5. Dezember 2011 | 15. Geburtstag der Assoziation der Abgeschobenen Malis (AME)
Glückwünsche der europäischen Sektion von Afrique-Europe-Interact
Zahlreiche Artikel zu Migration und Mali sowie zur Arbeit der AME können auf unserer Webseite unter der Kategorie Afrika & Migration nachgelesen werden
Das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact wird bislang von ganz verschiedenen Organisationen aus Mali, Deutschland, Österreich und den Niederlanden getragen – beteiligt sind zudem sind mehrere Gruppen bzw. Einzelpersonen aus Burkina Faso, Senegal, Togo, Kamerun und dem Kongo. Dennoch möchten wir anlässlich des 15. Geburtstags der „Assoziation der Abgeschobenen Malis“ (AME) in Erinnerung rufen, dass es unser Netzwerk ohne die Freunde und Freundinnen von der AME gar nicht geben würde. Denn es ist die AME gewesen, über die die ersten Kontakte zustande gekommen sind: Begonnen hat es mit einer so genannten „transnationalen Aktionskette“ (Amsterdam-Sevilla-Turin-Bamako-London-Athen-Mailand-Warschau-Hamburg-Malmö), an der sich die AME im März 2008 mit einer Konferenz zu Migration und Abschiebungen in Bamako beteiligt hat. Kurz darauf folgten weitere Begegnungen mit verschiedenen AktivistInnen der AME in Europa, unter anderem beim europäischen Sozialforum in Malmö/Dänemark oder bei Protesten gegen den europäisch-afrikanischen Regierungsgipfel in Paris im Oktober 2008. Am wichtigsten dürfte jedoch die Beteiligung des Präsidenten der AME, Ousmane Diarra, an einem NoBorder-Camp auf der griechischen Insel Lesbos im Sommer 2009 gewesen sein. Denn damals hat Ousmane Diarra die Einladung an europäische AktivistInnen ausgesprochen, sich an einer Karawane von Bamako nach Dakar zu beteiligen und somit jenen Prozess angestoßen, der in die Gründung unseres heutigen Netzwerks eingemündet ist.
Aber auch danach hat die AME immer wieder eine maßgebliche und zugleich vorbildhafte Rolle in der Herausbildung unseres gemeinsamen Netzwerks gespielt: So haben Ousmane Diarra und Alassane Dicko als Vertreter der AME im Juni 2010 an einem politischen „Festival in Erinnerung an die Toten der Festung Europa“ in Jena (Deutschland) teilgenommen und auf diese Weise wichtige Impulse für die Herausbildung des europäischen Flügels von Afrique-Europe-Interact gesetzt. Im Gegenzug haben im Oktober 2010 vier AktivistInnen aus Deutschland an der Jahresversammlung der AME teilgenommen und auf diese Weise die Möglicheit erhalten, verschiedenste Organisationen der malischen Zivilgesellschaft erstmalig kennenzulernen. Schließlich ist es nicht zuletzt dem unermüdlichen Einsatz, der Hartnäckigkeit und der Verantwortungsbereitschaft der AME zu verdanken, dass Anfang 2011 die Bamako-Dakar-Karawane für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung zu einem in jedweder Hinsicht außergewöhnlichen Ereignis geworden ist.
In der Zusammenarbeit mit der AME schätzen wir ganz verschiedene Punkte, vor allem zwei Dinge möchten wir dennoch hervorheben: Einerseits sind uns die Freunde und Freundinnen der AME von Anfang an mit unglaublich viel Gastfreundschaft, Interesse und Bereitschaft zur vertrauensvollen Zusammenarbeit begegnet – eine Offenheit, die in unseren Augen angesichts einer bis in die Gegenwart reichenden Geschichte von (Neo-)Kolonialismus, Ausbeutung und Rassismus durch Europa keineswegs selbstverständlich ist. Andererseits ist es die AME gewesen, die immer wieder Kontakte zu unterschiedlichsten Organisationen und Kollektiven in Mali, Afrika und Europa hergestellt und es dadurch überhaupt erst ermöglicht hat, dass sich Afrique-Europe-Interact zu einem an unterschiedlichen Orten verankerten Netzwerk entwickeln konnte. Für beides möchten wir der AME unsere Dankbarkeit und Bewunderung aussprechen. Denn spätestens während der Karawane haben die europäischen AktivistInnen von Afrique-Europe-Interact (zumindest jene ohne Migrationshintergrund) einmal mehr verstanden, wie schwierig es für BasisaktivistInnen in Mali bzw. Afrika überhaupt ist, politisch aktiv zu werden – an diesem Punkt ist mit anderen Worten nicht nur die AME eine große Ermutigung für uns europäische AktivistInnen!
Nun dürfte es sich von selbst verstehen, dass Afrique-Europe-Interact nur ein kleiner Ausschnitt der vielfältigen Aktivitäten der AME in den letzten 15 Jahren dargestellt hat. Beispielhaft erwähnt seien die soziale, juristische und psychosoziale Unterstützung von abgeschobenen MigrantInnen in Mali, der bis heute erfolgreichen Kampf gegen ein Rückübernahmeabkommen des malischen Staats mit EU-Ländern oder die zahlreichen von der AME initiierten bzw. mitgetragenen Vernetzungsprozesse innerhalb der (west-)afrikanischen Zivilgesellschaft. Auch dafür möchten wir natürlich unsere allergrößte Wertschätzung gegenüber der AME zum Ausdruck bringen!
Afrique-Europe-Interact ist ein noch junges Netzwerk. Wohin die Reise langfristig geht, steht noch nicht fest. Klar ist lediglich, dass wir zukünftig nicht nur zu den Kämpfen von MigrantInnen und Abgeschobenen aktiv werden möchten, sondern auch zu den strukturellen Hintergründen von Flucht und Migration, beispielsweise zu Landraub oder Privatisierung in Mali bzw. Afrika. In diesem Sinne hoffen wir natürlich, dass die AME unserem transnationalen Netzwerk noch lange erhalten bleibt. Auf jeden Fall gratulieren wir ganz herzlich zum Geburtstag und wünschen der AME und ihren Gästen eine wundervolle Jubiläumsfeier!!!
Le bon droit et la bonne justice pour tous! – Europäische Sektion von Afrique-Europe-Interact/Dezember 2011