06. bis 16.04.2019 | Veranstaltungstour mit Aboubakari Razakou, Togoische Vereinigung der Abgeschobenen (ATE)
Zur Situation von Abgeschobenen, Zwangsrückgekehrten und “Kandidat*innen der Migration” am Beispiel von Sokodé/Togo.
Aboubakari Razakou, Koordinator der Togoischen Vereinigung der Abgeschobenen (Association Togolaise des Expulsés – ATE), kommt vom 5. Bis 16. April auf Einladung der Tageszeitung TAZ und des Netzwerks Afrique-Europe Interact für eine Veranstaltungsrundreise nach Deutschland, in die Niederlande und nach Österreich.
Die Togoischen Vereinigung der Abgeschobenen (ATE) wurde 2008 in Sokodé, der zweitgrößten Stadt Togos, von Menschen gegründet, die aus verschiedenen Ländern – u.a. aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden – nach Togo abgeschoben worden waren. Zum Engagement der ATE gehört praktische Unterstützung und gegenseitige Hilfe für Menschen, die sich nach ihrer Abschiebung in prekären Lebenslagen befinden und auch die Sensibilisierung der Gesellschaft für Fragen rund um Migration und Rechte von Flüchtenden und Migrant*innen.
In den letzten Jahren beschäftigt sich die ATE, die als Selbstorganisation von Abgeschobenen gegründet wurde, vermehrt mit der Situation junger Menschen, die aus Togo flüchten, bzw. sich auf den Weg in die Migration machen. Die ATE leistet einen Beitrag dazu, denen die weggehen wollen oder müssen, ein realistisches Bild von den vielfältigen Gefahren für Leib und Leben auf den Migrationsrouten zu vermitteln.
Wie viele afrikanische zivilgesellschaftliche Bewegungen erhebt die ATE darüber hinaus ihre Stimme gegen die Menschenrechtsverletzungen und Morde entlang der Flucht- und Migrationsrouten – und gegen ein durch die europäischen Staaten erzwungenes Grenzregime, das Menschen sehenden Auges in der Wüste und im Meer sterben lässt und libyschen Milizen und verschiedenen afrikanischen Regierungen Geld dafür zahlt, Menschen um jeden Preis von Europa fernzuhalten.
Aboubakari Razakou wird auf seiner Veranstaltungstour von der Arbeit der ATE in Togo berichten – und von der speziellen Situation in seiner Heimatstadt Sokodé. Er wird außerdem das Projekt Alarme Phone Sahara vorstellen – eine praktische Initiative afrikanischer und europäischer zivilgesellschaftlicher Organisationen gegen die lebensgefährlichen Bedingungen auf den Flucht- und Migrationsrouten durch die Sahel- und Saharaländer.
Tourplan:
Sa. 06.4: TAZ Lab Berlin
vgl. www.taz.de
So. 07.04.: Dortmund
17:00 Uhr, Black Pigeon, Scharnhorststr. 50, 44147 Dortmund. Veranstalter*innen: Afrique-Europe Interact + Urgence Togo
Mo. 08.04.: Amsterdam / Niederlande
Dokzaal, Plantage Doklaan 8, 1018 CM Amsterdam. Veranstalter*innen: Afrique-Europe Interact + All Included
Di. 09.04.: Veranstaltung in Hamburg
Ort und Zeit wird noch bekannt gegeben: bitte auf www.afrique-europe-interact.net gucken (via Fenster auf Startseite)
Do. 11.04.: Veranstaltung in Nürnberg
20:00, Stadtteilzentrum DESI, Brückenstraße 23. Veranstaler*innen: Karawane Nürnberg, Bayerischer Flüchtlingsrat, Freie Flüchtlingsstadt Nürnberg
Fr. 12.04.: Veranstaltung in München
19:00 Uhr, Bellevue di Monacco, Müllerstraße 2-6, 80469 München. Veranstalter*innen: Watch the Med – Alarmphone
13.04.: Veranstaltung Tübingen
16:00, Begegnungsstätte Hirsch, Hirschgasse 9, 72070 Tübingen. Veranstaler*innen: Asylzentrum e.V. mit der Integrationsbeauftragten der Stadt Tübingen und AG Gambia (Flüchtlingshilfen im Kreis Tübingen)
14.04.: Veranstaltung Wien.
17:00 Uhr, Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien. Veranstalter*innen: Afrique-Europe Interact
16.04.: Veranstaltung in Berlin.
19:00 Uhr, taz-Café, Friedrichstr. 21
Buchpräsentation mit Christian Jakob “Diktatoren als Türsteher Europas”
Veranstaltungsankündigung: Flucht und Migration aus Togo im Zeichen von Diktatur und sozio-ökonomischer Krise
In den 90er und 2000er Jahren flüchteten viele Menschen aus Togo vor der brutalen politischen Repression durch das diktatorische Eyadéma Gnassingbé -Regime, einige von ihnen bis nach Europa. Viele von ihnen, denen eine Anerkennung als Asylsuchende verweigert wurde, wurde seit damals abgeschoben. Viele der Abgeschobenen sind krank oder traumatisiert, leben bis heute in Angst vor drohender Verfolgung und haben einschließlich ausstehender Rentenansprüche alles verloren, was sie sich im Exil erarbeitet hatten.
Heute, im Jahr 2019, hält sich das diktatorische Regime in Togo unter Faure Gnassingbé, dem Sohn Eyadéma Gnassingbés, weiterhin durch Repression und gestützt auf den Polizei- und Militärapparat an der Macht. Die ehemaligen europäischen Kolonialmächte setzen bis heute auf das togoische Regime als verlässlichen Kooperationspartner in ökonomischen, politischen und sicherheitspolitischen Fragen – u.a. bei internationalen Militäreinsätzen in Westafrika – und attestieren ungeachtet der Realitäten vor Ort Fortschritte der Demokratisierung und korrekte Wahlen. Viele v.a. junge Menschen in Togo rebellieren dagegen gegen das repressive, klientelistische und korrupte politische System und gegen die allgegenwärtige soziale und ökonomische Ungerechtigkeit und Prekarität, wie es sich in einer seit August 2017 begonnenen und nie zum Stillstand gekommenen massenhaften Protestbewegung gezeigt hat.
Viele müssen jedoch vor der Repression flüchten – oder ziehen die Konsequenz, woanders ein besseres Leben zu suchen, das eine Perspektive bietet. Seit Jahren gehen viele junge Menschen aus Togo in andere West- und Zentralafrikanische Staaten, u.a. nach Ghana, Nigeria oder Gabun – manche auch durch die Wüste nach Libyen, Algerien oder über das Mittelmeer bis nach Europa. Und nicht wenige Familien in Togo betrauern Angehörige, die in der Wüste verstorben oder im Mittelmeer ertrunken sind oder die auf der Reise ermordet wurden.
Hintergrundinformationen: www.afrique-europe-interact.net