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B4P: Presseerklärung eines Workshops in Monastir zu Choucha

14. Juli 2012: Presseerklärung zum Camp Choucha an der tunesisch-libyschen Grenze

Etwa 3000 MigrantInnen und Flüchtlinge, die 2011 vor dem Krieg in Libyen flohen, leben noch immer unter unmenschlichen Bedingungen im Flüchtlingslager Choucha (Tunesien) nahe der libyschen Grenze. Die meisten kommen aus Afrika südlich der Sahara, aber es gibt auch einige aus Bangladesch, Pakistan, Palästina und Irak.
Einige im Camp wurden als Flüchtlinge anerkannt und warten auf Resettlement (Umsiedlung). Ein weiterer Teil wartet auf die Entscheidung des UNHCR darüber. Einigen hundert wird jeglicher Status verweigert, weil ihre Verfahren nicht korrekt abgelaufen sind und sie keine Anwälte und keine guten Übersetzer hatten.
Für eine große Zahl von Neuankömmlingen, darunter viele auf See zurückgeschobene Bootsflüchtlinge, wurden keine Verfahren eröffnet.
Denjenigen, die nicht als Flüchtlinge anerkannt wurden, wird durch den UNHCR und das Militär damit gedroht, dass sie wieder nach Libyen oder ihre Herkunftsländer geschickt werden, ohne Rücksicht auf ihre vielfältigen Probleme dort. Wenn sie nicht gehen, können sie jederzeit verhaftet und eingesperrt werden.

Alle Menschen im Lager, darunter kleine Kinder, leiden in dieser Wüste bei Temperaturen von mehr als 40°C am Tag und häufigen Sandstürmen. Nur einige Beispiele für die Lebensbedingungen in diesem Lager:
Es wird nicht genügend Trinkwasser ausgegeben (nur eine Flasche pro Tag).

  • Es gibt keine Duschen und nur kaputte Toiletten, ohne jegliche Intimsphäre, was besonders schlimm ist für die Frauen.
  • Im Lager gibt es Schlangen, Skorpione, Mücken und Ratten und die Menschen können sich nicht dagegen schützen.
  • Das Essen hat eine sehr schlechte Qualität, es gibt weder Fleisch noch Gemüse und die Menge reicht nicht aus.
  • Die Menschen erhalten kein Geld und keine Bekleidung.
  • Die medizinische Versorgung ist sehr schlecht und niemand kümmert sich um die durch Folter und Krieg in Libyen oder den Herkunftsländern traumatisierten Menschen.

Das Militär kontrolliert das Lager und lässt keine Besucher zu ohne offizielle Erlaubnis des Verteidigungsministeriums. Die MigrantInnen können sich nicht einmal in Tunesien frei bewegen ohne die Verhaftung zu riskieren. Die meisten Leute, darunter auch kleine Kinder, sind seit mehr als 18 Monaten im Lager Choucha. Einige versuchten, nach Libyen zurück zu gehen, aber wurden dort verhaftet und gefoltert. Einige Leute waren so verzweifelt, dass sie versuchten, per Boot nach Europa zu kommen, wurden aber zurückgeschoben oder starben im Meer.

In den letzten Monaten hat es selbst organisierte Proteste gegeben unter dem Namen “Voice of Choucha“. Die MigrantInnen haben die folgenden Forderungen:

  • Neubegutachtung der Verfahren der abgelehnten Asylsuchenden
  • Schnellere Verfahren und Resettlement-Plätze für mehr Leute
  • Humane Behandlung und Lebensbedingungen, was nicht möglich ist in einem Lager wie Choucha
  • Bewegungsfreiheit innerhalb und außerhalb Tunesiens
  • Gleiche Rechte für alle, ohne Diskriminierung

Leute, die an Protesten teilnahmen, wurden durch den UNHCR und das Militär bedroht und die Menschen haben Angst, besonders weil einige MigrantInnen von Soldaten im Mai 2011 geschlagen und umgebracht wurden. Boats4People und der Workshop „MigrantInnenrechte“ des Forums in Monastir unterstützen ihren Kampf und fordern von den EU-Regierungen eine Öffnung der Grenzen für die MigrantInnen und Flüchtlinge aus Choucha und anderswo! Es muss sofort eine humane Lösung für alle gefunden werden zusammen mit dem UNHCR und der tunesischen Regierung!
Dies ist ein sehr dringender Fall und es muss sofort gehandelt werden!

http://voiceofchoucha.wordpress.com
http://boats4people.org