Newsletter Nr. 21 (April 2020)
Seit unserem letzten Newsletter am 3. Februar 2020 sind zahlreiche Dinge passiert, auch wenn vieles durch die Corona-Krise aus dem Blick zu geraten droht. Einerseits können wir das gut verstehen, denn die Corona-Krise betrifft auch uns als Netzwerk (wie wir gleich noch ausführen werden). Andererseits ist diese Wahrnehmungsverengung im Falle der afrikanischen Länder ein handfestes Problem. Denn letztlich verschärft Corona die ohnehin bestehenden Krisen massiv – sowohl auf der Ebene unzureichender medizinischer Versorgung als auch ökonomisch, was sich bereits jetzt in steigenden Konsumgüterpreisen niederschlägt. Das ist der Grund, weshalb wir diesen Newsletter ebenfalls mit Corona beginnen, danach aber auch auf andere Themen unserer Arbeit eingehen werden.
Doch zuallererst möchten wir eine dringende – wahrscheinlich nicht überraschende – Bitte formulieren: Die Corona-Krise trifft auch hierzulande viele Menschen in ökonomischer Hinsicht hart – darunter auch Unterstützter*innen von Afrique-Europe-Interact. Vor diesem Hintergrund müssen wir in den nächsten Monaten realistischerweise mit einem Rückgang der Spenden rechnen. Umso dringlicher möchten wir weiterhin zu Spenden für unsere Arbeit aufrufen. Denn Kurzarbeit-Geld, Arbeitslosengeld II, Krankenversicherung, Konjunkturpakete etc. – all dies sind Dinge, die in Ländern wie Mali, Niger oder Togo nicht oder nur für eine winzige Minderheit existieren. Gerade deshalb möchten wir als Afrique-Europe-Interact alles versuchen, unsere laufenden Aktivitäten aufrechtzuerhalten – ob für das Rasthaus für Frauen in Rabat, für die Arbeit der Bauerngewerkschaft COPON in Mali oder das Alarmphone Sahara in Niger. Spenden erreichen uns online oder als normale Überweisung – alle Informationen finden sich auf unserer Webseite:
https://afrique-europe-interact.net/1541-0-Spendenformular.html
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1. Corona-Krise in afrikanischen Ländern
Es dürfte niemanden überraschen, dass die Corona-Krise für afrikanische Länder besonders problematisch ist. Denn auch wenn noch nicht klar ist, wie sich die Krise in gesundheitlicher Hinsicht auswirken wird (hier gibt es aufgrund des jüngeren Durchschnittsalters und der Tatsache, dass es keine Alters- oder Pflegeheime gibt, unterschiedliche Einschätzungen), so dürfte dennoch feststehen, dass die afrikanischen Länder durch die ökonomische Krise extrem hart betroffen sein werden. Und spätestens die Auswirkungen dieser ökonomischen Krise werden sich auch in gesundheitlicher Hinsicht niederschlagen – weil es mehr Hunger bzw. Mangelernährung geben wird, weil die Menschen weniger Geld für medizinische Behandlungen haben werden und weil als Folge von all dem auch das Immunsystem vieler Menschen geschwächt werden wird.
Um diesbezüglich das Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit zu schärfen, haben wir bei Afrique-Europe-Interact mit drei kleinen Projekten begonnen: Erstens haben wir Mitglieder von Afrique-Europe-Interact gebeten, Berichte aus einzelnen afrikanischen Ländern zu schreiben. Erste Ergebnisse finden sich auf unserer Webseite, unter anderem von Victor Nzuzi zur DR Kongo und von Alassane Dicko zu Mali. Zweitens dokumentieren wir auf unserer Webseite Artikel aus verschiedenen Zeitungen und von Webseiten, die sich mit der Situation in afrikanischen Ländern beschäftigten und drittens stellen wir gerade kleine Videos mit verschiedenen Mitgliedern von Afrique-Europe-Interact her (jeweils mit deutschen Untertiteln) – gleichsam als Ergänzung der schriftlichen Berichte. Die Videos sind noch nicht fertig, aber die anderen Texte finden sich an folgender Stelle:
https://afrique-europe-interact.net/1858-0-Berichte-aus-afrikanischen-Lndern.html
Schließlich: Mit Blick auf das eben Gesagte möchte wir auch darum bitten, politische Forderungen zu unterstützen, die auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, gerade in der aktuellen Krise afrikanische Länder zu stärken, nicht zu schwächen – etwa durch einen Schuldenerlass, wie er in der taz vom 6. April zu Recht zur Diskussion gestellt wird:
https://taz.de/Corona-im-Globalen-Sueden/!5673605/
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2. Alarmphone Sahara
Die Arbeit des von Afrique-Europe-Interact gegründeten Alarmphone Sahara (APS) geht weiter. Am wichtigsten ist sicherlich, dass ein Team des APS in Niger in den letzten Wochen bei zwei Rettungsaktionen 38 Menschen mitten in der Wüste gerettet hat. Mehr Informationen finden sich auf der Webseite des APS – allerdings nur auf Englisch und Französisch:
https://alarmephonesahara.info/en/reports/38-people-rescued-by-aps-team-in-the-sahara-desert-between-niger-and-libya
In Mali war die lokale Gruppe des APS jüngst damit beschäftigt, mit Unterstützung der Transportarbeiter-Gewerkschaft einen Info-Kiosk für Migrant*innen am zentralen Busbahnhof in Bamako einzurichten. Diese Arbeit ist jedoch durch Corona gerade gestoppt. Zudem wurde intensiv darüber diskutiert, wie in den Herkunftsdörfern von Migrant*innen über das APS berichtet werden soll. Denn wenn die jungen Leute noch nicht aufgebrochen sind (und sich auch noch nicht endgültig für die Migration entschieden haben), stellen sich natürlich ganz grundsätzliche Fragen über das Pro und Contra von Migration – gerade unter den aktuellen Bedingungen. Wir werden darüber zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher informieren.
