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Oktober 2020 | Überschwemmungen in Niamey (Niger) & Appell an Fridays for Future (Video)

Im September 2020 ist es überall im Sahel zu massiven Überschwemmungen gekommen – unter anderem in der nigrischen Hauptstadt Niamey. Moctar Dan Yahe vom Alarmphone Sahara hat ein Video von diesen Überschwemmungen erstellt und dies mit einem Appell an Fridays for Future verbunden.

“Wir sind es, die Jahr für Jahr die Kosten des Klimawandels tragen.”

Seht all diese Menschen – diese Frauen, Kinder, alten Menschen und Männer – sie erleben täglich die zerstörerischen Konsequenzen bestimmter Verhältnisse. Die Industrieländer sind die Hauptverantwortlichen für den Klimawandel und niemand scheint sich darüber zu empören. Ein Bericht der Weltbank besagt, dass die reichen Länder für mehr als 60 Prozent des Klimawandels verantwortlich sind und seit 1950 von nicht einmal 20 Prozent der Folgen betroffen sind. Die sich entwickelnden Länder, also wirtschaftlich arme Länder wie das unsere, tragen mehr als 80 Prozent der Kosten. Von den Menschen, die ihr hier seht, besitzt vielleicht einer von hundert ein eigenes Auto. Und vielleicht reist weniger als eine Person von tausend mit dem Flugzeug und das vielleicht ein einziges Mal in ihrem Leben. Und trotzdem sind sie diejenigen, die Jahr für Jahr die Kosten des Klimawandels tragen. Sie durchleben Überschwemmungen, Dürren, Stürme und all die Zerstörung, die das mit sich bringt. Heute sprechen wir in Niger von mehr als 65 Todesfällen, von hunderttausenden vertriebenen Menschen, von tausenden Hektar verwüsteter Ernte. Ganz zu schweigen von den weiteren Zerstörungen.

Ich weiß, dass viele Menschen im Westen nicht wissen, was im globalen Süden geschieht. Denn die Medien sind verdorben und das hyperkapitalistische System, in das sie eingebettet sind, lässt uns keine Zeit, genau zu verstehen, was vor sich geht. Aber dennoch sollte das menschliche Blut, das in meinen Adern fließt, bezeugen, dass wir eine globale Gerechtigkeit brauchen. Wir sollten aufhören, uns auf Politiker*innen zu verlassen. Diejenigen, die den globalen Süden ausbeuten, sind die gleichen, die den globalen Norden ausbeuten. Ein großer Mann sagte einst: “Wer Gutes für sein Volk will, will es auch für andere Völker”.

Ich freue mich über die Kraft einiger meiner Mitstreiter*innen in Europa. Und es gibt viele solcher Bewegungen: Afrique Europe Interact, Seebrücke, We'll Come United, Borderline Europe, Brot für die Welt, Medico International. Sie alle tun ihr Bestes, um diese globale Gerechtigkeit zu erreichen. Aber solange sich nicht alle Menschen angesprochen fühlen, würde ich sagen, dass das nicht ausreichend ist.

Außerdem sind da meine jungen Brüder und Schwestern von Fridays for Future, die ich von Herzen grüße. Ich glaube, sie haben eine große Vision, die ferne Vision einer planetaren Gerechtigkeit. Aber die jungen Brüder und Schwestern im globalen Süden, insbesondere aus meiner Region und aus meinem Land, blicken nicht in die Zukunft. Für sie ist es ernst, denn es ist jetzt, wo sie um ihr tägliches Überleben kämpfen. Während ich hier spreche, haben Millionen von Menschen ihr zuhause verloren, sind Millionen von Menschen hilflos und wissen nicht, wo sie schlafen sollen. Tausende von Frauen suchen nach Wasser für ihre Familien oder kochen für ihre Kinder. Die Zukunft für diese Menschen ist also heute, und das heißt jetzt.

Neben all diesen Gefahren, den Vertreibungen und dem Hunger dort, wo die Ernten vernichtet wurden, grassieren in dieser Zeit verheerende Krankheiten wie Malaria, aber auch viele andere Krankheiten. Ich spreche über Malaria, denn, wie die Folgen der Klimakrise, trifft sie eine bestimmte Gruppe nicht, nämlich die Menschen im globalen Norden, für die Malaria nicht bedrohlich ist. Denn es ist in Afrika, wo Malaria jedes Jahr hunderttausende Todesopfer fordert. Aber das ist nicht so wichtig.

Und nicht zu vergessen ist da eine andere Gefahr, nämlich der Terrorismus in der Region, der es vor allem auf die verlorene und schutzlose Jugend abgesehen hat. Mindestens 40 Millionen Waffen gibt es in Afrika und mehr als 12 Millionen in der Region des Sahel. Wer sind die Exporteure dieser Waffen? Wer sind ihre Vertreiber?

Es wurde also Anklage erhoben. Wir klagen an und wir werden es weiter tun. Aber die Lage ist ernst. Wir müssen uns vereinen. Wir müssen uns mobilisieren. Wir müssen die Menschen sensibilisieren. Denn wenn die Menschen sich erheben und sich fragen, wer uns regiert, wer uns spaltet, werden die Herrschenden zittern und sie werden fallen. Lasst uns gemeinsam die Hände erheben! Heben wir unsere Fäuste und hören wir zu! Und lasst uns im Kampf für Freiheit und globale Gerechtigkeit zusammenstehen. Gemeinsam werden wir gewinnen.