auf einer Intensivierung des Baumwollanbaus in den dafür günstigen Anbaugebieten basiert. Um die Strategie umzusetzen, hat die Sodefitex Saatgut umsonst an die Baumwollbauern verteilt und sich vergewissert, dass die Baumwollprodukte abgenommen wurden. Anfang der 80er Jahre hat sich die Sodefitex mehr und mehr für den Produktionsablauf als Ganzes interessiert, um die Produktion zu erhöhen. Dafür hat sie eine Politik der funktionalen Alphabetisierung verfolgt, charakterisiert durch die technische Ausbildung von Menschen vom Land. Diese Politik zeigte in den Baumwollgebieten schnell Wirkung und führte zu einer besseren Beherrschung der Anbaustechniken durch die Bauern und Bäuerinnen.

Im Jahre 1989 gab es ein wichtiges Ereignis, die einseitige Entscheidung der Sodefitex die Subventionen von Insektiziden um 50% zu senken. Das hat einen nie da gewesenen Streik, damals “fronde du coton” (Baumwollschleuder) genannt, ausgelöst. In diesem Jahr ist die Produktion deutlich gesunken. Nach dem Streik hat die Sodelitex versucht, die Beziehungen mit den Bauern/Bäuerinnen einigermaßen wiederherzustellen. Ein beratendes Komitee wurde eingesetzt, gewählt von Delegierten der Bauern/Bäuerinnen aus allen Baumwollgebieten. Die Bauern/Bäuerinnen haben, sich ihrer Bedeutung für die Branche bewusst, einen Organisierungs- und Professionalisierungsprozess angestoßen, der 1998 zur Gründung der nationalen Föderation der Baumwollbauern (FNPC : Fédération Nationale des Producteurs de Coton) führte. Die FNCP fasst insgesamt 1800 Bauerngruppierungen (GPC : Groupement de producteurs). Der Beginn der FNPC hat das Ende der Bevormundungsbeziehung zwischen der Sodefitex und den Bauern/Bäuerinnen markiert, und hat dei Grundsteine einer gleichberechtigteren, partnerschaflichen Beziehung zwischen den beiden Hauptakteuren der Branche gelegt.

Um diese Beziehung zu bekräftigen, haben die Sodifex und die FNPC im Jahr 2000 eine Qualitäts-Charta unterschrieben. Die beiden Organisationen haben sich verpflichtet, sich gemeinsam für eine Verbesserung der Qualität der produzierten Baumwolle einzusetzen. Im folgenden Jahr 2001 wurde von der Regierung, der Sodefitex und der FNPC ein Rahmenabkommen unterschrieben. Dieses Abkommen bildet den Erfolg eines langen Abstimmungs- und Konsensprozesses zwischen den verschiedenen Hauptakteuren des Baumwollsektors. In dem Abkommen hat sich die FNPC verpflichtet, die Baumwollqualität zu verbessern, die Hektarerträge zu erhöhen und zu versuchen, die maximale Kapazität der Sodefitex-Anlagen, auf 65000 T Baumwoll-Saatgut geschätzt, zu erreichen. Im Januar 2007 ist die partnerschaftliche Beziehung zwischen der Sodefitex und der FNPC mit der Gründung des Berufsübergreifenden Senegalesischen Baumwollverbandes (ASIC : Association Sénégalaise Interprofessionnelle du Coton) einen Schritt weitergegangen. Dieser Instanz wird die Schiedsrichterrolle zwischen den verschiedenen Akteuren der Branche spielen und besteht aus 18 Mitgliedern, neun von dem FNCP und neun von der Sodefitex; Der Vorsitz wird vom Vorsitzenden der FNCP übergenommen.

Die Liberalisierung des senegalesischen Baumwollsektors begann 1998 mit der Verabschiedung des Gesetzes, das den Weg frei machte zur Privatisierung der Sodefitex, durch die Nationalversammlung. Ursprünglich hatte die Regierung den Zugang zum Kapital der Sotifex den MitarbeiterInnen der Gesellschaft und den Bauern/Bäuerinnen vorbehalten. Allerdings wurde die Sodefitex erst 2003 privatisiert. Diese lange Verspätung der Umsetzung der Liberalisierung erklärt sich hauptsächlich mit der Struktur der vereinbarten Privatisierung. Denn als die Regierung sich zur Öffnung des Sodefitex-Kapitals entschieden hat, brauchte die Sodefitex viele Finanzmittel. Sie musste ihre damals veralteten Arbeitsmittel und ihren Fuhrpark instand setzen. Diese Mittel hätten nur von einem externen Partner aufgebraucht werden können. Daher war die Regierung bereit, 50% des Kapitals an einen privaten Betreiber abzutreten. Dies war Dagris, der Mehrheitsaktionär wurde. Auf diese Weise ist das Kapital der Sodefitex von 750 Millionen auf drei Milliarden FCFA gestiegen. Dieser Rückgang des staatlichen Engagements geht einher mit der Sorge um den Schutz der staatlichen Interessen in der Branche. Anders gesagt hat der Staat mit Dagris einen Aktionärsvertrag unterschrieben, der die Regeln dieser Privatisierung festlegt. Zitieren lässt sich daraus unter anderem:

