27.05.2016 | Stellungnahme von WatchTheMed Alarm Phone zur aktuellen Situation im Mittelmeer
Die EU und der Tod auf See – Vom kalkulierten und überwachten Sterben im zentralen Mittelmeer
Über vier Stunden hat es am gestrigen Donnerstag Vormittag gedauert, bis Rettungsschiffe eintrafen. Vier Stunden Bangen und die Bemühung, die Menschen an Bord eines überfüllten Holzbootes zu beruhigen. Um 6.21 Uhr hat das Schichtteam des WatchTheMed Alarm Phone die GPS-Daten als SOS an die Rettungsleitstelle der italienischen Küstenwache in Rom (MRCC) durchgegeben. Zuvor kam der Notruf via Satelliten-Telefon, der Anrufer berichtete von zwei Booten mit jeweils 500 Menschen an Bord, darunter viele syrische und irakische Flüchtlinge. Um 10.31 Uhr kam endlich Rettung in Sicht, doch eine Stunde zuvor war das zweite Boot in Sichtweite bereits gesunken. Wie viele Menschen dabei ertrunken und verschwunden sind, ist bislang unbekannt. Die Küstenwache aus Rom berichtet in ihrer Tagesbilanz u.a. vom Kentern eines Bootes sowie von 96 Geretteten. Todesopfer werden keine erwähnt. Doch das private Rettungsschiff Sea-Watch, das am frühen Nachmittag die Unglücksstelle erreichte, musste Ertrunkene bergen.
Kalkuliertes Sterben
14.10.2015 | Erklärung zu einem Jahr Alarm Phone
“Wir erleben viel Leid und Verzweiflung. Gleichzeitig werden wir jedoch angespornt und inspiriert durch den hartnäckigen Willen und die unglaubliche Entschiedenheit, das Meer zu überqueren und zu den erwünschten Orten innerhalb Europas zu gelangen.”
Sie sind in den letzten Monaten jeden Tag stärker, lauter und sichtbarer geworden: die unglaublich starken sozialen und politischen Kämpfe von Geflüchteten und Migrant_innen für ihr Recht auf Bewegungsfreiheit. Weil alle sicheren und legalen Wege in die EU von den Regierungen versperrt und blockiert sind, wird die Überquerung des Mittelmeers in kleinen überfüllten Booten zu einer der gefährlichsten Etappe auf den Migrationsrouten. Insbesondere seit April dieses Jahres wird unsere Hotline täglich angerufen, von Menschen in Seenot oder von deren Freund_innen und Verwandten. Wir versuchen sicherzustellen, dass ihre Notrufe gehört werden und dass Rettungsoperationen unverzüglich in Gang kommen. Im zentralen und westlichen Mittelmeer sowie in der Ägäis waren wir mittlerweile in hunderte von SOS-Fällen involviert, gleichzeitig haben wir schwere Menschenrechtsverletzungen dokumentiert.
25.04.2015 | Fähren statt Frontex!
Ein 10 Punkte-Plan, um das Sterben im Mittelmeer wirklich zu beenden. Erklärung vom Alarm Phone
Am 20. April veröffentlichten die EU-Innen- und Außenminister_innen einen 10-Punkte-Plan, um auf das aktuelle Sterben von Migrant_innen im Mittelmeer zu reagieren. Viele weitere Vorschläge wurden in den letzten Tagen gemacht. Als Aktivist_innen beteiligen wir uns seit vielen Jahren an den Kämpfen gegen das Europäische Grenzregime. Durch Watch the Med und das Alarm Phone-Projekt stehen wir alltäglich mit hunderten Menschen in Kontakt, die das Mittelmeer überquert haben. Angesichts der Scheinheiligkeit der bislang vorgeschlagenen „Lösungen“, sehen wir uns in der Pflicht, einige Irrtümer aufzuklären und zu versuchen, einen alternativen Raum zur Reflektion und zum Handeln zu öffnen.
10.10.2014 | Kundgebung in Bremen anlässlich des offiziellen Starts von Watch the Med Alarm Phone
Anlässlich des offiziellen Starts des “Watch the Med Alarm Phone” haben in unterschiedlichen Städten in Europa Aktionen und Pressekonferenzen stattgefunden. Afrique-Europe-Interact hat in diesem Rahmen ebenfalls eine Aktion in Bremen durchgeführt. Der Aufruf (inklusive des PDF des Flugblatts) kann hier nachgelesen werden. Zudem sei darauf hingewiesen, dass in den TV-Abendnachrichten von Radio Bremen um 18 Uhr ein längerer Beitrag über die Kundgebung gekommen ist, darüber hinaus ist in der taz Bremen am Tag der Kundgebung ein Interview zum Alarmphone erschienen.