November 2012 | Recht zu bleiben, Recht zu gehen: Soziale Kämpfe in Westafrika
Veranstaltungsrundreise mit drei malischen AktivistInnen von Afrique-Europe-Interact
Bereits 1991 wurde in Mali der langjährige Diktator General Traoré in einem vor allem von SchülerInnen und StudentInnen initiierten Volksaufstand gestürzt. Seitdem sind zwar demokratische Grundrechte weitgehend garantiert, dennoch gehört das westafrikanische Land zu einem der ärmsten bzw. am ärmsten gemachten Länder der Welt. Neben korrupten Eliten sind vor allem die Agrarpolitik der USA und EU sowie die durch IWF, Weltbank & Co. aufgezwungenen Strukturanpassungsprogramme als Gründe zu nennen. Hinzu kommen in jüngerer Zeit der massive Ausverkauf von fruchtbarem Ackerland an global operierende Investmentfonds („Landgrabbing“) sowie die bereits heute dramatischen Auswirkungen des Klimawandels. In diesem Sinne stellt Migration für viele Menschen eine der wichtigsten Überlebensperspektiven dar – überwiegend innerhalb Westafrikas, aber auch Richtung Nordafrika oder Europa. Die EU reagiert hierauf nicht nur mit systematischer Entrechtung und massenhaften Abschiebungen. Vielmehr rücken im Zuge der Auslagerung des EU-Grenzregimes auch afrikanischen Länder wie Mali immer mehr in den Fokus europäischer Migrationspolitik.
Die ReferentInnen gehören zum afrikanischen Flügel von Afrique-Europe-Interact – einem transnationalen Netzwerk, das Anfang 2011 eine dreiwöchige Karawane „für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung“ von der malischen Hauptstadt Bamako zum 11. Weltsozialforum in Dakar/Senegal organisiert hat. Sie werden in den Veranstaltungen über soziale Kämpfe in Mali bzw. Westafrika berichten. Dabei wird es einerseits um die Situation von (selbstorganisierten) Abgeschobenen, TransitmigrantInnen und RückkehrerInnen gehen – auch vor dem Hintergrund, dass durch die Konflikte in Libyen und der Elfenbeinküste mehrere Hundertausend ArbeitsmigrantInnen ihre Existenzgrundlage verloren haben und nach Mali zurückkehren mussten. Andererseits sollen die Perspektiven transnationaler Organisierung näher beleuchtet werden, inklusive der Frage, wie der arabische Frühling seitens der sozialen Bewegungen in Mali bzw. Westafrika aufgenommen wurde.
Mit Rokia Diarra Karambé (Föderation der Vereine der MigrantInnen aus Mali – FAM/Fédération des Associations de Migrants de Mali), Alassane Dicko (Assoziation der Abgeschobenen Malis – AME/Association Malienne Expulsés) und Hamada Dicko (Verein zur Verteidigung der malischen MigrantInnen – ADEM/L’Association pour la Défense des Emigrés Maliens)
Termine:
09. November (MI): Berlin – Abend-VA im Rahmen des „globale Filmfestivals“ (Näheres: siehe unten)
10. November (DO): Magdeburg – Prozessbeobachtung beim Oury Jalloh-Prozess mit Kundgebung (Zeit: 9 Uhr)
11. November (FR): Biesenthal (Kulturbahnhof Biesenthal, Bahnhofsplatz 1, Zeit: 19:00 Uhr)
12. November (SA): Berlin/Tagesseminar (Näheres: siehe unten)
13. November (SO): Bremen (Mediencoop-Bremen/Etage 3, Schildstrasse 12-19, Zeit: 16:00 Uhr)
15. November (DI): Amsterdam (De Nieuwe Liefde, Da Costakade 102, Zeit: 19:30 Uhr)
16. November (MI): Köln (Naturfreunde-Haus Köln-Kalk, Kapellenstraße 9a, Zeit: 19:30 Uhr)
17. November (DO): Göttingen (Gemeindesaal der Reformierten Gemeinde Göttingen (Untere Karspüle 11), Zeit: 20.30 Uhr)
18 bis 20. November (FR-SO): NoBorder-Konferenz in Frankfurt/Main (vgl. http://conference.w2eu.net/)
21. November (MO): Freiburg (Uni Freiburg im KG I, Hörsaal 1098, Zeit: 19.30-22.00)
22. November (DI): München (Hausprojekt Ligsalzstraße 8, Zeit: 19.30 Uhr)
23. November (MI): Wien/Film (Schikaneder-Kino, Margaretenstraße 24, Zeit: 18.30 Uhr – Publikumsgespräch zum Film “…denn wir leben von der gleichen Luft“.)
