21. Dezember 2020 | Spendenkampagne für die Gemeinschaftsküche des Alarme Phone Sahara (APS)
Seit Juli 2020 organisiert das Team des Alarme Phone Sahara (APS) in Agadez/Niger mit großem Engagement jeden Samstag eine Gemeinschaftsküche für Migrant*innen, die derzeit in der Stadt Agadez leben. Die Gemeinschaftsküche ist eine praktische Antwort auf eine Situation, in der viele Migrant*innen und Flüchtlinge in Niger gestrandet sind, und täglich unter sehr prekären Bedingungen um ihr Überleben kämpfen. Diese ist durch die weltweite Coronakrise noch extrem verschärft worden. Neben der Essensversorgung werden im Rahmen der Gemeinschaftsküche Informationen zur Sensibilisierung für die Rechte und Möglichkeiten der Migrant*innen geteilt und die Selbsorganisation innerhalb der Gemeinschaft gestärkt.
Die Migrant*innen in Agadez brauchen die Gemeinschaftsküche, die Gemeinschaftsküche braucht Verstärkung. Wir freuen uns über Spenden, Sammlungen, Solidaritätsveranstaltungen aller Art!
Für Spenden bitte das Formular auf dieser Webseite nutzen oder per Überweisung mit dem Betreff “Küche Agadez”: Bitte hier klicken für Informationen zur Kontoverbindung und Spendenformular
Der folgende Text blickt auf einige Momente der Gemeinschaftsküche zurück, teilt die Erfahrungen der Migrant*innen und ruft zum Spenden für die Weiterführung der Gemeinschaftsküche auf. Die hier dargestellten Inhalte werden in den kommmenden Wochen im Rahmen der Spendenkampagne über die Social Media Kanäle des APS und von Afrique-Europe-Interact verbreitet.
Da die Migrant*innen in Agadez meist mit anderen Menschen gleicher Herkunft zusammenleben, werden für jede Küche 30 Leute einer dieser Communitys eingeladen. In den letzten Wochen hat das Team 23 verschiedene Veranstaltungen in Agadez organisiert, so dass mehr als 650 Migrant*innen von der Gemeinschaftsküche profitieren konnten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Migrant*innen Essensreste für sich selbst oder Freund*innen einpacken, da es nie sicher ist, dass in ihrer Unterkunft genügend Essen vorhanden ist.
Die Initiative dieser kollektiven Küche ist bei den verschiedenen Communities sehr beliebt. Es ist ein Ausdruck der Hoffnung und Solidarität für diese Menschen, wenn ihnen gelegentlich eine reichhaltige und schmackhafte Mahlzeit und Getränke serviert werden, da es für sie normalerweise unmöglich ist, sich ausreichend zu ernähren. Baldé, ein Migrant aus Guinea, beschreibt in folgendem Video einen Samstag, den er dort verbrachte (Video auf französisch):
Die Küche ist für das APS Team Agadez ein wichtiges Element, um in Austausch mit den Migrant*innen zu kommen, wodurch sich ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann und Informationen zur Sensibilisierung für ihre Rechte und Möglichkeiten als Migrant*innen besser vermittelt werden können.
Darüber hinaus trägt die Gemeinschaftsküche dazu bei, die Selbstorganisation und gegenseitige solidarische Hilfe innerhalb der verschiedenen Migrant*innen-Gemeinschaften zu stärken. Aber auch kritische Fragen, die sich an afrikanische Regierungen richten, werden an Ort und Stelle erörtert, wie es der nächste Besucher formuliert.
Algerien, ein nördliches Grenzland, schiebt seit Jahren eine große Zahl meist westafrikanischer Bürger*innen nach Assamaka an der Grenze zu Niger ab. Das folgende Video berichtet über die gewaltsamen Abschiebungen (Video auf französisch).
Die Corona-Krise potenziert nun diese sowieso schon sehr schwierige Situation ins Unermessliche. Die allermeisten Migrant*innen und Geflüchteten, können weder auf ihrer Reise vorankommen, noch in ihre Herkunftsländer zurückkehren, auch die sogenannte freiwillige Rückkehr in ihre Heimatländer ist ausgesetzt. Und so sitzen viele Tausende unter extremsten Bedingungen in Niger und verstärkt in Agadez fest.
Schon für nigrische Bürger*innen, werden keine angemessene öffentliche Infrastruktur, medizinische Versorgung und Dienstleistungen von staatlicher Seite gestellt, umso weniger für Geflüchtete und Migrant*innen. Nur wenige Migrant*innen leben in Lagern des UNHCR oder der IOM, aber die Infrastruktur lässt zu wünschen übrig. Das Leben ist noch prekärer für diejenigen, die außerhalb der offiziellen Camp-Strukturen leben, verstreut und weitab, wie schon erwähnt, in sogenannten Ghettos.
Nach den ersten vier Monaten und 23 Gemeinschaftsküchen (Stand Dezember 2020) ist die Gemeinschaftsküche bereits zu einer besonderen Anlaufstelle für Migrant*innen geworden. Es gab Küchen mit 13 westafrikanischen Gemeinschaften, drei speziell für Frauen, eine für die sudanesische Gemeinschaft, eine für die aus Algerien vertriebenen Menschen und eine Sonderausgabe mit verschiedenen, meist muslimischen Gemeinschaften für das religiöse Tabaski-Fest. Die folgenden zwei Videos zeigen die Abläuf und den Alltag in der samstäglichen Gemeinschaftsküche:
Um den weiblichen Flüchtlingen und ihren Kindern geschützte Räume zu gewährleisten, waren die Türen ausschließlich für Frauen in den letzten fünf Monaten an drei Samstagen geöffnet.
Das Team des APS vor Ort begleitet mittlerweile einzelne, besonders vulnerable Personen intensiver. Verlorengegangene Bezüge zu Familienangehörigen werden wiederhergestellt, aber auch neue Selbstorganisierungsansätze entstehen.
Wir wollen das nächste Lied nicht verheimlichen. Es ist ein Rap-Song über die Gemeinschaftsküche. Hinter der künstlerischen Konzeption und Umsetzung steht der junge Guineer King Papi. Es geht um die Gefahren auf dem Weg in die Wüste und darum, wie wichtig es ist, sich von Organisationen wie APS beraten zu lassen.
Rap-Song über die Gemeinschaftsküche von King Papi
Weitere Fotos von der Gemeinschaftsküche haben wir bereits mit einem kurzen Text im Juli 2020 auf dieser Webseite veröffentlicht: Zu den Bildern
Die Migrant*innen in Agadez brauchen die Gemeinschaftsküche, die Gemeinschaftsküche braucht Verstärkung. Wir freuen uns über Spenden, Sammlungen, Solidaritätsveranstaltungen aller Art!
Für Spenden bitte das Formular auf dieser Webseite nutzen oder per Überweisung mit dem Betreff “Küche Agadez”: Hier klicken für die Informationen zur Kontoverbindung und Spendenformular