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Radio-Feature: Oury Jalloh - die widersprüchlichen Wahrheiten eines Todesfalls (inkl. Manuskript)

Feature von Margot Overath, erstmalig ausgestrahlt am 22.10.2014 Direkt anhören auf der Webseite des Mitteldeutschen Rundfunks

Siebenter Januar 2005. Dessau, Sachsen-Anhalt. In einer Polizeizelle verbrennt ein an Händen und Füßen gefesselter Mensch bei lebendigem Leibe. Selbst verschuldet, sagen die einen. Ermordet, sagen die anderen. Was geschehen ist, wird nur gedeutet. Klare Beweise liegen nicht vor. Da auch der zweite Prozess vor dem Landgericht Magdeburg keine endgültige Aufklärung über das Entstehen des Brandes bringt, knüpft die Autorin an ihre Recherche für ihr erstes Feature zum Fall Jalloh “Verbrannt in Polizeizelle Nummer fünf” an und hinterfragt die Ermittlungsergebnisse erneut. Mit Unterstützung von Gerichtsmedizinern, Toxikologen und Kriminalbeamten geht Margot Overath Ungereimtheiten nach und bekommt Hinweise auf einen dritten Mann. Ging es am Anfang um unterlassene Hilfeleistung des Dienstgruppenleiters, ermittelt die Staatsanwaltschaft Dessau seit 2014 gegen Unbekannt wegen Mordes.

„Wenn jemand brennt, dann schreit er!“

Bis heute verhindern Polizei und Justiz eine Aufklärung der Todesumstände von Oury Jalloh

ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 577 / 16.11.2012

Olaf Bernau: Vor 8 Jahren ist dein Freund Oury Jalloh ums Leben gekommen, was hat sich seitdem für dich verändert?

Mouctar: Bah: Als ich nach Dessau kam, habe ich mich vor allem mit meinem Telecafe beschäftigt, Politik hat kaum eine Rolle gespielt. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass Menschen so grausam, so verbrecherisch, so kriminell sein können. Aber dann lagen all die Indizien auf den Tisch und ich habe gemerkt, dass es wirklich so schlimm ist. Weiße gegen einen Schwarzen. Früher habe ich meine Farbe nicht gesehen, doch plötzlich war klar, du lebst auf einem fremden Kontinent.

Stellungnahme zum Revisionsverfahren Oury Jalloh (November 2012)

Stellungnahme der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh e.V. zum laufenden Revisionsverfahren um den Tod von Oury Jalloh vor dem Magdeburger Landgericht

Gerichtet an Oberstaatsanwalt Christian Preissner, Staatsanwaltschaft Dessau – Roßlau: Wie Sie wissen, kämpft die Initiative im Namen der Familie Jalloh seit fast 8 Jahren für die Aufklärung der Todesursache von Oury Jalloh. Angesichts der äusserst fragwürdigen Umstände, unter welchen Oury Jalloh am 7. Januar 2005 in der Dessauer Polizeizelle ums Leben kam, halten wir die von Ihnen erhobene Anklageschrift gegen den damaligen Dienstgruppenleiter Andreas Schubert für nicht ausreichend, den Mord hinreichend aufzuklären.

Revisionsprozess Oury Jalloh: Feuerzeugerzählung nicht aufrechtzuerhalten

Bericht von der Internationalen Lige für Menschenrechte, dem Komitee für Grundrechte und Demokratie und der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh (Sommer 2012)

Die Feuerzeugerzählung der Dessauer Polizei ist nicht länger aufrecht zu erhalten – Welchen Bestand hat die zweifelhafte Justizthese noch, Oury Jalloh habe das Feuer selbst gelegt? Die Initiative In Gedenken an Oury Jalloh, das Komitee für Grundrechte und Demokratie und die Internationale Liga für Menschenrechte beobachten den Verlauf des Prozesses zur Aufklärung der Umstände, unter denen Oury Jalloh am 7. Januar 2005 in der Zelle Nr. 5 des Polizeireviers Dessau bei lebendigem Leib verbrannte, seit seinem Beginn Ende März 2007 vor dem Dessauer Landgericht.

