18. Dezember 2017 | Sokodé/Togo: Internationaler Tag der Migrant*innen
Am 18.12.2017 beging die Togoische Vereinigung der Abgeschobenen (ATE) in Sokodé den Internationalen Tag der Migrant*innen. Öffentliche Kundgebungen sind aktuell in Sokodé nicht möglich, seit zur Unterdrückung von Massenprotesten gegen das togoische Regime über die Stadt ein faktischer Ausnahmezustand verhängt wurde. Somit fand auch die Versammlung der ATE in einem Saal und nicht an einem öffentlichen Platz statt.
Brisante Fragen, die die Gemüter bewegen, waren u.a. die Lage von Migrant*innen auf den Migrationsrouten durch die Sahel- und Saharalaender, und im speziellen die schweren systematischen Menschenrechtsverletzungen in Libyen. Das vor dem Hintergrund, dass gerade aus Sokodé sich in den letzten Jahren zahlreiche junge Menschen in diese Richtung auf den Weg gemacht haben. So manche sind auf dem Weg durch die Wüste oder über das Meer zu Tode gekommen, andere sitzen in Libyen in Gefangenenlagern der Milizen fest und fallen dort in die Hände von Sklav*innenhändlern. In dieser zweitgrößten Stadt Togos kommen verschiedene Gründe zusammen, trotz lebensgefährlicher Risiken wegzugehen: Eine umfassende ökonomische Perspektivlosigkeit, die u.a. bedeutet, dass zwar viele bis zum Abitur in die Schule gehen, aber die meisten sich danach mit prekären informellen Tätigkeiten durchschlagen oder darauf angewiesen sind, von der Familie aufgefangen zu werden. Zum anderen ein seit 50 Jahren herrschendes autoritäres Regime, dem das Land vor allem zur Selbstbereicherung der eigenen Seilschaften dient und das sich gestützt auf Repression und Militär an der Macht festklammert. Das Gefühl, um die eigene Zukunft betrogen zu warden, ist prägend für die Stimmung unter vielen jungen Togoer*innen. Auswege daraus sind für viele der Gang in die Migration – oder aber die Beteiligung an der seit August 2017 erstarkten Massenprotestbewegung gegen das Regime. In diesem Sinne ist Sokodé sowohl einer der bedeutenden Ausgangsorte für Migration und Flucht als auch rebellische Hochburg der Protestbewegung und dementsprechend besonders von harter Repression betroffen.
Die ATE leistet mit ihren Veranstaltungen einen Beitrag dazu, denen, die weggehen wollen oder müssen, ein realistisches Bild von den vielfältigen Gefahren für Leib und Leben auf den Migrationsrouten zu vermitteln. Wie viele afrikanische zivilgesellschaftliche Bewegungen erhebt auch die ATE ihre Stimme gegen die Versklavung von Migrant*innen und Flüchtenden in Libyen.
Vor dem Hintergrund der Massenproteste gegen das Regime beteiligen sich die Aktivist*innen der ATE aktuell an praktischer Massnahmen zur Versorgung derjenigen, die vor der brutalen Repression aus den Staedten auf die Dörfer oder in die Natur geflohen sind.