01. März 2022 | Erklärung von Afrique-Europe-Interact zu rassistischen Kontrollen bei der Flucht aus der Ukraine
Nein zum Krieg! Recht auf Flucht und Grenzen auf für ALLE!
Für solidarischen Reise-Support und Aufnahme ohne rassistische Ausschlüsse!
Seit dem 24. Februar 2022 führt der russische Staat einen verbrecherischen Angriffkrieg gegen die Menschen in der Ukraine. Nach Jahrzehnten blutiger Kriege im Kongo, in den Sahel-Ländern, im Sudan und Südsudan, in Yemen, in Syrien, in Kurdistan, in Afghanistan und in anderen Teilen der Welt, an denen stets europäische Akteur*innen mit beteiligt waren und europäische Firmen mit verdient haben, ist der Krieg mit allen unmenschlichen Folgen zurück in Europa. Immer mehr Menschen flüchten aus der Ukraine nach Polen, in die Slowakei und nach Ungarn und von dort oft weiter dorthin, wo sie auf sichere Aufnahme hoffen. Vielerorts haben Anwohner*innen innerhalb weniger Tage Strukturen für solidarische Aufnahme und Reiseunterstützung geschaffen.
Neben ukrainischen Staatsbürger*innen fliehen ebenso Bürger*innen vieler anderer Länder, u.a. auch Menschen aus verschiedenen afrikanischen Staaten wie Nigeria, Ghana, Algerien oder Guinea, von denen viele in der Ukraine studiert haben. Die Bomben und Raketen kennen keine Unterscheidung nach Pass und Herkunft. Trotzdem erleben wir in diesen Tagen, wie Menschen in dieser lebensgefährlichen Situation erneut ausgegrenzt werden, weil sie den “falschen” Pass haben und weil ihnen mit Rassismus begegnet wird. Es mehren sich die Berichte von Bürger*innen afrikanischer Staaten, denen von ukrainischen Sicherheitskräften die Ausreise oder von polnischen Sicherheitskräften die Einreise verweigert wurde, sodass manche sogar ins Kriegsgebiet zurückgeschickt wurden.
Solche skandalösen Praktiken des institutionellen Rassismus in den Tagen des Krieges können wir nicht hinnehmen. Als transnationales Netzwerk Afrique-Europe Interact treten wir ein für das unbeschränkte Recht auf Flucht für alle, die aus Kriegsgebieten flüchten, ohne Ansehen von Staatsbürger*innenschaft, Reisepass und Aufenthaltstitel, und gegen jede Form rassistischer Aussonderung und Benachteiligung von Kriegsgeflüchteten.
Wir fordern von den Sicherheitskräften der Ukraine:
Lasst alle Menschen ungehindert ausreisen, die vor dem Krieg fliehen! Keine rassistische Benachteiligung bei der Verteilung von Plätzen in Zügen und anderen Verkehrsmitteln!
Wir fordern von den Sicherheitskräften Polens und anderer Nachbarländer der Ukraine:
Lasst alle Flüchtenden aus der Ukraine ungehindert ein-und weiterreisen, ohne Unterscheidung nach Pässen, Visa und Aufenthaltstiteln!
Wir fordern von allen Staaten Europas:
Schnelle, unbürokratische und vorbehaltlose Aufnahme und Unterbringung aller Menschen, die aus der Ukraine flüchten, für ukrainische Staatsbürger*innen genauso wie für alle anderen!
Wir rufen vor allem alle diejenigen, die sich in solidarischen Unterstützungsstrukturen für Flüchtende aus der Ukraine engagieren, auf:
Unterstützt gezielt auch alle diejenigen bei der Ein- und Weiterreise, denen rassistischer Ausschluss droht!
Afrique-Europe Interact beteiligt sich in Kooperation mit dem Solibus aus Berlin an Mitfahrgelegenheiten für afrikanische Menschen und andere Schwarze Personen und People of Colour, die aus der Ukraine flüchten. Unterstützt diese Initiative oder organisiert anderen rassismus- und diskriminierungsfreien Support für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten!