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"Wenn Gott es will, werde ich meinen Vater wiedersehen"

Bertrand war Bewohner von ARACEM. Jetzt lebt er in Bamako auf der Straße. Er schläft unter LKWs und vor Hotels. Es gibt viele Orte zum Schlafen, sagt er. Seine Suche nach einem besser Leben begann in Kamerun.

“Ich habe Betriebswirtschaft in Kamerun studiert, in Yaunde, sogar einen Master habe ich gemacht. Ich wollte eine Firma gründen und der Chef meiner eigenen Firma werden. Das war mein Traum. Aber es ist sehr schwer in Kamerun ein Business zu starten, die Steuern sind sehr hoch, vor allem, wenn man niemanden in der Regierung kennt. Ich überlegte mir also, ich gehe nach Europa verdiene etwas Geld und kann dann mein eigenes Business starten.

Mein Vater verkaufte sein Haus in Yaunde. 6500 Euro bekam er dafür. Er gab mir das Geld und schickte mich Richtung Europa. Er selbst zog auf das Land und ging in das Dorf zurück, wo er herkam. Ich machte mich auf den Weg. Zwei Wochen brauchte ich bis zur algerischen Grenze. Dort kann man algerische Studentenausweise, malische Pässe und UNHCR-Flüchtlingsausweise kaufen. Ich kaufte einen
Studentenausweis.

Es ging gut voran, ich hatte noch 3500 Euro. Doch an der marokkanischen Grenze wurde ich festgehalten. Die Polizei fand meine Euros, sie sagten, dass ich dafür in Algerien ein Zertifikat bräuchte. Sie nahm mir das ganze Geld ab und setzten mich in eine Art Viehtransporter und brachten
mich an die malische Grenze. Das sind 5000 Kilometer. Ich war mitten in der Wüste. In der Wüste gibt es nichts, gar nichts. Sie ließen uns einfach dort zurück. Die Polizei hatte jedem noch ein Brot und eine Flasche Wasser gegeben. Wir gingen sieben Tage lang. Es waren sehr viele Leute und einige sind auf dem Weg gestorben. Es müssen über 600 gewesen sein. Die Berber haben uns den Weg gezeigt und etwas Datteln und Ziegenmilch gegeben.

In der Gegend gibt es eine Station vom Roten Kreuz. Die haben 50 von uns aufgenommen, die anderen mussten draußen campieren. Es gab zweimal am Tag essen und am dritten Tage brachten sie uns weg. In Gao dann gibt es eine katholische Mission. Der Pfarrer ist aus Deutschland. Da gab es dreimal am Tag Essen. Wir konnten wählen: Willst du nach Niger oder nach Bamako fragten sie. Ich wählte Bamako.”

Bernard kommt zu ARACEM, aber nach drei Tagen muss er auch hier gehen. Die Kapazitäten reichen sonst nicht aus. Jede Woche kommen mehr Menschen,die das Rote Kreuz in der Wüste aufgesammelt hat.

“Mein Vater ist krank. Er hatte einen Schlaganfall. Immer wenn ich 100 CFA-Franc habe, rufe ich ihn an. Aber ich muss ihn persönlich sehen, wir müssen reden. Immerhin hat er sein Haus für mich verkauft. Aber ich habe kein Geld für die Reise nach Kamerun. Hätte ich gewusst, dass mein Abenteuer so ausgeht, hätte ich es nicht gemacht. Ich bin mutlos, kann fast nicht mehr lachen, denn ich schlafe auf Beton.”