Oktober 2014 | Texte, Filme & Dokumente zum Sturz von Blaise Compaoré in Burkina Faso
Ende Oktober 2014 ist in Burkina Faso der Langzeitherrscher Blaise Compaoré in einem spontanen Volksaufstand gestürzt worden. Was dieser Sturz kurz-, mittel- und langfristig nicht nur für Westafrika bedeuten wird (samt Fernwirkungen auf den gesamten afrikanischen Kontinent), sondern auch für die europäische, mithin französische Vorherrschaft in West- und Zentralafrika ist noch gar nicht absehbar. Fakt ist allerdings, dass dieser Sturz nicht weniger als ein politisches Erdbeben darstellt, womöglich sogar einen Epochenbruch. In diesem Sinne finden sich im folgenden verschiedene Texte auf deutsch, englisch und französisch zu den aktuellen Entwicklungen. Während die englischen und französischen Artikel durchgehend aus jüngster Zeit stammen, finden sich unter den deutschen Texten auch ältere Artikel, nicht zuletzt solche über Thomas Sankara (einschließlich eines Links zu einem einstündigen Filmportrait von Thomas Sankara).
I. Verschiedene ältere und aktuelle Artikel auf deutsch:
a) Nichts bleibt für immer. Burkina Faso: Chronologie eines Umsturzes von Unten Von: izindaba
Anfang Juli 2015: In Burundi, das seit April von heftigen Unruhen erschüttert wird, setzt der seit zwei Amtszeiten regierende Präsident Pierre Nkurunziza mit blutiger Gewalt Wahlen für eine von der Verfassung nicht vorgesehene dritte Amtszeit durch. So wie er wollten in 16 weiteren Ländern Subsahara-Afrikas die Machthaber die nach den Umbrüchen Anfang der 90er Jahre in den Landesverfassungen aufgenommenen Amtszeitbeschränkung nicht akzeptieren. In zehn Fällen waren die Potentaten „erfolgreich“, in sechs Ländern schlug ihr Coup fehl – so auch in Burkina Faso.
b) Revolution in Burkina Faso: Die beteiligten Akteur_innen Von: izindaba
Die Vereinigung Le Balai Citoyen wurde zunächst im Juni 2013 von dem bekannten Rapsänger Smockey und dem Radiomoderator und Sänger Sams'k le Jah gegründet, die sich offen – auch in ihren Musiktexten – zu den Idealen Thomas Sankaras bekennen. Schon bald bildeten sich landesweit Orts- bzw. Stadtteilgruppen. Zwar ist nicht bekannt, wie viele Mitglieder die Vereinigung hat, aber sie ist mit landesweit 100 Klubhäusern – 60 davon in der Hauptstadt Ouagadougou – gut organisiert.
c) Burkina Faso: Wegfegen! – Präsident erfolgreich gestürzt. Der „Pate“ im neokolonialen französischsprachigen Afrika musste abtreten. „Schöner Blaise“, adieu! Von Bernard Schmid
Am Vormittag des Donnerstag, den 30. Oktober 14 setzte Blaise Compaoré seinen Fuß auf die rote Linie. Ihre Überschreitung, das wußte der 63jährige Präsident nach über 27 Jahren ohne Unterbrechung an der Macht, drohte heftige Reaktionen auszulösen. Das neue Mandat als Staatsoberhaupt, das er anstrebte – formal das fünfte – drohte das Mandat zu viel zu werden.
d) Der Volksaufstand in Burkina Faso – im Oktober 2014 Von Dr. Ndongo Samba Sylla (Rosa Luxemburg Stiftung)
Für die Anhänger von Thomas Sankara in Burkina Faso war der Monat Oktober bisher in zweierlei Hinsicht symbolisch aufgeladen. Während der Revolution (von 1983 bis 1987) hielt Thomas Sankara seine erste politische Grundsatzrede in eben diesem Monat. Und am 15. Oktober 1987 wurde er ermordet. Seine Ermordung wurde von dem ihm nahestehenden Blaise Compaoré geplant, der daraufhin selbst zum Präsidenten aufstieg. Künftig reiht sich in diese Liste der 30. Oktobers 2014 ein, dem Tag, an dem Blaise Compaoré nach einer 27 Jahren blutiger Herrschaft gestürzt wurde.
e) Aufstand der Uniformierten Von Bernhard Schmid (2011)
Erst protestierten Schüler und Studenten, dann rebellierten Polizisten und Soldaten in Burkina Faso. Nun hat das autokratische Regime Elitetruppen gegen meuternde Soldaten eingesetzt.
