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Dezember 2016 | Keine einfachen Antworten. Stichworte zum Verhältnis von Migration und Entwicklung

Erschienen in der 4-seitigen Aktionszeitung von Afrique-Europe-Interact im Dezember 2016

Ob Migrant_innen der Entwicklung ihrer Länder nutzen oder schaden, ist schon lange Gegenstand kontroverser Debatten – nicht nur in Europa, sondern auch innerhalb der afrikanischen Zivilgesellschaft. Dennoch hat die Frage seit vergangenem Jahr erheblich an Brisanz gewonnen. Migrationspolitisch setzt die EU mehr denn je auf Abschottung, negative Auswirkungen auf die Herkunftsländer von Migrant_innen werden weitgehend ausgeblendet (> S. 1). Gleichzeitig geht Europa davon aus, so genannte Fluchtursachen gezielt bekämpfen und somit junge Menschen von der Migration abhalten zu können.

Dezember 2016 | Grenzregime als Fluchtursache. Wie Abschottungspolitik afrikanische Länder destabilisiert

Erschienen in der 4-seitigen Aktionszeitung von Afrique-Europe-Interact im Dezember 2016

Die Zustimmungsraten zu einer humanitären Asyl- und Migrationspolitik sind in Deutschland dramatisch eingebrochen. Hierzu passt, dass die Bundesregierung in den vergangenen 12 Monaten ihre zahllosen, eng mit der EU abgestimmten Abschottungsmaßnahmen gegen Geflüchtete vergleichsweise geräuscharm durchsetzen konnte. Spürbar ist dies bereits im November 2015 anlässlich des afrikanisch-europäischen Migrationsgipfel in Maltas Hauptstadt Valletta geworden. Damals verpflichtete sich Europa, die grotesk niedrige Summe von 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, um Fluchtursachen in Afrika zu “bekämpfen”. Im Gegenzug sollten sich die afrikanischen Länder bereit erklären, Abschiebungen aus Europa zu akzeptieren und Geflüchtete Richtung Norden bereits frühzeitig auf dem afrikanischen Kontinent abzufangen.

März 2016 | „Es geht um Geben und Nehmen“. Ein Gespräch mit Alassane Dicko (Bamako)

Zirkuläre Migration als Entwicklungsmodell in Westafrika und die fatalen Folgen der repressiven Einwanderungspolitik der Europäischen Union. Das Interview mit Alassane Dicko führte Olaf Bernau Anfang Februar in Bamako. Das Gespräch ist erstmalig in der Zeitschrift südlink (Nr. 175) im März 2016 erschienen.

Olaf Bernau: Bei einer Anhörung im Deutschen Bundestag hast du im Juni 2014 ausgeführt, dass Migration schon seit langem in den zyklischen Abläufen der malischen Kultur verankert sei. Was heißt das konkret und welche Zusammenhänge bestehen zur Migration nach Europa?

Alassane Dicko: Hinsichtlich Europa – um mit dem zweiten Teil der Frage zu beginnen – sei exemplarisch auf die Region Kita im Westen Malis verwiesen. Die französische Kolonialmacht hat dort systematisch den Anbau von Erdnüssen forciert, die in Europa weiterverarbeitet wurden. Hierdurch haben die ansässigen Communities [M.K.1] wie die Malinka oder die Sarakolé bereits früh Kontakt mit den Weißen beziehungsweise mit Frankreich bekommen.

Juli 2015 | Zusammenhänge zwischen Migration und Entwicklung (Studie)

Ein Diskussionsbeitrag von Prof. Dr. Jochen Oltmer, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien, Universität Osnabrück. Die gut lesbare (im Auftrag von der Deutschen Welthungerhilfe und terre des hommes Deutschland erstellte) Studie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit mehreren Ländern in Westafrika sowie den Philippinen.

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Juni 2014 | Alassane Dicko von Afrique-Europe-Interact als Sachverständiger im Bundestag

Auf Vorschlag der Partei Die Linke hat Alassane Dicko von der malischen Sektion von Afrique-Europe-Interact am 4. Juni 2014 an der Öffentlichen Anhörung des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Sachverständiger zum Themenkomplex “Flüchtlinge, Migration und Entwicklungspolitik” teilgenommen. Neben Alassane Dicko waren als Sachverständige folgende Personen geladen:

  • Peter Bonin, Leiter Sektorprojekt “Migration und Entwicklung” Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
  • Prof. Dr. Martin Doevenspeck, Professur für raumbezogene Konfliktforschung, Universität Bayreuth
  • Dr. Julia Duchrow, Brot für die Welt, Leiterin, Referat Menschenrechte und Frieden
  • Hans ten Feld, Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) in Deutschland
  • Dr. Manfred Schmidt, Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge

September 2010 | Nützt Migration der Demokratie? Beobachtungen in Mali, im 50. Jahr der Unabhängigkeit.

Von Charlotte Wiedemann

Ist Migration allein schon deshalb gut, weil die Europäische Union die Zuwanderung so sehr bekämpft? Dies ist eine politische und eine moralische Frage. Meistens wird sie moralisch beantwortet, vor allem von jenen, welche der europäischen Festungspolitik ein anderes Weltverständnis entgegensetzen, eine Konzeption von Reisefreiheit für alle und offenen Grenzen. Und liegen die Vorzüge von Migration nicht auf der Hand? Die auswärtigen Arbeitskräfte schicken viel Geld nach Hause, sie betreiben Armutsbekämpfung aus eigener Kraft.

Januar 2009 | Entwicklungshilfe zum Selbermachen. Die afrikanischen Migranten tragen die finanzielle Last

Von Anne-Cécile Robert und Jean-Christophe Servant

Weltweit überweisen jährlich etwa 200 Millionen Migranten mehr als umgerechnet 190 Milliarden Euro in ihre Heimatländer. Und 12,5 Milliarden transferieren Arbeitsmigranten aus Afrika (1), deren Rücküberweisungen seit Beginn des 21. Jahrhunderts um 55 Prozent gestiegen sind. “Für seine Entwicklung braucht Afrika aber viel dringender Humankapital als Finanzkapital”, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Ravinder Rena vom Eritrea Institute of Technology: “Wenn wir nicht umdenken, wird Afrika arm bleiben. Und das viele Geld aus aller Welt wird nicht viel geholfen haben.”(2)

Januar 2009 | Migrationsdynamiken und Entwicklung in Westafrika (Studie)

Untersuchungen zur entwicklungspolitischen Bedeutung von Migration in und aus Ghana und Mali. Von Dr. Nadine Sieveking und Margit Fauser

Migration aus Afrika nach Europa wird zunehmend mit Bezug auf Entwicklungsprozesse in den Herkunftsländern thematisiert. Dies eröffnet ein Diskussionsfeld um Policyaufgaben, die die Frage betreffen, ob und wie das wechselseitige Verhältnis von Migrations- und Entwicklungsdynamiken positiv beeinflusst werden kann. Die vorliegende Studie liefert einen Beitrag zu dieser Diskussion, indem sie zunächst untersucht, welche Migrationsformen und -muster sich in der Region Westafrika vorfinden und durch welche Dynamiken sie geprägt sind, um dann (auf der Basis empirischer Forschung) zu analysieren, wie diese Migrationsdynamiken mit Entwicklungsprozessen auf verschiedenen Ebenen (lokal,regional/national, transnational) konkret verbunden sind.