  • die Beibehaltung der Personalpolitik durch Ausbildung
  • die Beibehaltung des Managements in Sachen Qualität
  • der Vertrieb von Textilfasern an die lokale Textilindustrie
  • die Einhaltung der freien Marktwirtschaft

Seit der Privatisierung in 2003 haben sich die Beziehungen zwischen den Baumwollbauern und der Sodefitex partnerschaftlich entwickelt. Die mittlerweile professionelle FNPC hat als ein handlungsfähiger Partner Stellung bezogen. Er ist in der Lage, die Interessen der Baumwollbauern und des Baumwollsektors zu vertreten. Die Sodefitex verfolgt dieselbe Linie, indem sie regelmäßige Zusammenkünfte mit den Verantwortlichen der FNPC initiiert, um die Probleme herauszufinden, und damit die Akteure gemeinsam geeignete Lösungen finden.

Diese Absprachen zwischen den verschiedenen Akteuren aus dem Baumwollsektor haben es ermöglicht, die zahlreichen Baumwollbauern aus den GPCs bezüglich der Reformangelegenheiten und vor allem bezüglich ihres Wertes im senegalesischen Kontext zu sensibilisieren. Ausdruck des Bündnisses und vor allem des Geistes der Zusammenarbeit zwischen den Beiden ist die vielfach geteilte Verantwortung. Beispielsweise werden Ressourcenversorgung und -verwaltung, voher von der Sodefitex verantwortet, heute von der FNPC besorgt. In diesem Sinne werden die Baumwollbauern gefragt und in den gesamten Prozess eingebunden, um den Strategieplan 2007-2015 von Sodefitex zu entwickeln.

Der Staat hat sich entschieden, seine Anteile an Sodefitex bald aufzugeben. Die Bauern/Bäuerinnen und das Personal von Sodefitex sollen die Anteile bevorzugt erwerben können. Um sich darauf vorzubereiten, haben die Bauern/Bäuerinnen im Umfeld der FNPC ein Beitrags-System eingerichtet, mit dem sie 30% des Sodefitex-Kapitals ansparen wollen. Seit 2003, außer während der Saison 2006/2007, zahlt jeder Bauer einen Beitrag von 1000 FCFA für den eventuellen Erwerb der vom Staat zugesagten Aktien. Es sollte in Erinnerung gerufen werden, dass während der letzten Saison die Bauern/Bäuerinnen wegen des schlechten Winters ihren Beitrag nicht leisten konnten. Daher ist geplant, dass die Baumwollbauern diesen Prozess mit der laufenden Saison unter Dach und Fach bringen.

Verschiedene Liberalisierungs- und Privatisierungserfahrungen

Der Liberalisierungs- und Privatisierungsprozess weist in den Baumwollsektoren Guineas und Senegals zwei verschieden Muster auf. Die Baumwollbauern Guineas wurden nicht in die Entwicklung des Prozesses, und noch weniger in seine Umsetzung, mit einbezogen. In der Konsequenz hat diese Liberalisierung/ Privatisierung die Probleme des Sektors verstärkt.

Im Gegensatz dazu wurden im Senegal alle Akteure aus der Branche in den Privatisierungsprozess mit einbezogen. Das verwendete Muster ermöglichte es der Sodefitex, der einzigen im Land verzahnten Gesellschaft, ihr Kapital zu vergrößern und die schon enge Zusammenarbeit mit den Bauern/Bäuerinnen aus dem Umfeld der FNPC weiter zu verstärken. Darüber hinaus ermöglichte ein Aktionärsvertrag zwischen dem |Staat und Dagris, dem Hauptaktionär, allen Akteuren von den Auswirkungen auf die Branche zu profitieren. Heute präsentiert sich der senegalesische Baumwollsektor, angesichts seiner eingerichteten Strukturen und insbesondere des ASIC, als einer der am Besten Organisiertesten.