6. Februar 2025 | In Gedenken an verstorbene & vermisste Migrant:innen und Geflüchtete: Bamako, Sokodé, Kindia, Oujda, Amsterdam und Innsbruck
Am 6. Februar 2014 setzte die spanische Guardia Civil Gummigeschosse und Tränengas gegen Migrant:innen ein, die versuchten haben, vom marokkanischen Tarajal aus in die auf marokkanischem Territorium gelegene spanische Exklave Ceuta zu schwimmen (der Grenzzaun von Ceuta reicht bis ins Meer). Dabei töteten sie mindestens 15 Menschen, weitere 30 gelten seit damals als vermisst. Die spanische Justiz stellte den Prozess zwar ein, aber bereits 2015 fand die erste, von Afrique-Europe-Interact mitorganisierte Gedenkaktion statt – damals mit einer viertägigen Konferenz in Berlin, einschließlich Trauermarsch.
Vor diesem Hintergrund hat sich der 6. Februar unter dem Stichtag „Commemoraction” mittlerweile zu einem weltweiten Gedenktag entwickelt, dieses Jahr mit Aktionen in mindestens 56 Städten. Auch Afrique-Europe-Interact war dabei, konkret haben Aktivist:innen unseres Netzwerks Aktionen in Bamako (Mali), Sokodé (Togo), Kindia (Guinea), Innsbruck (Österreich), Amsterdam (Niederlande) und Hamburg (Deutschland) ganz oder co-organisiert – außerdem hat eine von uns unterstützte Organisation in Oujda (Marokko) eine zweitägige Gedenkaktion mit „Familien der Vermissten” durchgeführt. Bilder von den Aktionen mit jeweils kurzen Erklärungen finden sich im Folgenden – auch hier gilt, dass Bilder häufig mehr als tausend Worte sagen können.
Bamako (Mali)
Die Gedenkaktion in Bamako hat im Stadtteil Bankoni stattgefunden. Das ist ein klassisches “quartier populaire”, also ein Stadtteil, wo die breite Masse der Bevölkerung unter meist sehr prekären Bedingungen lebt. Der Platz der Gedenkaktion liegt an einem lokalen Markt, wo auch viele Kleinbusse losfahren, vor allem aber liegt er in unmittelbarer Nachbarschaft des Vereinsitzes des einflussreichen Predigers Cherif Ousmane Haidera, der regelmäßig ganze Stadien füllt. Haidera ist zwar nicht bei allen Leuten beliebt (auch nicht bei allen Leuten in der malischen Sektion unseres Netzwerks), aber er hat erheblichen Einfluss in der Bevölkerung, vor allem, weil er ein erklärter Gegner islamistischer Terrorgruppen ist, weil er einen toleranten (aber wertkonservativen) Islam predigt und weil er die Interessen der armen Bevölkerung vertritt. In der Summe heißt das, dass mit der Aktion viele neue Leute erreicht werden konnten, die normalerweise nicht so leicht ansprechbar sind, was auch das Feedback aller Beteiligten aus dem Stadtteil war. Zur Aktion selbst: Nach der ersten Begrüßung wurde zunächst die malische Nationalhymne gespielt. Danach hat ein Chef des Quartier geredet, also ein Bezirksbürgermeister, und es gab erste Segenssprüche durch einen Imam und einen katholischen Geistlichen. Danach haben Diory Traoré und Pierre Yossa (beide Afrique-Europe-Interact) die Geschichte des 6. Februar erklärt sowie die Politik der Europäischen Union kritisch beleuchtet. Im Anschluss haben zahlreiche Migrant:innen von ihren Erfahrungen berichtet, bevor am Ende noch ein improvisierter Tanzwettbewerb unter den beteiligten Schüler:innen stattgefunden hat und sodann Essen an alle verteilt wurde, hergestellt vom Frauenkollektiv Mussow Lafia.
Das Moderationsteam des Tages.
In der ersten Reihe saßen unter anderem die Chefs des Quartiers (Bezirksbürgermeister), ein Imam und andere Würdenträger.
Vertreterin des Frauenkollektivs Musow Lafia, deren Mann seit langem als Papierloser in Frankreich lebt.
Aktivistin von Afrique-Europe-Interact, die unter anderem über das Verhältnis von Frauen und Männern in der Migration spricht.
Migrant, der von seinen Migrationserfahrungen in zentralafrikanischen Ländern berichtet.
Wasserholstelle am Rande des Veranstaltungsorts.
An vielen Orten in Afrika – auch in Mali – sind nicht zuletzt Mädchen und junge Frauen für das Holen von Wasser verantwortlich.
