Workshop: Freihandel als Fluchtursache in West- und Zentralafrika
Im Rahmen der neu gegründeten AEI-Arbeitsgruppe zum Thema Freihandel ist unter anderem ein Workshop-Konzept entwickelt worden, das bereits drei Mal Anwendung gefunden hat: Auf dem Klimacamp Kassel, auf dem Nach dem Rechten sehen Festival und im Zukunftsdorf 22 im Rahmen der Documenta 15.
Workshop im Zukunftsdorf 22 der Documenta 15
Wenig überraschend richtet die europäische Freihandelspolitik im globalen Süden so einiges Ungutes an. Was ist eigentlich unter Freihandel, was unter Protektionismus zu verstehen? Dieser von der Freihandels-AG gemeinsam geschriebene Redebeitrag erklärt die Grundlagen und gibt mehr Informationen zu den aktuellen Debatten um Freihandelsabkommen.
Das Besondere an unserem Workshop ist der für AEI typische transnationale Aspekt. Konkret bedeutet das, dass von Freihandel betroffene AEI-Aktivist:innen aus dem globalen Süden auf die eine oder andere Weise per Videos ihr Wissen, ihre Perspektiven und Erfahrungen mit den Workshopteilnehmenden teilen.
Djif Djimeli über Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kamerun
Eine postkoloniale Perspektive auf Handel verdeutlicht, wie das Post-Cotonou Abkommen, das aktuellste Freihandelsabkommen zwischen der EU und den afrikanischen, karibischen und pazifischen sogenannten AKP-Staaten, historisch gewachsen ist. Dabei wird u.a. auf die Rolle der Economic Partnership Agreements (EPAs) eingegangen, welche glücklicherweise nur in Ausnahmefällen, in Bezug auf Westafrika in Kamerun, Ghana und der Elfenbeinküste, umgesetzt wurden. In diesem Zuge wird auch Neokolonialismus thematisiert und Motivationen für afrikanische Staaten, beim Freihandel mitzuspielen, obwohl die Konsequenzen so verheerend sind, gerade für Kleinbauern und Bäuerinnen.
Victor Nzuzi zur Frage, wer eigentlich von Freihandelsabkommen profitiert
Djif Djimeli über die Ratifizierung der EPAs in Kamerun
Je nach Workshoplänge wird zusätzlich Raum gegeben, um den Zusammenhang zwischen Freihandel und Migration mithilfe von Zitaten, Videos und einer kritischen Einordnung des Begriffs “Fluchtursachen” gemeinsam zu erarbeiten.
Diori Traoré zu Flucht aufgrund wirtschaftlicher Ausbeutung
In jedem Fall lässt und ließ Widerstand gegen das Freihandelsregime in West- und Zentralafrika nicht lange auf sich warten und dessen Thematisierung in Geschichte und Gegenwart bildet den aktivierenden Abschlussblock im Workshop. Schon 1987 hat es der burkinische Präsident Thomas Sankara geschafft, sein Land komplett unabhängig von Nahrungsmittelimporten zu machen, in dieser Rede erklärt er, warum das so wichtig ist.
Rede von Thomas Sankara zur Ernährungssouveränität
2007/08 war der Höhepunkt der Proteste gegen die EPAs, die in 20 Ländern stattfanden. Dieses Musikvideo enthält u.a. Fotos dieser Proteste.
Unser Abschlussplädoyer.
Victor Nzuzi und Diory Traoré über Widerstand gegen Freihandel
Workshopanfragen können gerne gerichtet werden an: fiona.faye@posteo.de und/oder info@afrique-europe-interact.net.
Weiterführende Links (Podcasts, Texte, Videos, Musik)
Videos
- Doku über die Auswirkungen des Freihandelsregimes (u.a. in Kamerun) : Spiel ohne Grenzen: Die Lüge vom freien Handel | Marktcheck SWR
- Umgekehrte Solidarität : Rede von Yvonne Takang, kamerunische Aktivistin, auf einer TTIP-Demo in Berlin
Musik
- Naftaly : Changement
- Didier Awadi : On ne signe pas
- Didier Awadi : Made in africa
Podcasts
- TNI’s State of Power podcast (Episoden 1-3) : The Problem with Global Trade
- BLANDINE SANKARA : L'agroécologie ou la métamorphose de la question de la souveraineté et de l'autonomie au Sahel
Texte
- Bericht Proteste gegen die EPAs in Westafrika
- Cissokho, Mamadou (2014) : Arrangement Pour La Pauvreté Economique (APE) Des Paysans de La CEDEAO
- CONCORD (2016) : Joint ACP-EU Civil Society Statement on ACP-EU Relations beyond 2020
- Ighobor, Kingsley (2014) : Trade between Two Unequal Partners. Africa Renewal
- Réseau des organisations paysannes et des producteurs agricoles de l’Afrique de l’Ouest (ROPPA) (2014) : ‘CONFERENCE DE PRESSE SUR LES NEGOCIATIONS DES APE ET TEC : Declaration Liminaire’