Aufruf (2012): Stoppt das Sterben von MigrantInnen auf See - für Freiheit und Solidarität im Mittelmeerraum!
MigrantInnen sterben tausendfach auf dem Meer- warum?
Viele MigrantInnen überqueren das Mittelmeer Richtung Europa, weil sie Überlebensmöglichkeiten und eine Chance auf ein besseres Leben suchen. Einige von ihnen werden auf dem Meer von Patrouillen europäischer Staaten unter tragischen Umständen gerettet, nur um dann mit Haft und Abschiebung konfrontiert zu werden. In den meisten Fällen werden MigrantInnen in Seenot einfach sich selbst überlassen bzw. aufgegriffen und „zurück geschoben“ in Länder südlich des Mittelmeers.
Als eine Folge des Konflikts in Libyen flohen bisher fast eine Million afrikanische, asiatische und arabische MigrantInnen in die Nachbarländer Tunesien, Ägypten, Tschad und Niger und wurden dort aufgenommen. Im Gegensatz dazu reagierten die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten mit Repression. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex startete eine Operation, um MigrantInnen im Kanal von Sizilien aufzugreifen. Immer mehr Beweise kommen dafür ans Licht, dass die NATO und Staaten, die am NATO-Einsatz in Libyen beteiligt waren, nicht auf Hilferufe von MigrantInnen, die vor der libyschen Küste in Seenot gerieten, reagiert haben. Der Krieg in Libyen ist angeblich vorbei, aber der Krieg gegen MigrantInnen geht weiter, und jedes Schiffsunglück erhöht die Zahl von über 1500 MigrantInnen, die im Jahr 2011 auf dem Mittelmeer starben (Quelle: UNHCR).
Gaddafi und Ben Ali wurden gestürzt, aber bis jetzt haben die Übergangsregierungen in Libyen und Tunesien nicht mit der bisherigen Migrationspolitik gebrochen. Ganz im Gegenteil: Mit der EU und Mitgliedsstaaten werden schon wieder Abkommen abgeschlossen, die die Abschiebung regeln oder Migration verhindern sollen. Ihr Inhalt ist oft geheim. Auswanderung wird nach wie vor kriminalisiert und MigrantInnen im Transit werden weiter willkürlich interniert oder inhaftiert. Militärboote stoppen MigrantInnen vor den tunesischen und libyschen Küsten mit dem Konsens europäischer Regierungen, und Lager wie das Flüchtlingscamp Choucha an der tunesisch-libyschen Grenze werden jetzt dazu benutzt, auf See aufgegriffene MigrantInnen zu internieren.
MigrantInnen im Camp Choucha und in italienischen Haftzentren protestieren gegen die Verletzung ihrer Rechte. Familien vermisster tunesischer MigrantInnen organisieren Protestaktionen in Tunesien und Italien, um Informationen über den Verbleib ihrer Angehörigen zu fordern.
Europäische und afrikanische Regierungen verletzen weiter internationale Abkommen betreffend die bedingungslose Rettung auf See, Asylrecht und internationalen Schutz, und das fast in völliger Straflosigkeit.
BOATS 4 PEOPLE
Boats 4 People ist ein internationales Bündnis von Organisationen aus dem Mittelmeerraum, Afrika und Europa. Es wurde gegründet, um dem Sterben an den Seegrenzen ein Ende zu setzen und die Rechte von MigrantInnen auf dem Meer zu verteidigen.
Wir treten ein für Bewegungsfreiheit für alle.
Wir fordern
- von der EU, ihre gewaltsamen Kontrollen der Seegrenzen zu beenden
- von den Regierungen Afrikas, mit der Vergangenheit zu brechen und sich zu weigern, Rückübernahmeabkommen mit europäischen Ländern und der EU zu unterzeichnen, die zur Verletzung der Menschenrechte von MigrantInnen führen
- von allen Ländern, die Kriminalisierung derjenigen zu beenden, die MigrantInnen retten in Übereinstimmung mit dem Seerecht, das jedem/r Seefahrer/in vorschreibt, „so schnell wie möglich Personen in Seenot zu Hilfe zu eilen, wenn er von ihrem Hilfsbedürfnis Kenntnis erhält“ (Art. 98 des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen).
