Für Bewegungsfreiheit & selbstbestimmte Entwicklung!

17. Dezember 2012 | „Die Revolution hat mir die Freiheit gegeben, die Grenzen in Frage zu stellen“

Eine Veranstaltung von Boats4People zum zweiten Jahrestag der tunesischen Revolution

Mit Wael Garnaoui (Psychoclub, Tunis), Sinda Garziz und Syrine Boukadida (Netzwerk für den Kampf für Bewegungsfreiheit, Tunesien)

Am 17.12.2010 gab Mohammed Bou´azizi mit seiner Selbstverbrennung den letzten Anstoss zur Revolution in Tunesien. Der damalige Regierungschef Ben Ali musste kurz darauf aus dem Land fliehen. Seitdem fanden zwar Wahlen statt (zur Verfassungsgebenden Versammlung), doch sind die revolutionären Prozesse und Kämpfe um Einfluss, Anerkennung und Veränderung längst nicht abgeschlossen.

Neben vielen anderen Umwälzungen eröffnete die Revolution für viele, vor allem junge Menschen in Tunesien die Möglichkeit, über das Mittelmeer nach Europa zu reisen. Die EU fand zwar warme Worte für Demokratisierungsprozesse in den Ländern Nordafrikas, schottete aber seine Grenzen verstärkt ab. Deswegen starben fast 2000 Menschen beim Versuch, mit Booten Europa zu erreichen – unter den Augen von Frontex und der NATO, die vor Libyen stationiert war. Seitdem wird über Migration in Tunesien teilweise sehr heftig gestritten. Die Angehörigen verschwundener boat people fordern von der tunesischen und italienischen Regierung Aufklärung über das Schicksal ihrer Freund_innen und Verwandten. Der Tod von über 40 Tunesier_innen vor Lampedusa löste September diesen Jahres heftige Proteste aus. Viel weniger beachtet, aber nicht weniger dramatisch ist das Schicksal von Flüchtlingen vor allem, aber nicht nur aus Ländern Subsahara-Afrikas im Camp Choucha im Süden Tunesiens. Dieses soll spätestens bis Juni 2013 nach und nach geschlossen werden, ohne dass es Lösungen für die noch verbliebenen ca. 2000 Flüchtlinge gibt.

Drei tunesische Aktivist_innen von Boats4People werden über die psychologischen und politischen Veränderungen durch die Revolution berichten. Mit kurzen Filmen werden sie Einblicke in die Umbrüche in ihrem Land, und die damit verbundenen Migrationsdynamiken geben.

17.12. um 19:30, Protestzelt am Oranienplatz, Berlin
20.12. um 19:00, W3, Hamburg

Unterstützt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Das Netzwerk Boats4People existiert seit 2011. Migrationspolitische Gruppen aus afrikanischen und europäischen Ländern gründeten es, um das Sterben von boat people auf dem Mittelmeer zu beenden und für Bewegungsfreiheit zu kämpfen.
Boats4People setzt sich gegen die Kriminalisierung von Migrant_innen und deren Rettung aus Seenot ein, und geht gegen die Straffreiheit der Verantwortlichen für die Toten vor. Es fordert, keine neuen Rückübernahmeabkommen zwischen den Nordafrikanischen Staaten und der EU abzuschließen.
Im Sommer 2012 fanden die ersten Aktionen dieses transnationalen Netzwerkes in Italien und Tunesien statt. Im Winter 2012/2013 werden Aktionen für 2013 geplant.