04. Dezember 2020 | Die Klimakrise ist längst da - Bericht von Modibo Nabe
Modibo Nabe ist in der bäuerlichen Basisgewerkschaft COPON aktiv
Der Regen diesen September in Mali war extrem. Mehrere Tage regnete es große Mengen, täglich bis zu 80 Liter pro Quadratmeter. Unsere Region, das Office du Niger, ist ein Bewässerungsgebiet. Die Kanäle liefen über und es kam zu massiven Überschwemmungen. Diese Art Starkregen gab es vorher nicht im Office du Niger. In dem 100 Kilometer langen Landstrich, in dem unsere Gewerkschaft aktiv ist, entkam kein Dorf. Vergangenes Jahr passierte es das erste Mal, wodurch große Schäden entstanden sind. Und auch wenn die Behörden seitdem viele Kanäle repariert haben – gegen diese Fluten, die noch viel heftiger waren als letztes Jahr, kam nichts an. Die Gefahr einstürzender Lehmhäuser versetzte die Leute in Angst und Schrecken. Natürlich wurden alle in den Dörfern aktiv: Wälle aus Sandsäcken wurden gebaut, Abflusskanäle gegraben – denn oft haben die Dörfer keine –, Pumpmaschinen und Diesel organisiert. Diese Solidarität gab es auch zwischen den Dörfern. Trotzdem sind viele Häuser zerstört und die Leute verzweifelt. Auch bei mir war es schlimmer als letztes Jahr, als nur eine Mauer einstürzte. Dieses Mal traf es das Wohnhaus meiner zweiten Frau. Wasser floss ins Haus und zerstörte es teilweise. Daraufhin flüchtete meine Frau und ging zu ihrer Familie nach Timbuktu. Die sind wütend, denn sie finden, dass es meine Schuld gewesen sei. Von der Reisernte wurde ungefähr 40 Prozent zerstört, da der Reis es in dieser Phase trocken braucht – was auch sonst immer der Fall war. Auch Dünger wurde von den Feldern geschwemmt, sodass die Ernte sehr mager ausgefallen ist. Normalerweise gibt ein Hektar 60 bis 90 Säcke Reis, dieses Jahr waren es allerhöchstens 40. Damit können viele Familien die Schulden für den Düngerkredit nicht bezahlen und die Ernährung übers Jahr ist nicht gesichert. Und wir haben national wie international wenig Unterstützung. Wir bitten die europäischen Akteur:innen, sich für unsere Situation zu interessieren. Und auch Druck zu machen auf die Politik, damit diese extremen Klimaveränderungen stärker zur Kenntnis genommen und mehr Vorkehrungen getroffen werden.
Überschwemmungen im Office du Niger im September 2020 [Foto: Afrique-Europe-Interact]
Hinweis: Dieser Text ist in der AEI Zeitung im Dezember 2020 erschienen. Die vollständige Ausgabe steht als PDF unter folgendem Link zum Download zur Verfügung: AEI-Zeitung Dezember 2020