Für Bewegungsfreiheit & selbstbestimmte Entwicklung!

Bericht Choucha

11.Juli 2012: Choucha-Delegation und Einladung von Flüchtlingen zum Forum nach Monastir

Am 11. Juli 2012 fuhr eine Delegation von elf AktivistInnen aus neun afrikanischen und europäischen Ländern zum Flüchtlingslager Choucha an der tunesisch-libyschen Grenze. Wir wollten acht VertreterInnen verschiedener Communities nach Monastir einladen, wo ein Forum stattfindet zur Vorbereitung des Welt-Sozial-Forums, welches 2013 in Tunesien stattfinden wird.

Unsere Delegation wurde vom Militär daran gehindert das Lager zu betreten und wir erfuhren, dass der UNHCR das tunesische Verteidigungsministerium angerufen und dazu aufgefordert hatte. In den
Medien wurde verkündet, dass das Lager nur mit Genehmigung dieses Ministeriums besucht werden dürfe. Wir erklärten den Soldaten, dass wir mit den Flüchtlingen reden wollten, die vor einigen Wochen durch das Forum offiziell eingeladen wurden, nach Monastir zu kommen, und dass wir hier seien, um ihren Transport zu organisieren. Wir wurden aufgefordert, die Namen dieser Flüchtlinge zu nennen, aber wir weigerten uns und riefen sie selbst an. Wir konnten die Flüchtlinge unter den Bäumen vor dem Camp treffen, aber einige von denen, die eingeladen wurden, konnten nicht nach Monastir gehen, aufgrund von Terminen mit dem UNHCR oder weil sie es nicht wagten und Angst vor Bestrafung hatten. Andere waren
telefonisch nicht erreichbar. Nach einigen Diskussionen beschlossen acht Leute mitzufahren und die Flüchtlinge von Choucha in Monastir zu vertreten: zwei Frauen und ein Mann aus Äthiopien, Männer aus dem Tschad, Sudan, Darfur, Somalia und Bangladesch, fast alle von ihnen abgelehnte AsylbewerberInnen. Zusammen mit einigen von ihnen schrieben wir eine Pressemitteilung über die tatsächliche Situation in Choucha, die Kämpfe und die Forderungen der Flüchtlinge (siehe Anhang). Auf dem Weg und während des Forums erzählten uns die Flüchtlinge ihre Geschichten und beschrieben die unerträglichen Zustände im Lager. Sie baten uns dringend, sie zu unterstützen, um eine humane Lösung für alle zu finden, da das Lager nicht mehr zu ertragen sei.
Wir verteilten Flyer “Freiheit statt Frontex”. Eine Gruppe aus dem Choucha-Camp, die von italienischen Grenzschützern nach Libyen zurückgeschoben wurde, unterzeichnete mit Hilfe einer italienischen Rechtsanwältin Vollmachten für eine Klage gegen die italienische Regierung. Gemeinsam mit den Flüchtlingen, die heute nach Choucha zurückkehren mussten, rufen wir Euch/Sie alle auf, darüber nachzudenken, wie man Druck auf die Regierungen der europäischen Staaten ausüben kann, damit
sie ihre Grenzen öffnen und, in Zusammenarbeit mit dem UNHCR und der tunesischen Regierung, Schutz und Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen gewährleisten und humane Lebensbedingungen für alle
sicherstellen. Lager wie Choucha müssen geschlossen werden und alle Menschen müssen volle Bewegungsfreiheit haben!

Presseerklärung zu Choucha
http://www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=731&clang=0