f) Das letzte bekannte Interview mit Thomas Sankara vom 6.10.1987 Von Inga Nagel
Am 15. Oktober 2013, hat sich der Tod des außergewöhnlichen Staatsmannes Thomas Sankara zum 26. Mal gejährt. Anlässlich dieses Datums hat AfricAvenir dieses Interview, das wenige Tage vor seiner Ermordung von der damals in Kamerun lebenden deutschen Journalistin Inga Nagel geführt wurde, transkribiert und übersetzt. Einen Auszug dieses Interviews, das im November 1987 in Jeune Afrique unter dem Titel „Message d’outre tombe“ publiziert wurde, hat AfricAvenir bereits vor einem Jahr als „Nachricht aus dem Jenseits“ veröffentlicht. Der vorliegende Text ist nun die Übersetzung des gesamten, fast anderthalbstündigen Interviews.
g) Interview mit Fidèle Kientega über Revolution und Reaktion in Burkina Faso Von Karl Rössel
Der sozialistische Revolutionär Thomas Sankara wandte sich gegen neokoloniale Strukturen und kam, nach nur vier Amtsjahren, bei einem Staatsstreich ums Leben. Fidèle Kientega, ehemaliger Weggefährte Sankaras, sprach mit Karl Rössel über die Zeit vor und nach der Revolution. Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der Zeitschrift “Blätter des iz3w”, Heft 306, April 2008.
h) Der Preis der Unbestecklichkeit. Thomas Sankara, Freiheitsmythos in Afrika Von Tita Gaehme (2007, Deutschlanfunk)
Am 4. August 1983 befreite Hauptmann Blaise Compaoré den 36-jährigen Oberst Thomas Sankara aus dem Gefängnis. Schon am Mittag hatte ihre Revolution gesiegt. Der Fallschirmspringer, Rock-Gitarrist, Fußballspieler und Motorradfahrer Thomas Sankara wurde Präsident der ehemaligen französischen Kolonie Obervolta. Die Bibel, der Koran und Lenin waren sein Rüstzeug.
i) Film: Thomas Sankara – Der Che Schwarzafrikas
Sankara war sozialistischer Revolutionär. Er ließ sich von Fidel Castro und Kuba inspirieren, ebenso von Jerry Rawlings, dem damaligen Präsidenten Ghanas, der in der Dokumentation ausführlich zu Wort kommt. Sankara war Populist, verstand sich auf symbolische Maßnahmen. Seine Minister mussten Renault R 5 fahren, und er propagierte, Kleidung aus heimischer Produktion zu tragen. Den traditionellen Stammesführern, die sich des Bodens bemächtigen wollten, stellte er sich ebenso entgegen wie der Laxheit demotivierter Beamter. Aus Obervolta wurde am 4. August 1984 Burkina Faso, auf Deutsch “das Land der Aufrechten”. Sankara, ein freimütiger, altruistisch denkender Mann mit ansteckendem Humor und großer Ausstrahlung, versuchte, die ganze Bevölkerung für seine revolutionären Pläne zu gewinnen. Er nahm den Kampf gegen Hunger und Korruption auf, setzte sich für die Verbesserung des Gesundheits- und Bildungssystems ein sowie für die Wiederaufforstung seines Landes. Außerdem setzte er sich für die Rechte von Frauen ein, verbot die Beschneidung von Mädchen und verurteilte Polygamie. In seiner Regierung befanden sich so viele Frauen, wie nie zuvor in einem afrikanischen Staat. Während seiner Regierungszeit setzte er das Projekt der planwirtschaftlichen und sozialistischen Entwicklung des Landes um. Am 15. Oktober 1987 wurde Sankara in einem Putsch des Militärs getötet. Eine Woche vor seinem Tod zitierte er in einer Rede zum Gedenken an Che Guevara den Satz eines Offiziers der kubanischen Revolution: „Nicht schießen, Ideen lassen sich nicht töten”.
II. Verschiedene aktuelle Artikel auf english:
a) Thomas Sankara: Africa's Best President – By Adeola Fayehun. Video hier gucken
b) Thomas Sankara and the Black Spring in Burkina Faso By James Robb
In overthrowing Blaise Compaoré, the people of Burkina Faso have revived the revolutionary dream of Thomas Sankara whom he killed. Their uprising was against the old ties to imperialist governments and financial institutions, the old relationships of exploitation and the abuse of public office to amass personal wealth at the expense of the people
c) Burkina Faso military leader trained by Pentagon By Abayomi Azikiwe
Although the events in Burkina Faso have sparked hope among African workers, farmers and youth throughout the region and beyond, it remains to be seen whether the new leader, with his American links, will deliver a political program of anti-capitalist development for the gains of the popular struggle to win concrete results
d) Burkina Faso: The downfall of another tyrant in Africa By Albert Mbiatem
President Compaoré, like many African Heads of State, was more interested in clinging to power than in the needs of his people. Modifying the constitution to stay in power became the ultimate goal for Compaoré. But the people reisted and won.
e) Burkinabe masses rise up against neo-colonial rule By Abayomi Azikiwe
The popular uprising that toppled the Compaore regime last week echoed the revolution by Sankara on August 4, 1983. In the 27 years since Sankara’s assassination, the country’s mineral wealth and other resources have benefited only a small elite and transnational corporations based in the imperialist states of the West.
f) Burkina Faso: The West's armed puppets broken by the masses By Explo Nani-Kofi
The uprising of the masses in Burkina Faso proves Western arms and support doesn't guranatee unrestrained tyrannical control
g) Burkinabes say: ‘Enough is enough!’ By Andy Wynne
President Blaise Compaore’s ouster last week by popular revolt was the culmination of the people’s opposition to his regime, starting in 2011. The regime contrasted sharply with the short-lived government of Thomas Sankara. But Compaore’s ex,it does not necessarily mean restoration of Sankara’s revolution.
