Boats4People: Kurzbericht zur Station Palermo (5. und 6. Juli 2012)
Am Morgen des 5. Juli ist das B4P-Boot Oloferne im Hafen von Palermo eingelaufen und wurde von einer kleinen Gruppe AktivistInnen empfangen. Die Oloferne wurde mit Boats4People-Transparenten ausgestattet und am nächsten Tag für eine Pressekonferenz genutzt, zu der mehrere lokale Fernsehsender und Zeitungen gekommen sind und Aufnahmen und Interviews gemacht haben. Am späten Nachmittag begann die angekündigte zentrale B4P-Veranstaltung im schönen großen Innenhof eines Kirchengebäudes, das von vielen subsaharischen MigrantInnen als Treffpunkt genutzt wird. Über 100 BesucherInnen verfolgten die verschiedenen Berichte und Beiträge:
- über lokalen Projekte zur Integration (Anti-Diskriminierung) und medizinischen Versorgung von MigrantInnen;
- zu den Zielen des B4P-Projektes;
- Erfahrungsberichte von zwei Migranten aus Ghana und Nigeria, die als Boatpeople aus Libyen über Lampedusa nach Italien gekommen waren;
- von einem Rechtsanwalt zu Rückschiebungen und Internierung;
- von einem jungen tunesischen Blogger zu seinem Projekt zur Unterstützung der Angehörigen von verschwundenen Boatpeople;
- von einer tunesischen Mutter zu ihrem vermissten Sohn;
- von einem Aktivisten aus Amsterdam zur Kampagne gegen Frontex.
Im Innenhof waren viele Transparente mit der Forderung nach Bewegungsfreiheit aufgespannt und mehrere Ausstellungen zu Frontex, zu den Vermissten sowie zu Fluchtgeschichten aufgebaut. Der transnational zusammengesetzte Informationsabend endete mit einem Konzert und dem Aufruf, sich am nächsten Abend am Meer an der Gedenkveranstaltung für die Opfer des EU-Grenzregimes zu beteiligen.
Am nächsten Tag (6. Juli) hat eine kleine Delegation das Abschiebegefängnis in Trapani besucht. Zeitgleich gab es einige Workshops in Palermo, u.a. zum Thema der Vermissten. Danach wurden B4P-Flyer in der Innenstadt verteilt, in denen ebenfalls zur Gedenkveranstaltung eingeladen wurde.
Diese fand direkt am Meer an einer Promenade statt, es wurden wieder Transparente aufgehängt sowie viele Kerzen angezündet. Kerzenlichter gab es auch in Sichtweite auf See auf zwei Booten. Große Aufmerksamkeit fand die ca. 20 Meter lange Banderole, die auf dem Gehweg ausgerollt wurde und auf der die Daten, die Namen – soweit bekannt – sowie die Todesumstände der mittlerweile über 18.000 Opfer des EU-Grenzregimes aufgelistet sind. Beispielhaft verlasen TeilnehmerInnen der Gedenkveranstaltung die Namen einiger Opfer, kombiniert mit einer Lesung mit Gesang sowie mehreren spontanen ausdrucksstarken Beiträgen beteiligter MigrantInnen.
Weitere Informationen, Berichte, interessante Fragmente und Fotos:
http://ffm-online.org
und in vielen Sprachen:
www.boats4people.org