2011 bis heute | Wie die Krise im Sahel die Arbeit von Afrique-Europe-Interact in Mali von Anfang an geprägt hat
Die gewalttätigen Auseinandersetzungen im Sahel begleiten Afrique-Europe-Interact seit Anfang an. Schon während der Bamako-Dakar-Karawane im Januar/Februar 2011 gab es intensive Debatten darüber, ob es nicht zu gefährlich sei, in Gogui gegen Abschiebungen zu demonstrieren, einem Posten an der malisch-mauretanischen Grenze, an dem bis 2011 Migrant*innen ausgesetzt wurden, die auf der Bootspassage von Westafrika zu den Kanarischen Inseln abgefangen wurden. 2012 kam es zur Besetzung des Nordens Malis durch seperatistische Tuareg-Gruppen und Dschihadisten, was seinerseits zur französischen Militärintervention im Januar 2013 geführt hat. Anfangs haben diese Ereignisse unsere politische Arbeit stark geprägt – insbesondere in Mali. So hat Afrique-Europe-Interact mit anderen Gruppen seit November 2012 einen weißen Marsch geplant, dessen Ziel es war, eine militärische Konfrontation zu verhindern. Nachdem Frankreich interveniert hat und der Marsch verboten wurde, hat Afrique-Europe-Interact zwei große Bürgerversammlungen in Bamako durchgeführt (vgl. den Link zum weißen Marsch), in deren Mittelpunkt Versöhungsfragen zwischen den verschiedenen Volksgruppen standen. In den folgenden Jahren hat sich die Arbeit von Afrique-Europe-Interact vor allem auf Landkonflikte und Migrationsfragen konzentriert, sodass die Krise im Norden und im Zentrum Malis in unserer alltäglichen Arbeit eine eher ungeordnete Rolle gespielt hat – ungeachtet dessen, dass nicht nur Mali, sondern auch Burkina Faso und Niger zunehmend in den Sog der verschiedenen Gewaltdynamiken geraten sind. Mittlerweile greift die Krise immer stärker um sich: So wird es immer schwieriger bzw. gefährlicher, mit dem Bus von Bamako nach Ouagadougou zu fahren, der Hauptstadt von Burkina Faso – oder von Ouagadougou nach Niamey, der Hauptstadt des Niger. Gleichzeitig ist auch das Office du Niger zunehmend von der Eskalation betroffen. In manche Dörfer können wir gar nicht mehr fahren, in andere nur noch nach vorheriger Sicherheitsgarantie durch den jeweiligen Dorfchef. Bislang hat sich diese Entwicklung auf afrikanischer Seite nicht in eigenständige Aktivitäten übersetzt, aber das Thema begleitet uns ständig – nicht nur politisch, sondern auch praktisch. Insofern sind die in der Rubrik Aktivitäten in Europa dokumentierten Positionen auch Ausdruck der gemeinsamen Suchbewegungen von afrikanischer und europäischer Sektion von Afrique-Europe-Interact.