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21.10.2012 | Innovationspreis 12 für Afrique-Europe-Interact/Wien

Am Sonntag, den 21. Oktober 2012, hat die Wiener Sektion von Afrique-Europe-Interact den mit 3.500 Euro dotierten Inovationspreis der freien und autonomen Kulturszene Wiens in der Kategorie “Internationaler Austausch” erhalten. Mit der Ausschreibung des Innovationspreises hat die IG Kultur Wien bereits zum sechsten Mal Kunst- und Kulturschaffende aus Wien für ihre “außerordentlich wichtige und notwendige Kulturarbeit” ausgezeichnet, so die Begründung der Jury.

Die Wiener Sektion von Afrique-Europe-Interact hat den Preis sowohl für ihre praktische Unterstützung des Kampfes somalischer Flüchtlinge in Wien als auch für die allgemeine Arbeit des Netzwerks erhalten. Entsprechend wird ein größerer Teil des Preisgeldes an die Selbstorganisierung der somalischen Flüchtlinge in Wien gehen – und das um so mehr, als sich einige der FlüchtlingsaktivistInnen an der Präsentation von Afrique-Europe-Interact im Rahmen des Innovationspreises 12 beteiligt haben.

Mehr Informationen zu dem aktuellen Kampf der somalischen Flüchtlinge in Wien findet sich auf der Webseite von no-racism. An dieser Stelle sei daher lediglich die Abschlusserklärung eines Protestcamps dokumentiert, das vom 10. bis 12. Oktober vor dem österreichischen Parlament in Wien stattgefunden hat:

Als somalische Flüchtlinge, die in Österreich leben, wollen wir allen Leuten danken, die unseren Protest, den wir vor dem Bundesasylamt begonnen haben, mit uns geteilt und uns unterstützt haben.

  • Wir danken allen Gruppen und Parteien, die uns unterstützt und uns gehört haben.
  • Wir danken den Abgeordneten Alev Korun und Peter Pilz, die unsere Kundgebung besucht und ihre Solidarität gezeigt haben.
  • Wir danken der österreichischen Öffentlichkeit, dass uns viel Interesse und Unterstützung für die Forderungen nach unseren Menschenrechten gezeigt wurde.
  • Wir danken den Medien, die über unsere Probleme und über unseren Protest berichtet haben.

Wir wollen nochmals unsere großen Schwierigkeiten in Erinnerung rufen:

1) Viele von uns werden durch das “Dublin II”-Verfahren aus dem österreichischen Asylsystem ausgeschlossen und in andere EU-Länder abgeschoben.

2) Der subsidiäre Schutz, der nur für je 12 Monate erteilt wird, ist kein adäquater Status für somalische Flüchtlinge. Mit diesem Dokument finden wir keine Wohnung, in der wir leben können. Wir können unsere Angehörigen nicht nach Österreich bringen und wir können nicht reisen, um unsere Familien im Ausland zu besuchen, wenn jemand krank ist oder dringend Hilfe braucht.

3) Wir warten jahrelang auf eine Asylentscheidung und bekommen am Ende oft ohne Grund eine negative Entscheidung.

4) Die Asylentscheidungen laufen willkürlich und intransparent.

5) Diejenigen von uns, die auf eine Entscheidung warten oder negativ bekommen haben, müssen oft isoliert in Lagern fernab der Städte leben, in schlechten und kalten Unterkünften, wo sie keine Kontakte und keine Unterstützung haben.

6) Viele von uns können durch die Beschränkungen nicht arbeiten und wenn sie mit kleinen Jobs, wie Zeitungen austragen, ein bisschen Geld verdienen, werden sie aus den Heimen hinausgeworfen.

7) Manche Flüchtlinge werden wegen geringer Gesetzes- und Regelverstöße kriminalisiert und ihnen wird die Ausweiskarte oder der Pass weggenommen.

8) Viele von uns sind durch alle diese Probleme krank und psychisch traumatisiert und brauchen dringend Hilfe.

Wir fordern:

  • Schluss mit Dublin-II-Abschiebungen, Recht auf Zugang zum Asylverfahren in Österreich.
  • Schluss mit dem quälenden Warten – schnellere Bearbeitung der Asylanträge.
  • Anerkennung des Flüchtlingsstatus nach internationalem Recht gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention statt Unsicherheit, Rechtlosigkeit und Angst.
  • Recht auf Familienzusammenführung.
  • Das Recht, zu arbeiten.

Wir fordern vom Bundesasylamt und vom österreichischen Parlament eine baldige Antwort auf unsere Forderungen!

Somalische Flüchtlinge in Österreich