24. November (DO): Wien (Campus Uni Wien, Spitalgasse Ecke Alserstraße,Hörsaal B / Hof 2, Zeit: 19:30 Uhr)
Die Rundreise wird von Afrique-Europe-Interact in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. und der Rosa-Luxemburg-Initiative organisiert. Weitere Informationen unter: www.afrique-europe-interact.net
Zusätzliche Informationen zu den beiden Veranstaltungen in Berlin
Ganztägiger Workshop in Berlin: Recht zu gehen, Recht zu bleiben: Soziale Kämpfe in Westafrika, arabischer Frühling & transnationale Organisierung
Zeit & Ort: Samstag, 12. November 2011, 11 bis 17 Uhr im Familiengarten, Oranienstr. 34.
Unter dem Motto „Für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung“ sind Anfang 2011 bis zu 250 AktivistInnen von der malischen Hauptstadt Bamako zum 11. Weltsozialforum in Dakar/Senegal gezogen. Organisiert wurde die Karawane von Afrique-Europe-Interact, einem afrikanisch-europäischen Netzwerk, an dem vor allem Basisinitiativen aus Mali, Burkina Faso, Deutschland, Österreich und den Niederlanden beteiligt sind. Bei dem Tagesseminar werden drei AktivistInnen des malischen Flügels von Afrique-Europe-Interact zunächst über soziale Kämpfe in Mali bzw. Westafrika berichten. Anschließend möchten wir gemeinsam über die Herausforderungen transnationaler Organisierungsprozesse zwischen Afrika und Europa diskutieren. Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit die aktuellen Umbrüche in Nordafrika mit soziale Kämpfen in Westafrika und Europa kurzgeschlossen werden können. Hintergrund ist, dass in den letzten Monaten sowohl europäische als auch afrikanische AktivistInnen von Afrique-Europe-Interact mehrfach in Tunesien waren.
Mit Rokia Diarra Karambé (Föderation der Vereine der MigrantInnen aus Mali), Alassane Dicko (Assoziation der Abgeschobenen Malis) und Hamada Dicko (Verein zur Verteidigung der malischen MigrantInnen). Die Veranstaltung wird von Afrique-Europe-Interact in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. organisiert
Der Workshop findet zweisprachig französisch-deutsch statt, bei Bedarf wird auch in weitere Sprachen übersetzt. Mehr Informationen unter: www.afrique-europe-interact.net
Publikumsgespräche im Rahmen des „globale“-Filmfestivals über die beiden Filme „Wieviel Schulden verträgt Afrika?“ und „When Silence is golden“
Zeit & Ort: 9. November (MI), 16:00 und 18:15 Uhr, Moviemento 2, Kottbusser Damm 22
Wieviel Schulden verträgt Afrika? (Regie: Jean-Pierre Carlon, Frankreich 2010, 55 Minunten, Sprache: Französisch mit deutscher Off-Stimme ): Durch kleine Zahlungen der Weltbank und des IWF versinkt Afrika in seinen Schulden und bleibt ein „Kontinent der Armut“. Eine Beleuchtung der Zusammenhänge, die sich stark auf das alltägliche Leben tausender AfrikanerInnen auswirken. Im anschließenden Publiumsgespräch werden drei AktivistInnen des malischen Flügels von Afrique-Europe-Interact am Beispiel Malis über soziale Kämpfe gegen Privatisierungen berichten, welche im Rahmen von Strukturanpassungsprogrammen des IWF und der Weltbank durchgeführt wurden. Mit Rokia Diarra Karambé (Föderation der Vereine der MigrantInnen aus Mali), Alassane Dicko (Assoziation der Abgeschobenen Malis) und Hamada Dicko (Verein zur Verteidigung der malischen MigrantInnen).
When Silence is Golden (Regie: Alexandra Sicotte-Levesque, Kanada 2007, 55 Minuten, Sprache: Englisch): Der Film thematisiert die Goldminenaktivitäten einer kanadischen Firma in West-Ghana und lässt die BewohnerInnen des Orts zu Wort kommen. Es ist ein Film über den Kampf gewöhnlicher Menschen, die gehört werden wollen. Im anschließenden Publiumsgespräch werden drei AktivistInnen des malischen Flügels von Afrique-Europe-Interact unter anderem über den Arbeitskampf in der malischen Goldmine Morila berichten – auch mit Blick auf den Zusammenhang zwischen Bergbau und Migration. Mit Rokia Diarra Karambé (Föderation der Vereine der MigrantInnen aus Mali), Alassane Dicko (Assoziation der Abgeschobenen Malis) und Hamada Dicko (Verein zur Verteidigung der malischen MigrantInnen).