UNSERE AKTIONEN
Zusammen wollen wir:
- ein Netzwerk von Organisationen und AktivistInnen auf beiden Seiten des Mittelmeers und darüber hinaus aufbauen, um die kriminelle staatliche Politik zu bekämpfen, die Menschenrechte auf See verletzt
- ein Netzwerk von Seeleuten aufbauen, um sie in Alarmbereitschaft zu versetzen betreffend die Verletzung der Menschenrechte von MigrantInnen auf See
- Fahrten auf dem Meer organisieren, um Verletzungen der Menschenrechte von MigrantInnen auf See zu dokumentieren, anzuprangern und zu verhindern
- Menschen im Mittelmeerraum, in Afrika und Europa mobilisieren, so dass das Mittelmeer ein Raum der Solidarität wird und nicht mehr ein Massengrab für MigrantInnen ist.
WIE TEILNEHMEN?
Boats4people wird seine Aktivitäten im Juli 2012 beginnen mit einer Bootsüberfahrt von Italien nach Tunesien. Die Crew wird aus AktivistInnen, ParlamentarierInnen, KünstlerInnen und JournalistInnen zusammengesetzt sein. Die geplanten Anlaufpunkte sind:
Cecina / Italien (1.-7. Juli): Internationales Antirassistischen Treffen, organisiert von ARCI
Palermo / Italien (5.-7. Juli): AktivistInnen werden Proteste gegen Abschiebehaft und im Hafen organisieren und die Fähre besteigen nach…
Tunis und Monastir / Tunesien (8.-16. Juli): Proteste, Veranstaltungen und andere Aktivitäten werden organisiert parallel zum Treffen des Internationalen Komitees des Weltsozialforums
Lampedusa / Italien (19. Juli): Symbol der gewaltsamen EU-Grenzpolitik und Ort des Abschluss-Events von B4P, gleichzeitig mit dem Start des Infestivals, eines Filmfestivals zu Migration.
Wir rufen alle AktivistInnen, MigrantInnen und UnterstützerInnen von migrantischen Netzwerken dazu auf, mitzumachen!
HANDELT JETZT!
Spendet! online auf www.boats4people.org oder durch Überweisung auf: IBAN FR76 1027 8060 1100 0202 6600 255 BIC : CMCIFR2A – Migreurop – 21 ter rue Voltaire – 75011 Paris
Unterstützt uns! Organisiert eine Veranstaltung oder Aktion um B4P zu unterstützen mit Eurer lokalen Gruppe oder Organisation! Für Infos, Flyer, Poster: contact@boats4people.org
Übersetzt! B4P braucht ÜbersetzerInnen! Um sich unserm internationalen Übersetzungsteam anzuschließen: contact@boats4people.org
Macht mit! Wenn ihr ein Boot habt (oder auch nicht!) und auf der Überfahrt teilnehmen wollt: contact@boats4people.org
Mehr Infos über unser Projekt, Spenden und Aufnahme in die mailing list:
www.boats4people.org
www.afrique-europe-interact.net
Twitter und Facebook: Boats 4 People
WER WIR SIND
Boats 4 People ist ein internationales Bündnis, gegründet um die Rechte von MigrantInnen auf See zu verteidigen und durchzusetzen. Es bringt die folgenden Organisationen zusammen:
Internationale Netzwerke: Afrique-Europe-Interact, Euro-African network Migreurop, FIDH (International Federation for Human Rights)
Frankreich: CCFD (Comité Catholique contre la Faim et pour le Développement), FASTI (Fédération des Associations de Travailleurs Immigrés), Cimade, GISTI (Groupe d'Information et de Soutien des Immigrés), RESF 13 (Réseau Éducation Sans Frontières Bouches du Rhône)
Deutschland: Flüchtlingsrat Hamburg, Welcome to Europe
Italien: ARCI (Associazione Ricreativa e Culturale Italiana)
Mali: AME (Association Malienne des Expulsés), ARACEM (Association des Refoulés d'Afrique Centrale au Mali)
Marokko: ABCDS (Association Beni Znassen pour la Culture, le Développement et la Solidarité), GADEM (Groupe antiraciste d'accompagnement et de défense des étrangers et migrants)
Niederlande: All Included
Tunesien: CETUMA (Centre de Tunis pour la Migration et l'Asile), FTDES (Forum Tunisien pour les Droits Économiques et Sociaux)