20. November 2012 | Brecht das Schweigen – für Wahrheit und Gerechtigkeit!
Info- und Diskussionsverstanstaltung zum derzeitigen Revisionsprozess im Fall Oury Jalloh. Mit der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh
Dienstag, 20. November um 19:00 Uhr im DGB-Haus Bremen (Tivoli-Saal), Bahnhofsplatz 22-28
Am 7. Januar 2005 ist Oury Jalloh im Polizeirevier Dessau bei lebendigem Leib verbrannt. Bis heute weiß die Öffentlichkeit nicht, was an diesem Tag in Zelle Nr. 5 tatsächlich geschehen ist. Während Verwandte, FreundInnen und die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh von Mord sprechen, wurde im ersten Prozess gegen zwei Polizisten lediglich Anklage wegen „Körperverletzung mit Todesfolge“ erhoben. Der Prozess endete mit einem Freispruch, obwohl sich PolizeizeugInnen in eklatante Widersprüche verwickelt hatten. Am 7. Januar 2010 kassierte der Bundesgerichtshof in einer spektakulären Entscheidung das Urteil des Dessauer Landgerichts. Der Fall wird nun seit zwei Jahren vorm Landgericht Magdeburg neu aufgerollt.
Bis heute fußt die Klage der Staatsanwaltschaft auf der Annahme, dass die Polizisten versäumt haben, Oury Jalloh ein Feuerzeug abzunehmen. Damit soll er trotz Fixierung an Armen und Beinen seine feuerfeste Matratze angezündet haben. Das fragliche Feuerzeug ist jedoch erst zwei Tage nach dem Brand aufgetaucht. Bei der ersten Durchsuchung der ausgebrannten Zelle war es nicht gefunden worden. Die Videobänder von der Durchsuchung sind ebenfalls verschwunden. Hinzu kommen weitere Ungereimtheiten aus jüngster Zeit. So ist durch eine abermalige Untersuchung festgestellt worden, dass die mit dem Plastik des Feuerzeugs verschmolzenen Fasern nicht mit den Materialien in der Zelle übereinstimmen, das heißt weder mit Oury Jallohs Kleidung noch mit den Bezugs- und Füllstoffen der Matratze.
In der Veranstaltung werden Mitglieder der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh über den Prozess in Magdeburg berichten, unter anderem darüber, weshalb derzeit Geld für einen unabhängigen Brandgutachter aus England gesammelt wird. Zudem soll es um Polizeigewalt und Racial Profiling (diskriminierende Kontrollen) insgesamt gehen. Denn Oury Jalloh ist leider kein Einzelfall, wie unter anderem der Tod von Laye Condé zeigt, der am gleichen Tag wie Oury Jalloh durch die zwangsweise Vergabe von Brechmittelen im Bremer Polizeigewahrsam ums Leben gekommen ist. In diesem Zusammenhang wird auch das Afrika Netzwerk Bremen seine Arbeit während der Veranstaltung kurz vorstellen.
Weitere Infos zu Oury Jalloh unter: http://initiativeouryjalloh.wordpress.com/ (Archiv beachten), http://www.thecaravan.org/ (unter dem Stichwort „police brutality“) und www.umbruch-bildarchiv.de (unter dem Stichwort „Oury Jalloh“):
Die Veranstaltung wird gemeinsam organisiert von: Afrika Netzwerk Bremen, Mate ni kani e.V., Arbeit und Leben Bremen und Afrique-Europe-Interact – in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative e.V.