Februar 2017 | Große Bauernversammlung der COPON in Kourouma/Office du Niger (Bericht & Bilder)
Am 23. Februar 2017 hat in Kourouma im Office du Niger eine eintägige Versammlung der bäuerlichen Basisgewerkschaft COPON stattgefunden – der größten Mitgliedsgruppe von Afrique-Europe-Interact in Mali mit über 700 Mitgliedern (das Office du Niger ist ein landwirtschaftlich intensiv genutztes Gebiet 270 Kilometer nord-östlich der Hauptstadt Bamako, das über ein weitverzweigtes, vom Niger gespeistes Kanalsystem bewässert wird). Ursprünglich war an diesem Tag eine Demonstration von Kourouma in die nahgelegene Kleinstadt Diabily geplant, wo einer der Verwaltungssitze des Office du Niger zu Hause ist. Doch diese Demonstration wurde von den zuständigen Behörden aufgrund der derzeit angespannten Sicherheitslage im Office du Niger verboten (dschihadistische Attentate sowie gewalttätige Spannungen zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen), weshalb die COPON ersatzweise zur Versammlung unter freiem Himmel eingeladen hat. Hieran haben über 300 Bauern und Bäuerinnen aus sämtlichen Regionen des Office du Niger teilgenommen, zudem waren 10 Medienvertreter aus dem Office du Niger sowie aus Bamako vor Ort. Politisch hat die COPON mit der Aktion das Ziel verfolgt, den neuen Generaldirektor des Office du Niger öffentlichkeitswirksam in die Pflicht zu nehmen – nicht zuletzt, weil dieser als aufgeschlossen sowie nicht-korrupt gilt. Konkret haben die Bauern und Bäuerinnen während der Versammlung vor allem ihre Forderungen in den Bereichen Landverteilung, Wassergebühren und Düngersubventionen formuliert. Die COPON zeigte sich im Anschluss äußerst zufrieden. Das hatte zum einen mit der erfolgreichen Mobilisierung zu tun, welche durch Gelder aus dem AEI-Netzwerk ermöglicht werden konnte. Zum anderen mit dem Umstand, dass mit Alpha Djenopo auch einer der offiziellen Berater des neuen Generaldirektors des Office du Niger teilgenommen hat. Entsprechend hat Alpha Djenepo sowohl am Anfang als auch am Ende der Versammlung das Wort ergriffen, beim zweiten Mal, um auf einige der Beiträge der Bauern und Bäuerinnen konkreter einzugehen, was im Übrigen auch deshalb wichtig war, weil Alpha Djenopo in seiner zweiten Funktion Chef des staatlichen Radiosenders im Office du Niger ist. Schließlich: Aus Bamako waren in einem Kleinbus sowohl die bereits erwähnten Hauptstadt-Journalist_innen als auch 15 Aktivist_innen von Afrique-Europe-Interact angereist, darunter 4 Vertreter_innen der europäischen Sektion von Afrique-Europe-Interact.
Kredit für COPON
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass Afrique-Europe-Interct im Mai 2016 der COPON einen Kredit von 3.500 Euro für den Kauf von konventionellem Dünger zur Verfügung gestellt hat. Hiermit ist einerseits eine finanzielle Unterstützung der Mitglieder der COPON beabsichtigt, weshalb die Zinsen für diesen Kredit deutlich unter dem Zinsniveau der lokalen Banken liegen. Andererseits soll auch die COPON in ihrer finanziellen Eigenständigkeit gestärkt werden, indem die Zinsen nicht an Afrique-Europe-Interact zurückgezahlt werden müssen, sondern an die Gewerkschaftskasse der COPON. Ob dieser Plan tatsächlich aufgeht, wird sich erst im Laufe der nächsten 8 Wochen zeigen (sobald die COPON die Reissäcke endgültig verkauft hat, mit denen die Bauern und Bäuerinnen ihren Kredit zurückgezahlt haben), allerdings sah die Situation bei einem Zwischengespräch Anfang Februar vergleichsweise gut aus.
Schwieriger bzw. widersprüchlicher ist indessen eine ganz andere Frage: Afrique-Europe-Interact macht sich eigentlich für die Förderung ökologischer Landwirtschaft stark. Einziger Haken: Im Office du Niger erfolgt der Reisanbau, für den der Dünger benötigt wird, auf konventionelle Art. Gleichzeitig gibt es bislang keinerlei staatlich oder anderweitig geförderten Ansätze, die eine Umstellung auf ökologischen Reisanbau erlauben würden – ganz davon abgesehen, dass dies aus unterschiedlichen Gründen in dieser Region gar nicht so einfach wäre. Denn die generelle Bodenknappheit (wegen Landgrabbing, Klimawandel und steigender Bevölkerungszahl) lässt Brachezeiten kaum noch zu, was bereits zu einer massiven Verschlechterung der Bodenqualität geführt hat, während umgekehrt die Produktion von biologischem Dünger wegen fehlender Flächen ebenfalls äußerst problematisch ist (vor allem unter Berücksichtigung davon, dass Getreideanbau auf ungleich größeren Flächen als Gemüseanbau erfolgt und daher mehr Dünger erfordert). Wir haben uns daher als Afrique-Europe-Interact zu zwei Schritten entschieden: Einerseits den Kauf von konventionellen Dünger zu unterstützen, andererseits mit den Bauern und Bäuerinnen in Gespräche über Alternativen einzusteigen, was jedoch ein sehr langfristiger Prozess sein dürfte.