Trauermarsch in Gedenken an die Toten der Festung Europa
Demonstration durch Nioro, nahe der Grenze zu Mauretanien
Nioro am 28.1.2011
Rund 250 Menschen haben sich an der Demonstration und Kundgebung beteiligt, die Route führte durch die Hauptstrasse am lokalen Markt vorbei. Die Kleinstadt nahe der Sahara dürfte solch einen Aufzug noch nicht erlebt haben. Die Mischung aus afrikanisch-europäischen DemonstrantInnen in ihren grell orangen oder hellblauen Kampagnen-T-Shirts, viele Transparente und Flugblätter sowie eine 10 Meter lange Banderole mit den Namen von 14.600 Opfern des Grenzregimes, Durchsagen mittels einer mobilen Lautsprecheranlage im Handwagen, und nicht zuletzt 4 StelzenläuferInnen im Bolzenschneideroutfit. Viele Kinder schlossen sich dem kurzen Marsch durch die Hitze an, am Kundgebungsplatz warteten unter schattenspendenen Zelten weitere Interessierte aus Nioro.
Ousmane Diarra von der AME eröffnete die Kundgebung mit einer scharfen Kritik am EU-Migrationsregime und den tödlichen Folgen, die bis hier an diese Grenze in Westafrika und nach Mali hinein am Schicksal der Abgeschobenen dokumentiert werden kann. Verschiedene VertreterInnen von Afrique-Europe-Interact und der Sans Papiers klagten das EU-Grenzregime an, und mit lauten Orginal-Höraufnahmen aus einer See-Operation von Frontex wurde die treibende Rolle der europäischen Grenzschutzagentur bei der Externalisierung zum Thema gemacht.
Die Grundstimmung in der lokalen Bevölkerung erschien nicht nur interessiert, vielmehr hat die Karawane mit ihren Forderungen von vielen Seiten Zustimmung erfahren. Zum offenen Filmabend an der Unterkunft der Karawane-AktivistInnen kamen einige hundert ZuschauerInnen. Parallel dazu fand ein Treffen von Karawane-Frauen mit 30-50 Frauen aus Nioro statt, in dem es einen lebhaften Austausch über Probleme, Forderungen und Aktivitäten von Frauen in Mali und Europa gab und das starke Bedürfnis nach weiterer Zusammenarbeit geäußert wurde.