Lesungen mit Emmanuel Mbolela in Schulen
Emmanuel Mbolela hat bereits zahlreiche Veranstaltungen in Schulen durchgeführt – die meisten davon mit dem Übersetzer des Buches Dieter Behr. Vor diesem Hintergrund möchten wir ausdrücklich auf folgenden Text verweisen, in dem Dieter Behr auf beeindruckende Weise von den Erfahrungen bei den Schulveranstaltungen berichtet:
Seit Mai 2014 fanden im Zuge der zahlreichen Lesereisen auch eine Vielzahl an Buchpräsentationen in Schulen statt. Von Wien bis Innsbruck, von Ried im Innkreis über Bruck an der Mur, Graz und Klagenfurt, aber auch in Bremen oder in Paderborn besuchten wir Schulen und sprachen über das Buch. In Tirol unterstützte uns das Kulturservice des Landes und nahm die Lesung in ihr offizielles Programm auf, das an alle Schulen im Bundesland verschickt wird. Nach den vielen Lesungen und Diskussionen mit den Schüler_innen, die wir stets zweisprachig durchführen (Emmanuel liest und erzählt auf französisch, ich übersetze seinen Vortrag sowie die Fragen der Schüler_innen) wurden uns mehrere Dinge unmissverständlich klar: Erstens bestand praktisch in sämtlichen Schulen ein großer Diskussionsbedarf; in keiner einzigen Schule kamen wir in die Verlegenheit, dass die Schüler_innen nach der Präsentation von Emmanuel nicht gewusst hätten, was sie hätten fragen oder anmerken können.
Schulveranstaltung in Graz
Zweitens beeindruckte uns der vielerorts vorhandene Wille zur Unterstützung der Aktivitäten von Afrique Europe Interact und dem Kampf der Flüchtlinge und Migrant_innen: so erklärten sich Schüler_innen mehrerer Schulen spontan dazu bereit, Geld für ein Rasthaus für migrantische Frauen in Rabat zu sammeln, das AEI ins Leben gerufen hat (mehr dazu weiter unten). Drittens schien die Erzählweise von Emmanuel und der unmittelbare Kontakt mit den Schüler_innen jeglichen Alltagsrassismus förmlich aus den Angeln zu hebeln: selbst in denjenigen Schulen, in denen die Lehrer_innen im Vorfeld die Sorge angemeldet hatten, dass es von Seiten der Schüler_innen zu einer Abwehrhaltung oder zu Unverständnis kommen könnte, passierte genau das Gegenteil: oft entwickelte sich eine lange Diskussion über Wege und Möglichkeiten, das europäische Grenzregime und seine tödlichen Folgen zu überwinden. Anhand des Beispiels des Rohstoffs Coltan, der für die Herstellung von Mobiltelefonen unersetzlich ist und der im Kongo unter unvorstellbar brutalen Bedingungen gefördert wird, sprachen wir auch in vielen Schulen über Strategien, Krieg und Ausbeutung im Kongo zu beenden. Last but not least gelang es uns bei den Lesungen – oftmals mit Unterstützung der Lehrer_innen – das Thema der heutigen Dynamiken von Flucht und Migration mit der Geschichte Europas im 20. Jahrhunderts zu verknüpfen: Wir sprachen über Flucht und Verfolgung während der Zeit des Nationalsozialismus und wiesen auf die zentrale, ja lebensrettende Bedeutung von Asyl und aktiver Fluchthilfe damals und heute hin – Stichwort „Schlepperdiskussion“.
Wir wollen in den nächsten Jahren unsere Bildungsarbeit mit dem Buch von Emmanuel Mbolela fortsetzen und so viele Schulen wie möglich besuchen. Nicht nur um politische Sensibilisierung zu leisten und über die Zusammenhänge zwischen politischer Unterdrückung, wirtschaftlicher Ausbeutung und Migration aufzuklären, sondern auch um für Unterstützung für die Projekte von Afrique Europe Interact zu werben; so sei hier abschließend noch in Kürze ausgeführt, was bereits weiter oben erwähnt wurde: Wir wollen mit dem Buch und den Lesereisen explizit für den Aufbau eines Schutzhauses für migrantische Frauen in Rabat werben, da diese auf der Reise vielfältigen Gewaltverhältnissen ausgesetzt sind und nach der Durchquerung der Wüste oft dringend einen Raum brauchen, an dem sie neue Kraft und Hoffnung schöpfen können. Astrid Mukendi, eine Mitstreiterin von Emmanuel, die ebenfalls aus dem Kongo kommt und in der Bewegung der ARCOM organisiert ist, betreut das Schutzhaus. Wir planen, sie gemeinsam mit Emmanuel gegen Ende des Jahres 2015 für eine ausführliche Präsentationstournee durch Österreich einzuladen und auch mit ihr eine Menge Schulen zu besuchen. Anfragen für Lesungen und Diskussionen können gerne per email an uns gerichtet werden:
da.behr@reflex.at oder nolagerbremen@yahoo.de