23. Mai 2023 | Kurzinfos zum Office du Niger - inklusive Karten
Das Office du Niger wurde zwischen 1932 und 1947 errichtet und wird seitdem kontinuierlich erweitert, wobei es nicht mit dem weiter nördlich gelegenen Niger-Binnendelta zwischen Ke-Massina und Timbuktu verwechselt werden sollte, wo es zwischen Oktober und Dezember zu einer natürlichen Überflutung von durchschnittlich 20.000 bis 40.000 Km2 kommt (zum Vergleich: die Fläche von Belgien beträgt 30.688 km2). Die Bewässerung im Office du Niger erfolgt über ein Kanalsystem, das vom Niger-Fluss gespeist wird. Konkret wird der Niger auf der Höhe der Ortschaft Markala durch einen Staudamm um 5 Meter angehoben, sodass das Wasser via Gravitationsbewässerung das gesamte Kanalsystem befüllen kann. Durch Erweiterung des Kanalsystems könnten insgesamt bis zu 1,5 Mio Hektar Land bewässert werden – bislang wurden jedoch lediglich 120.000 Hektar erschlossen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Wassermenge des Nigers durch Klimawandel, agrarindustrielle Landwirtschaft und Bevölkerungswachstum in den letzten 30 Jahren um rund ein Drittel zurückgegangen ist, sodass mittlerweile viele Expert:innen eine Bewässerung von 1,5 Mio Hektar für vollkommen unrealistisch halten. Konkret besteht das Kanalsystem des Office du Niger aus vier Bausteinen: Das primäre Kanalsystem umfasst die großen Zubringer- und Abfluss-Kanäle (sowie die dazugehörigen Schleusen), für deren Unterhaltung der malische Staat die finanzielle Verantwortung trägt. Das sekundäre Kanalsystem umfasst jene Kanäle, die das Wasser von den großen Zuläufen zu den einzelnen Feldern bringen bzw. von dort wieder abfließen lassen; deren Unterhaltung wird aus den Wassergebühren finanziert, die sämtliche Pächter (ob kleinbäuerliche Haushalte oder (Groß-)Investoren) einmal jährlich bezahlen müssen. Das tertiäre und quartäre Kanalsystem umfasst im wesentlichen die Zu- und Abflusskanäle unmittelbar an und auf den Feldern, für deren Pflege die Pächter selber verantwortlich sind (die Investoren in Gänze, also auch die COPON, die kleinbäuerlichen Einzelhaushalte in Kooperation mit dem Office du Niger). Seit seinen frühen Anfängen ist das Office du Niger weit hinter den anfangs formulierten Erwartungen zurückgeblieben, dennoch leistet es einen entscheidenden Beitrag zur Ernährungssicherung Malis. Vor diesem Hintergrund sind die Bauern und Bäuerinnen nicht frei in ihren Anbaukulturen. Vielmehr werden im Pachtvertrag die erlaubten Kulturen festgelegt. In der Hauptsaison sind das in aller Regel Reis sowie Zuckerohr und Energiepflanzen (letzteres jedoch nur bei Großinvestoren). Demgegenüber besteht in der kalten und heißen Trockenzeit (Oktober bis Juni) Wahlfreiheit – hier kann Reis sowie Gemüse angebaut werden, wobei das Wasserniveau in den Kanälen für den Anbau von Reis nur eingeschränkt ausreicht. Neben Landwirtschaft spielt auch Viehwirtschaft eine wichtige Rolle im Office du Niger.
Wie im Text erwähnt, sollte das Bewässerungssystem des Office du Niger nicht mit dem weiter nord-östlich gelegenen Nigerbinnendelta verwechselt werden.
Die großen Flächen auf der rechten Seite der Karte (Malibya, Huicoma, Southern Global Inc. etc.) wurden zwar in den 2000er Jahren an (internationale) Großinvestoren verpachtet, doch die meisten dieser Flächen liegen bis heute brach, etliche dieser Verträge wurden wegen Untätigkeit der Investoren vom Office du Niger wieder annuliert.