04. Dezember 2020 | Europa als letzter Ausweg - Migrantinnen in Marokko während der Corona-Pandemie (Interview)
Emmanuel Mbolela ist Mitglied von Afrique-Europe-Interact und lebt in Frankreich. Seit 2015 ist er Koordinator des Rasthauses „Baobab” für geflüchtete Frauen in der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Emmanuel Mbolela ist Autor des Buches „Zwischen Widerstand, Flucht und Exil. Mein Weg von Kongo nach Europa“, das mittlerweile in 5 Sprachen vorliegt. Das Interview basiert auf mehreren Telefongesprächen.
Wie hat sich die Corona-Pandemie in Marokko seit März entwickelt?
Zu Beginn der Corona-Pandemie waren die Infektionszahlen in Marokko relativ niedrig. Mit den Grenzschließungen und strikten Einschränkungen des öffentlichen Lebens konnte der marokkanische Staat im Frühjahr eine Ausbreitung des Virus verhindern. Doch jetzt in der zweiten Welle scheint die Situation aus dem Ruder zu laufen. Die Zahl der Kranken und Toten steigt von Tag zu Tag.
09. April 2020 | Interview mit Emmanuel Mbolela: “Für Geflüchtete ohne Papiere ist die Lage katastrophal”
Interview und Übersetzung: Phillip John Koller.
Emmanuel Mbolela ist ein politischer Aktivist aus der DR-Kongo. Weil er politisch verfolgt wurde, musste Mbolela 2002 ins Exil gehen. Sein Weg führte ihn über zahlreiche westafrikanische Staaten nach Algerien und schließlich nach Marokko. Dort gründete Mbolela 2005 die „Vereinigung der Geflüchteten und der migrantischen Gemeinschaften in Marokko“ (ARCOM), die sich für die Rechte von Migrant*innen im marokkanischen Königreich einsetzt. Mbolela lebt heute in Frankreich und ist Teil des transnationalen Netzwerks Afrique-Europe-Interact. Zudem ist er seit 2014 Koordinator des Rasthauses “Baobab” für geflüchtete Frauen in Rabat (Marokko), das gemeinsam von Afrique-Europe-Interact und der ARCOM getragen wird. Im Baobab bekommen die Frauen und ihre Kinder für drei Monate kostenlose Unterkunft und Unterstützung. Hierzu zählen Alphabetisierungskurse, Informationsveranstaltungen und Theaterkurse, die auch für die Kinder aus der Nachbarschaft offen sind.
Die ARCOM betreibt ein Rasthaus in Rabat für geflüchtete Frauen. Woher kommen die Frauen und wie kommen sie zum Rasthaus?
Die Frauen, die im Rasthaus “Baobab” unterkommen, sind eigentlich auf dem Weg nach Europa. Wenn sie in Marokko ankommen, haben sie keinen Platz zum Schlafen. Wir nehmen sie auf und geben ihnen eine Unterkunft für drei Monate.
"Weil ich nicht vor und nicht zurück konnte..."
Bericht einer Migrantin, die auf dem Meer ihre Zwillinge verloren hat (2015)
Vorbemerkung: Folgender Text basiert auf einem mündlichen Bericht, den eine aus dem Kamerun stammende Frau während eines Treffens von Afrique-Europe-Interact gemacht hat. Beschrieben wird die oftmals ausweglose Lebenssituation in Marokko und wie das dazu führt, dass viele Migrantinnen keine andere Möglichkeit sehen, als die gefährliche Bootsüberfahrt nach Europa zu wagen. Der Bericht ist den Zwillingen der Berichterstatterin gewidmet, die im Dezember 2014 im Mittelmeer ums Leben gekommen sind.
"Das schwarze Afrika muss aufwachen!"
Interview zur sozialen und rechtlichen Situation von Migrantinnen in Marokko (2013)
Vorbemerkung. Das hier dokumentierte Interview wurde am 6. Dezember 2013 in Rabat mit einer schwarzen Aktivistin der Frauenorganisation “La Voix des Femmes“ geführt, die sich in Marokko für die Rechte von migrantischen Frauen einsetzt. Zum damaligen Zeitpunkt stand eine Legalisierung irregulärer Migrant_innen in Marokko kurz bevor, von der mittlerweile ungefähr 7.000 Menschen profitiert haben (Stand: März 2015). Laut aktueller Einschätzungen hat die Legalisierung allenfalls punktuell zur Verbesserung der Lebenssituation der Nutznießer_innen beigetragen – ganz davon abgesehen, dass es unverändert tausende Migrant_innen gibt, die keine Papiere haben, auch weil sie gerade erst angekommen sind. Die zum Teil sehr diskreten Formulierungen der Interviewten verweisen auf die prekäre Sicherheitslage in der marokkanischen Monarchie.
"Wir haben das Recht zu leben"
Eine persönliche Rede zur männlichen Gewalt gegen Frauen auf der Flucht (2005)
Vorbemerkung: Die hier abgedruckte Rede einer aus dem Kongo stammenden und schon lange in Marokko lebenden Frau hat Emmanuel Mbolela in seinem Buch “Zwischen Widerstand, Flucht und Exil. Mein Weg von Kongo nach Europa” dokumentiert. In ihr beschreibt Astrid, die zusammen mit Emmanuel eine der ersten selbstorganisierten Flüchtlingsorganisationen in Marokko gegründet hat, ihre eigene Fluchtgeschichte, insbesondere die unterschiedlichen Formen von Gewalt und Ausbeutung, mit denen sich Frauen auf der Flucht immer wieder konfrontiert sehen. Für einige jener Einzelspenderinnen, die den Start des Rasthausprojekts mit einem größeren Geldbetrag überhaupt erst ermöglicht haben, war die Geschichte von Astrid gleichsam eine Schlüsselszene in Emmanuels Mbolelas Buch.