20. April 2015 | Demo anlässlich der beiden Bootskatastrophen im April in Bremen (TV-Bericht & Photos)
Anlässlich der beiden Bootskatastrophen am 12. und 19. April im Zentralen Mittelmeer mit mehr als 1.000 Toten haben am 20. April 2015 in Bremen rund 1.000 Menschen gegen die Abschottungspolitik der Europäischen demonstriert. Die Demonstration wurde von der Bremer Gruppe von Afrique-Europe-Interact organisiert.
Ein langer Bericht über die Demo sowie eine Vorstellung des Watch The Med Alarm Phone, an dem auch Aktivist_innen aus Bremen beteiligt sind, wurde bei buten und binnen – den Abendnachrichten von Radio Bremen ausgestrahlt
Laufend aktuelle Meldungen zur Situation auf dem Mittelmeer bzw. an den EU-Außengrenzen finden sich auf folgenden beiden Webseiten:
Photos von der Demo
Auf dem Weg zum Innensenator. Weitere Bilder zur Demo finden an folgender Stelle bei flickr
Genug ist genug: Gegen das Sterbenlassen auf dem Mittelmeer - Fähren statt Frontex!
Folgendes Flugblatt wurde an die Passant_innen verteilt:
In der Nacht von Samstag auf Sonntag sind nach jüngsten Schätzungen über 750 Bootsflüchtlinge 73 Seemeilen nördlich der libyschen Küste auf dem Weg nach Italien ertrunken. Sie waren an Bord eines 30 Meter langen Kutters, der kenterte, als sich das Frachtschiff King Jacob näherte, um Hilfe zu leisten. Es gibt nur wenige Überlebende.
Es ist die größte Flüchtlings-Schiffskatastrophe in der neueren Geschichte des Mittelmeers, nachdem bereits vier Tage vorher etwa 400 Flüchtlinge ums Leben gekommen waren. Sämtliche dieser Toten wären vermeidbar gewesen. Denn es war eine gezielte Entscheidung der Europäischen Union, Ende 2014 das italienische Seenotrettungsprogramm Mare Nostrum auslaufen zu lassen, obwohl Mare Nostrum seit Oktober 2013 über 150.000 Menschen aus Seenot gerettet hat. Genau dies wurde jedoch von europäischen InnenpolitikerInnen massiv kritisiert – allen voran vom deutschen Innenminister Thomas de Maizière. Nach ihrer Lesart seien so zusätzliche Flüchtlinge angezogen worden – eine mehr als zynische Lesart, die die vollkommen verzweifelte Lage vieler Flüchtlinge in Gänze ausblendet. Und doch: Ergebnis dieser innereuropäischen Auseinandersetzung war, dass Mare Nostrum durch die Operation “Triton” der europäischen Grenzschutzagentur Frontex ersetzt wurde, die sich nur noch auf die Überwachung einer 30-Kilometer-Zone vor der europäischen Küste beschränkt und somit Flüchtlinge bewusst ertrinken lässt, wie Frontex-Chef Gil Arias bereits vor einigen Monaten unumwunden eingeräumt hat: „Wir sind keine Agentur, die sich mit der Lebensrettung auf hoher See befasst“.
Das Sterben auf dem Mittelmeer könnte bereits morgen Geschichte sein. Deshalb fordern wir die sofortige Einrichtung einer direkten Fährverbindung für Flüchtlinge aus Tripolis und anderen Orten Nordafrikas bzw. der Türkei nach Europa. Denn Flüchtlinge sind auf sichere und legale Wege angewiesen, außerdem könnte so den viel kritisierten Schlepperbanden direkt die Geschäftsgrundlage entzogen werden. Weitere Infos: www.watchthemed.net und www.afrique-europe-interact.net