III. Verschiedene aktuelle Artikel auf französisch:
a) En solidarité avec le peuple burkinabé
Nous, mouvements sociaux, organisations et partis politiques progressistes, personnalités et citoyen-ne-s saluons avec respect et admiration le peuple burkinabè. Nous nous réjouissons avec le peuple du Burkina de la chute de Blaise Compaoré. Retrouvant sa dignité, s’inspirant des périodes les plus glorieuses de son histoire, mais aussi des idéaux de Thomas Sankara, nous affirmons qu'il montre l'exemple pour l'ensemble des pays africains et pour l'ensemble des peuples du monde qui luttent pour leur souveraineté et leurs droits fondamentaux.
b) Déclaration de solidarité panafricaine avec le peuple burkinabé
Malgré le mouvement glorieux du peuple burkinabé, il reste encore beaucoup à faire pour s'assurer que la victoire du peuple ne soit pas volée par les forces réactionnaires, comme cela est arrivé dans le passé. Ce qui est nécessaire maintenant, c’est de l’audace, encore de l'audace, et encore plus d'audace.
c) L’heure a sonné pour Sankara Par la Campagne internationale justice pour Sankara, Justice pour l’Afrique
La Campagne internationale justice pour Sankara estime que ces investigations doivent se réaliser dans le respect des procédures légistes et légales et ne doivent pas se limiter à la simple identification des restes du président Sankara, mais également aux circonstances de son assassinat et celle de ses camarades, afin que la page de l’impunité soit définitivement tournée et la réconciliation scellée.
d) Burkina Faso : Et si le problème n’était pas Blaise Compaoré mais nous-mêmes ? Par Jean Paul Pougala
Quelque soit le chef de l'Etat que nous avons, s'il n'est pas capable de comprendre que même la science ment et que jamais un prédateur n'aidera sa proie à se libérer de lui, nous pourrons changer 10 000 Compaoré que ça ne changera pas le sort de la population.
e) Blaise Compaoré en fuite, la difficile mise en place d’une transition Par CADTM
Après la chute de Blaise Compaoré, la mise en place de la transition s’annonce complexe. Des conflits se font jour. La joie éprouvée par la population à l’annonce de la fuite de Blaise Compaoré n’a été que de courte durée. Il faut se rendre à l’évidence, différentes forces s’affrontent pour diriger la transition. Mais pour y voir clair, il est impératif de savoir ce qui s’est effectivement passé les 30 et 31 octobre.
f) Compromise par son soutien à Compaoré, la France doit tirer les leçons de la révolte burkinabè Par survie:
Une semaine après la chute du président burkinabè Blaise Compaoré, des zones d’ombre commencent à se dissiper sur le rôle de protection du régime joué jusqu’au bout par la diplomatie française, fidèle à sa tradition françafricaine et une nouvelle fois à contre-pied de l’Histoire. Ce soutien est allé jusqu’à l’exfiltration de Blaise Compaoré, le soustrayant de fait à la justice de son pays.
g) De Ben Ali à Compaoré : Les élites françaises contre les peuples
La pression par la diplomatie française, à travers différentes voix, s’oppose clairement à la revendication de démission immédiate de Compaoré formulée par les manifestant-e-s qui ont fini par faire fuir ce dernier.
h) Burkina Faso, Mali, Côte d’Ivoire, Sénégal : L’axe des nouveaux perturbateurs ? Par Ababacar Fall «Barros»
Pour avoir endossé, de fait le Pacte colonial avec Blaise, ces dernières décennies, certains politiciens répugnants ‘’se faufilent au pouvoir lorsque le peuple se bat’’. Les gesticulations, les tractations de ces ‘’envoyés spéciaux’’ autour de la ‘’la table de la Cedeao’’, à Ouagadougou, ne visent qu’un seul objectif : faire de sorte la situation n’échappe pas à la ‘’Françafrique’’.
h) Blaise Compaoré en fuite, la difficile mise en place d’une transition Par Bruno Jaffré
Après la chute de Blaise Compaoré, la mise en place de la transition s’annonce complexe. Des conflits se font jour. La joie éprouvée par la population à l’annonce de la fuite de Blaise Compaoré n’a été que de courte durée. Il faut se rendre à l’évidence, différentes forces s’affrontent pour diriger la transition. Mais pour y voir clair, il est impératif de savoir ce qui s’est effectivement passé les 30 et 31 octobre.