Bericht: Veranstaltungsrundreise: Nein zum Sterben an den EU-Außengrenzen!
Erschrockenheit und Wut über die Brutalität der Sicherheitsorgane gegen Migrant_innen an den EU-Außengrenzen
Erschrocken und wütend reagierten die Zuhörer_innen auf die beeindruckenden Schilderungen eines Refugee- und AEI-Aktivisten über die Situation an den EU-Grenzen vor den spanischen Enklaven Ceuta und Melilla. Bei insgesamt acht Veranstaltungen in verschiedenen NRW-Städten in der zweiten Septemberhälfte berichtete ein Aktivist, der auch die facebook-Seite „Voix des Migrants“ betreibt, von seinen Erfahrungen bei dem Versuch über eine der beiden Enklaven nach Westeuropa zu gelangen. Dabei unterlegte er seine Ausführungen mit Bildern und kurzen Video-Sequenzen, die die brutalen bis tödlichen und im Übrigen rechtswidrigen Push-Back-Praktiken der spanischen Guardia Civil und der marokkanischen Grenzschützer auf schockierende Weise vor Augen führten.
Warum trotz des Wissens um die lebensgefährlichen Risiken der Migration durch die Sahara und über das Mittelmeer sich insbesondere junge Leute aus den subsaharischen Ländern Westafrikas auf den Weg machen, erklärte zuvor eine von dort stammende AEI-Aktivistin auf Grundlage der im Rahmen einer AEI-Delegationsreise im April d.J. durch Togo geführten Gespräche mit Menschen aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen. Dabei wurde deutlich, dass die katastrophalen Langzeitwirkungen der seit den 80er Jahren auferlegten sog. Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank zu einer krassen Verschlechterung der allgemeinen Lebensbedingungen und zu einer Informalisierung des Arbeitsmarktes geführt haben, so dass selbst gut ausgebildete junge Leute keine Zukunftsperspektive für sich in einem Land wie Togo sehen.
Bei fast allen Veranstaltungen bestätigten und ergänzten junge Migrant_innen die Darstellung der brutalen Situation an den EU-Außengrenzen in Marokko mit spontanen und teilweise ergreifenden Redebeiträgen. Die europäischen Veranstaltungssteilnehmer_innen brachten neben inhaltlichen Nachfragen ihre Betroffenheit über das ihnen bis dato nicht bekannte Ausmaß an EU-staatlicher Gewalt gegen die Migrant_innen zum Ausdruck und warfen die Frage auf, was dagegen getan werden könne. Da kaum jemand die Hoffnung hegte, mit Gesetzesänderungen substantiell etwas ändern zu können, wurde diese Frage im Wesentlichen mit der Wichtigkeit der Unterstützung der Migrant_innen auf allen Ebenen diesseits wie jenseits der EU-Grenzen und des gemeinsamen Kampfes gegen institutionelle Rassismen und organisierten Neofaschismus beantwortet.
Die Veranstaltungen, die mit 35 bis über 100 Teilnehmer_innen durchweg gut besucht waren, wurden zusammen mit antirassistisch aktiven Gruppen bzw. Bündnissen vor Ort organisiert. Die Schilderungen der „Zeitzeug_innen“ haben sicherlich dazu beigetragen, das konkrete Engagement für die Forderungen und Kämpfe der Migrant_innen zu stärken. So wurde uns von einer der beteiligten Antira-Gruppen bekannt, dass sie in Folge der Veranstaltung starken Zulauf von neuen Mitstreiter_innen hatte und dadurch wieder aktionsfähig geworden ist.
Afrique Europe Interact, Sektion Dortmund/Bochum