Oury Jalloh-Prozess: Newsletter Nr. 3 (Januar 2012)

Prozessberichte, Analysen, Einschätzungen zum aktuellen Stand des Verfahrens

Der Newsletter dokumentiert markante Vorgänge im Gerichtssaal sowie Reaktionen, die der Revisionsprozess in der Sachsen-Anhaltinischen Zivilgesellschaft und in der Bundesrepublik insgesamt hervorruft. Das Verfahren ist nunmehr in der Abschlussphase. Deshalb enthält der vorliegende Newsletter Einschätzungen und kritische Analysen der Verhandlungsführung und des status quo in diesem neuerlichen Verfahren vom Standort der kritischen Prozessbeobachtung der Herausgeberorganisationen.

Verbrannt in Polizeizelle Nummer fünf

Der Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in Dessau

Von Margot Overath – Radiofeature (Skript – 2010)

Er habe sich selbst angezündet, sagt die Polizei. Aber wie sollte das gehen, gefesselt, ohne Feuerzeug?, fragen andere. Vor sechs Jahren starb Oury Jalloh, Asylbewerber aus Afrika. Wie es dazu kam, blieb ungeklärt – und wird nun neu verhandelt.

Der Vertreter der Landesregierung hatte sein Beileid ausgesprochen und war dabei zu gehen, als er Holz splittern hörte. Die Menschen in der Kirche versuchten, den Sarg zu öffnen.„In dem Zusammenhang war dann Schreien zu hören“, sagt der Landesvertreter, ein Abteilungsleiter aus dem Innenministerium von Sachsen-Anhalt. Schreien vor Entsetzen. Denn der Tote im Sarg war vollkommen verkohlt. Das hatten sie nicht gewusst.

Von Polizisten getötet, vom Staat vertuscht! Wer steckt hinter dem Mord von Oury Jalloh?

Eine Stellungnahme der Initiative zum 7. Todestag von Oury Jalloh und zum laufenden Revisionsverfahren: 03.01.2012

Es ist 7 Jahre her, dass Oury Jalloh im Dessauer Polizeigewahrsam an Händen und Füßen gefesselt, auf eine feuerfeste Matratze fixiert, angezündet wurde. Damals nahm die Staatsanwaltschaft nur wiederwillig Ermittlungen auf. Es dauerte zwei Jahre bis es endlich zu einem Prozess kam. Doch hatten sich die beiden Polizisten nicht wegen Mord, sondern wegen „fahrlässiger Körperverletzung“ bzw. wegen „Körperverletzung mit Todesfolge“ zu verantworten.

Kundgebung in Magdeburg: Gerechtigkeit für Oury Jalloh!

Aufruf von The Voice zum 7. Todestag von Oury Jalloh

Kundgebung in Magdeburg, am Montag den 09.01.2012 um 09:30 Uhr vor dem Landgericht Magdeburg Prozessbeobachtung: Saal A23.

Wir fordern weiterhin die Änderung der Anklageschrift und der Strafanzeige auf Beihilfe zu Körperverletzung und zu Mord seitens aller Beamten, die am 7. Januar 2005 im Polizeirevier Dessau anwesend waren. Das Strafverfahren ist unter Beiordnung von internationalen unabhängigen Prozessbeobachtern durchzuführen.

In Gedenken an Oury Jalloh I (Video)

Theateraufführung in Kayes/Mali im Rahmen der Bamako-Dakar-Karawane

Während der Bamako-Dakar-Karawane (Anfang 2011) entwickelte Abraham Habtemariam von der Oury Jalloh-Initiative das bereits in Deutschland entstandene Theaterstück in Erinnerung an Oury Jalloh zusammen mit TeilnehmerInnen der Karawane und lokalen BewohnerInnen ständig weiter. Das hier dokumentierte Video zeigt Auszüge aus der Aufführung in Kayes im Norden Malis – mit einigen der Stationen aus Oury Jallohs Leben (Aufwachsen in Sierra Leona, Bürgerkrieg, Flucht nach Deutschland, Repression durch Behörden, Tod auf dem Polizeirevier in Dessau). Seit der Karawane wird das Stück regelmäßig von der malischen Theater- und KünstlerInnengruppe “Faso Kele” in Bamako bzw. Mali aufgeführt – trotz (oder gerade) wegen der auch beim Publikum in Kayes spürbaren ambivalenten Gefühle, welche die Aufführung nahezu zwangsläufig hervorruft.