Rückgeschobener Migrant, der von seinen Erfahrungen in der Wüste und in Agadez (Niger) berichtet.
Gespräche von Aktivist:innen unseres Netzwerks nach der Veranstaltung.
Auch eine Schulklasse hat an der Veranstaltung teilgenommen – zusammen mit ihrem Lehrer.
Gekocht hat das ebenfalls zu Afrique-Europe-Interact gehörige Frauenkollektiv Musow Lafia.
Gegessen wurde vor Ort bei der Veranstaltung.
Am Ende gab es noch einen kleinen Tanzwettbewerb unter den beteiligten Schüler:innen.
Abschließender Tanzwettbewerb.
Oujda (Marroko)
Im Osten Marokkos an der marokkanisch-algerischen Grenze hat in der Großstadt Oujda und in Saldia (60 Kilometer nördlich von Oudja) eine zweitägige Gedankaktion mit den Familien der Vermissten stattgefunden, organisiert von der mit Afrique-Europe-Interact befreundeten und regelmäßig von Afrique-Europe-Interact unterstützten “Marokkanischen Vereinigung zur Unterstützung von Migrant:innen in Notsituationen” (AMSV). Das Video gibt einen berührenden Einblick in die Intensität des dortigen Gedenkens – und lässt erahnen, wie wichtig es für die betroffenen Familien ist, ihre Liebsten zumindest in der Trauer ihre Würde zurückzugeben.
Gedenkaktion mit Familien der Vermissten in Oujda (Marokko)
Kindia (Guinea)
In Guinea sind einige Vertreter:innen des zu Afrique-Europe-Interact gehörigen Künstler:innen-Kollektivs Faso Kele – zusammen mit Freund:innen – durch die Provinzhauptstadt Kindia gefahren und haben an verschiedenen Kreuzungen über den 6. Februar und die Situation von Migrant:innen und Geflüchteten informiert (übrigens mittels des vor zwei Jahren durch eine Crowdfunding-Kampagne finanzierten Kleinbusses von Faso Kele). Neben Kindia gab es in Guinea auch in Mamou eine Veranstaltung zum 6. Februar, diese jedoch nicht von Aktivist:innen unseres Netzwerks organisiert.
Sokodé (Togo)
Die togoische Sektion von Afrique-Europe-Interact ist in Sokodé im Zentrum Togos zu Hause und organisiert dort schon lange migrationsbezogene Aktivitäten, unter anderem in Kooperation mit dem “Togoischen Verein der Abgeschobenen” (ATE). Bei den Aktionen geht es in aller Regel um wechselseitige Aufklärung und Information, manchmal auch um Unterstützung für die Familien von Abgeschobenen und häufig auch Beteiligung an Radiosendungen. Denn die zum Sahel gehörige Stadt Sokodé ist schon seit jeher eine Stadt der Mobilität – das heißt des Gehens und (Wieder-)Kommens, wobei (Wieder-)Kommen etwas völlig anderes ist als unfreiwillige Ab- bzw. Rückschiebungen aus Nordafrika oder Europa.
Die togoische Sektion von Afrique-Europe-Interact ist in Sokodé im Zentrum Togos zu Hause und organisiert dort schon lange migrationsbezogene Aktivitäten, unter anderem in Kooperation mit dem “Togoischen Verein der Abgeschobenen” (ATE). Bei den Aktionen geht es immer um wechselseitige Aufklärung und Information, manchmal Unterstützung für die Familien von Abgeschobenen und häufig auch Beteiligung an Radiosendungen. Denn die zum Sahel gehörige Stadt Sokodé ist schon seit jeher eine Stadt der Mobilität – das heißt des Gehens und (Wieder-)Kommens, wobei (Wieder-)Kommen etwas völlig anderes ist als unfreiwillige Ab- bzw. Rückschiebungen aus Nordafrika oder Europa.
Amsterdam (Niederlande)
In Amsterdam waren Aktivist:innen unseres Netzwerks an einer Bootsaktion in Gedanken an verstorbene und vermisste Migrant:innen und Geflüchtete beteiligt – auch dort unter dem Slogan “weder vergessen noch vergeben”.
Hamburg (Deutschland)
Auch in Hamburg wurde verstorbener und vermisster Migrant:innen und Geflüchteter gedacht – auf dem Hansaplatz in St. Georg.
Innsbruck (Österreich)
In Innsbruck in Österreich hat sich Afrique-Europe-Interact an einer überregionalen Bündnisdemonstration beteiligt, die anlässlich des 6. Februar unter dem Motto “Grenzen töten” stattgefunden hat.