Interview mit dem Regisseur und AEI-Aktivist Djif Djimeli

Wie ist die Idee zu dem Film entstanden?
Als Filmmacher und politischer Flüchtling hatte ich schon lange die Idee einen Film über Migration zu machen. Ein Großteil der Filme zu Migration, die in Europa gezeigt werden, konzentrieren sich auf die Situation im Mittelmeer oder auf den Weg durch die Wüste. Mir hat sich immer die Frage gestellt, wie die Lage von Menschen ist, die sich in Westafrika in die Migration begeben. Warum brechen Sie auf? Wo gehen Sie hin? Was sind ihre Ziele und Hoffnungen? Als ich angefangen habe zu dem Thema zu recherchieren ist mir aufgefallen, dass es eine lange Tradition der zirkulären Migration in Westafrika gibt. Der Großteil der Migrant:innen ist in der Region unterwegs und nicht im Transit nach Europa. Gleichzeitig gerät diese Form der Migration durch Kriege, Klimawandel und die EU Migrationspolitik zunehmend unter Druck. All diese Themen werden im Film aufgegriffen.

Wie hast Du die Protagonist:innen kennengelernt?
Das Netzwerk Afrique-Europe-Interact ist seit seiner Gründung in Mali aktiv. Es gibt einen regen Austausch zwischen Aktivist:innen in Mali und Europa. Anfang 2017 bin ich mit anderen Aktivist:innen von Europa nach Mali gereist. Mit dabei hatte ich meine Kamera und die Idee Material für einen Dokumentarfilm zu sammeln. Mein Wunsch war es die Geschichten von Menschen zu erzählen, welche die verschiedene Facetten der Migration in Westafrika beleuchten: Kleinbäuer:innen und -bauern, die mit dem Klimawandel zu kämpfen haben; die Jugend die von Europa träumt oder Menschen die von den Kriegen in der Region betroffen sind. AEI-Aktivist:innen in Mali, haben für mich den Kontakt zu den Protagonist:innen hergestellt. Eine der Hauptprotagonist:innen des Films ist selbst auch bei AEI aktiv.

Was hat Dich während der Dreharbeiten am meisten beeindruckt?
Einer der Protagonisten, Mustapha, ein junger Mann aus Mali, hat den Traum irgendwann in Europa sein Glück zu finden. Es hat mich beeindruckt, mit welchem Durchhaltevermögen er diesen Traum verfolgt und welche Anstrengungen er dafür in Kauf nimmt. Immer wieder lässt er sich etwas Neues einfallen. Ob als Händler für Handyzubehör oder als Schuhputzer im Kongo – irgendwie versucht er das Geld für seine Reise nach Europa aufzutreiben. Besonders beeindruckt war ich auch von Djeneba, der Hauptprotagonist des Films. Sie ist eine Kleinbäuerin und alleinerziehende Mutter, die zusätzlich in einem Steinbruch arbeitet. Gleichzeig setzt sie sich als Aktivistin für die Rechte der Migrant:innen ein. Wie schafft sie das bloß?

Was sind die größten Herausforderungen, mit denen die Protagonist:innen zu kämpfen haben?
Zunächst müssen sie alle schauen, wie sie täglich über die Runden kommen. Was sie alle verbindet, ist der Kampf für eine bessere Perspektive in der Zukunft. Dabei sind sie immer in Bewegung und kommen kaum zur Ruhe. Die Schwierigkeiten, denen sie begegnen sind ganz unterschiedlicher Art: Für den Fischer Bourema sind es die austrocknenden Flüsse, für Ousmane ist es die Korruption der lokalen Verwaltung.

An mehreren Stellen erwähnen die Protagonist:innen den Wunsch nach Bewegungsfreiheit. Was hat die EU-Migrationspolitik damit zu tun?
Um ihre Grenzen zu schützen hat die EU seit 2012 zahlreiche Abkommen mit afrikanischen Ländern abgeschlossen. Mit dem Valetta-Prozess seit 2015 hat es die EU geschafft ihre Grenzen nach Afrika auszulagern. Eine Konsequenz davon ist, dass es in Westafrika immer mehr Grenzkontrollen gibt. Diese blockieren nicht nur die Transitmigration Richtung Norden, sondern auch die zirkuläre Migration in der Region. Für die Menschen in Westafrika wird es immer schwieriger, von einem Land in das nächste zu reisen. Das wird auch in dem Film deutlich.

Welche Themen greift der Film noch auf?
Es geht nicht nur um die individuellen Perspektiven von Menschen in Mali, sondern um die globalen Zusammenhänge. Fast alle Protagonist:innen sind von den Folgen des Klimawandels betroffen. In der Zukunft wird die Sahelregion noch stärker unter den Folgen der Erderwärmung leiden. Dies bedeutet auch, dass mehr Menschen in Migration, auch nach Europa gedrängt werden. Es stellt sich also die Frage, wie das Asylrecht damit umgeht. Der Film möchte auch zu dieser Diskussion einen Beitrag leisten. Ich freue mich deshalb, wenn möglichst viele Menschen den Film sehen.

Wo kann man den Film sehen?
Aktuelle Vorstellungen werden auf dieser Website angekündigt. Wer ein Screening organisieren möchte, kann sich gerne bei uns melden unter info@afrique-europe-interact.net.

Vielen Dank für das Gespräch Djif!