In Gedenken an Oury Jalloh II (Video)

Theateraufführung in Magdeburg/Deutschland

Das Theaterstück, welches das Leben von Oury Jalloh erzählt, wurde bereits vor der Bamako-Dakar-Karawane aufgeführt – unter anderem bei Protesten anlässlich des Revisionsprozesses zum Tod von Oury Jalloh in Magdeburg.

Produktion von Andrea Plöger und Sabine Weber: www.time-code-ev.org

Das Schweigekartell der Polizei (Deutschland)

Von Robert von Lucius

Schlampige Ermittlungen, Nachlässigkeiten und Vertuschungsversuche ließen den Bundesgerichtshof den Freispruch eines Polizisten in Dessau aufheben. Der Fall des verbrannten Asylbewerbers Oury Jalloh hat einiges verändert – nur die Polizei hat nicht allzu viel gelernt.

Der Tod von Oury Jalloh bleibt ungesühnt (Deutschland)

Gericht scheitert an Mauer des Schweigens der Polizei

Pro Asyl

Mit dem Freispruch bleibt der Verbrennungstod des schwarzen Asylsuchenden Oury Jalloh ungesühnt, ein Polizei- und Ermittlungsskandal bleibt ohne Folgen für die Beteiligten. Wer sich von dem Strafprozess eine Aufklärung des Geschehens und eine angemessene Ahndung polizeilicher Gewaltanwendung erwartet hatte, sieht sich getäuscht. Die Brandursache ist auch nach 22 Monaten Prozessdauer nicht geklärt.

4. TODESTAG VON OURY JALLOH (Deutschland)

PRESSEMITTEILUNG DER AFRICAN/BLACK COMMUNITY (ABC*)

Heute vor vier Jahren wurde Oury Jalloh in Dessau von Polizisten illegal in Gewahrsam genommen. Anschließend verbrannte er in Zelle Nr. 5. Zahlreiche Beweise und Indizien zeigen deutlich in die Richtung, dass es keineswegs Suizid war. Die in der zweiten unabhängigen Autopsie festgestellten Verletzungen weisen auf Misshandlung hin. Das Gericht veranstaltete ein 22 Monate dauerndes Schauspiel, um die Vertuschung unter einem rechtsstaatlichen Mantel zu verdecken.

Von Polizei misshandelt, vom Arzt ertränkt - Tod bleibt ohne Konsequenzen (Deutschland)

Zum Tod von Laya Condè

Von no-racism

Am 04. Dez 2008 sprach das Bremer Landgericht einen angeklagten Polizeiarzt vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung frei. Der Arzt wendete eine umstrittene Methode an, mit der die Behörden vorgaben, gegen vermeintliche Drogendealer_innen vorzugehen. Laya Alama Condé, wurde im Zuge dieser Behandlung ertränkt.

Demonstration in Gedenken an Laye-Alama Condé (Bremen)

Wir trauern um Laye-Alama Condé, der vor einem Jahr, am 7. Januar 2005, an einem zwangsweise durchgeführten polizeilichen Brechmitteleinsatz gestorben ist.

Laye-Alama Condé aus Sierra Leone, der seit Jahren hier in Bremen lebte, wurde am späten Abend des 26.12.2004 im Viertel von einen zweiköpfigen zivilen Kommando der Polizei verhaftet und unter Verdacht des Drogenbesitzes in das Polizeirevier Vahr verbracht. Dort wird Laye-Alama Condé von den beiden Polizisten gewaltsam auf eine metallene Untersuchungsliege gefesselt (beide Füße fixiert mit Kabelbindern, linke Hand mit Handschellen an die Untersuchungsliege).

Gerechtigkeit für Dominique Kouamadio

Am 14.04.2006 wurde der 23-jährige Kongolese Dominique Kouamadio von einem Polizisten in Dortmund erschossen. Ein Kioskbesitzer hatte die Polizei benachrichtigt, weil Dominique mit einem Messer vor seinem Kioskfenster stand. Als der erste Funkstreifenwagen besetzt mit drei Beamten eintraf, war die Situation nach deren eigenen Angaben nicht bedrohlich. Aus bisher ungeklärten Gründen eskalierte die Situation, ein Polizist tötete Dominique mit zwei schnell hintereinander abgegebenen Schüssen ins Bein und ins Herz.