18. März 2023 | Mali: Pressekonferenz zu rassistischer Kampagne in Tunesien (Bilder, Video, Berichte)
Anlässlich der vom tunesischen Präsidenten Kais Saied losgetretenen Kampagene gegen Migrant:innen aus Subsahara-Afrika hat die malische Sektion von Afrique-Europe-Interact am 18. März 2023 in Bamako eine Pressekonferenz durchgeführt – zusammen mit 20 jüngst aus Tunesien zurückgekehrten Migrant:innen. An dieser Stelle finden sich Bilder und ein Video von der Pressekonferenz, dokumentieren wir eine Pressemitteilung und einen kurzen Bericht zu der Pressekonferenz.
Mitglieder der europäischen Sektion von Afrique-Europe-Interact
Pressemitteilung anlässlich der Pressekonferenz
Seit mehreren Wochen führen die Sicherheitskräfte in Tunesien eine Kampagne zur Unterdrückung und Verhaftung von Migranten aus Subsahara-Afrika durch. Diese Kampagne nahm nach der Erklärung des tunesischen Präsidenten am 21. Februar im Anschluss an eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats die Form von Razzien an. Präsident Kais Saied verurteilte “Horden illegaler Migranten aus Subsahara-Afrika”, deren Ziel es sei, “die demografische Zusammensetzung Tunesiens zu verändern”. Das Kommuniqué gab grünes Licht für einen Ausbruch von Hass und Gewalt gegen die subsaharischen Gemeinschaften in Tunesien. Familien wurden vertrieben, Menschen wurden durch gewalttätige Angriffe verletzt, einigen wurden ihre Wohnungen angezündet, andere verloren abrupt ihre Jobs und wurden in Polizeigewahrsam genommen.
Diese hasserfüllte, diskriminierende und schändliche Rede gegen Migranten aus Subsahara-Afrika sorgte in der Subregion für viel Aufsehen, da sich Tunesien auf dem afrikanischen Kontinent befindet und sich nur die Hautfarbe unterscheidet. Aufgrund dieser Hautfarbe sieht sich der tunesische Präsident nicht als Afrikaner. Diese Tragödie, die viele Menschenleben gekostet hat, verlangt von den afrikanischen Staatsoberhäuptern eine Änderung der afrikanischen Migrationspolitik, die viele Menschenleben fordert. Diese Aktion des tunesischen Präsidenten ist eine der Folgen der Externalisierung der europäischen Grenzen nach Afrika, die gestoppt werden muss. Es ist an der Zeit, dass Afrika sich zusammenreißt und sein Schicksal selbst in die Hand nimmt. Wir appellieren an die Übergangsbehörden, die viel getan haben, um die malischen Staatsangehörigen, die in Tunesien waren, zurückzufliegen, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, damit die anderen ebenfalls sicher nach Hause kommen können, und sich für eine Mindestzeit von mindestens einer Woche um sie zu kümmern, damit sie zur Ruhe kommen und in ihre jeweiligen Städte oder Dörfer zurückkehren können.
Einer der (unfreiwillig) aus Tunesien zurückgekehrten malischen Migrant:innen
Pressekonferenz: Whatsapp-Bericht
Wir haben unsere Pressekonferenz für Migrant:innen (aus Tunesien) erfolgreich beendet, erfreulicherweise waren Vertreter von mehreren Printmedien und vom Fernsehen gekommen. Die Pressekonferenz wurde von Diory Traoré eröffnet, die zunächst den Rückkehrer:innen aus Tunesien die Solidarität von Afrique-Europe-Interact überbrachte – eingebettet in unsere grundsätzliche Unterstützung für Migrant:innen (als Geste der Solidarität hat Afrique-Europe-Interact jedem der anwesenden Rückkehrer:innen 10.000 CFA übergeben, ca. 15 Euro, was 25 Prozent des monatlichen Durchschnittslohnes in Mali entspricht). Pierre Yossa hob in seinem Beitrag die soziokulturellen Werte unseres Afrikas hervor. Danach hat Rassismus nichts mit Afrika zu tun: Ob schwarze oder weiße Hautfarbe, das spielt keine Rolle, denn in Afrika steht die Wiege der Menschheit. Aïssata Soumaoro konzentrierte sich in ihrer Rede auf die wirtschaftliche Bedeutung, die Migrant:innen für ihre Herkunftsländer und ihre Familien spielen. Sie nehmen auf ihren verschiedenen Wegen (Sahara, Mittelmeer…) alle erdenklichen Mühen auf sich, obwohl sie verschiedenen Gefahren ausgesetzt sind. Im Fall der aus Tunesien geflüchteten Migranten forderte sie die malische Regierung auf, die Betroffenen umfassend zu unterstützen, auch jene, die noch nicht zurückkehren konnten. Der Sprecher der tunesischen Rückkehrer ergriff ebenfalls das Mikrofon, um auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, die sie auf ihrem Weg erlebt haben. Sowohl in Tunesien als auch in Mali seien sie auf viele Probleme gestoßen, aber sie seien dem Präsidenten der malischen Übergangsregierung genauso wie den Menschen in Mali und Afrique-eurpe-Interact sehr dankbar, dass sie ihren Schmerz über das Erlebte den nationalen und internationalen Medien mitteilen könnten.
Gruppenbild mit den Rückkehrern aus Tunesien
Gemeinsames Essen nach der Pressekonferenz