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3. Präsidentschaftswahlen in Togo
Am 22. Februar 2020 haben Präsidentschaftswahlen in Togo stattgefunden. Wie erwartet hat Faure Gnassingbé haushoch gewonnen und kann somit die seit 52 Jahren währende Familiendiktatur für weitere fünf Jahre fortsetzen. Afrique-Europe-Interact hat sich vor und nach den Wahlen jeweils mit öffentlichen Briefen (auch in Gestalt von Pressemitteilungen) nicht nur an die Bundesregierung gewandt, sondern auch an die Mitglieder von zwei Bundestagsausschüssen. Wir möchten daher auf beide Briefe aufmerksam machen, wobei in den zweiten Brief auch die Erfahrungen einer AEI-Delegation eingeflossen sind, die sich kurz vor den Wahlen in Togo aufgehalten hat (außerdem antworten wir in dem zweiten Brief auf die Bundesregierung, nachdem diese unseren ersten Brief beantwortet hatte):
https://afrique-europe-interact.net/1709-0-Aktionen-in-Togo.html
Darüber hinaus gibt es auch neue Entwicklungen bei der ATE – der Assoziation der Abgeschobenen Togos, die schon lange bei Afrique-Europe-Interact dabei ist. Doch darüber berichten wir das nächste Mal.
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4. Mali/Krise in Mali: Offener Brief an Bundesregierung wegen UN-Mission Minusma in Mali
Die gesellschaftliche Krise im gesamten Sahel spitzt sich weiter zu. Vor diesem Hintergrund – und mit Blick auf die Beteiligung der Bundeswehr an der UN-Mission Minusma in Mali hat Afrique-Europe-Interact im Februar eine längere Stellungnahme verfasst, die sich in erster Linie an die Bundesregierung sowie die Mitglieder von vier Bundestagsausschüssen richtet. Die zentrale Botschaft unserer Stellungnahme haben wir am Anfang des Briefes platziert und anschließend immer wieder neu variiert:
„Gleichwohl möchten wir darauf aufmerksam machen, dass den Konflikten sowohl im Zentrum als auch im Norden Malis politische, ökonomische und soziale Konflikte zugrunde liegen. Diese Feststellung ist weder neu noch originell, und dennoch elementar. Denn sie bedeutet, dass die Krise im Sahel nicht militärisch gelöst werden kann. Die einzige Möglichkeit zur (Wieder-)Erlangung eines friedlichen Sahels besteht darin, durch geeignete zivile Maßnahmen menschliche Sicherheit im vollumfänglichen Sinne des Wortes herzustellen bzw. aufrechtzuerhalten.“
Ungeachtet dessen hat sich Christoph Marischka von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) aus Tübingen auf unsere Stellungnahme buchstäblich gestürzt und dies mit dem Vorwurf verknüpft, dass wir militärischen Lösungsoptionen leichtfertig das Wort reden würden: Hintergrund dieser Polemik ist unter anderem, dass wir mit Blick auf die Einschätzungen unserer malischen Mitstreiter*innen, Freund*innen und Gesprächspartner*innen nicht den Rückzug der UN-Mission Minusma fordern und dies mit der Empfehlung verbinden, dass die Armeen der betroffenen Sahelstaaten dahingehend zu unterstützen seien, dass sie ihre Bevölkerungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt selber vor bewaffneten Angriffen schützen können. Wir wissen, dass dies keine lupenreine pazifistische Position ist, allerdings nehmen wir es durchaus für uns in Anspruch, dass unsere Stellungnahme im Geiste nicht-militärischer Konfliktlösungen formuliert ist. Gerade deshalb finden wir die Erklärung der IMI aus Tübingen extrem ärgerlich, zumal die IMI ihre Einschätzungen (nicht zum ersten Mal) ohne jede inhaltliche Auseinandersetzung mit Positionen formuliert hat, wie sie von Aktivist*innen sozialer Bewegungen, kritischen Wissenschaftler*innen und Journalist*innen, Bauernvertreter*innen etc. in Mali bzw. in den Sahelländern seit Jahren formuliert werden. Unser Brief, die Kritik der IMI und eine (erste) Antwort von unserer Seite auf diese Kritik finden sich auf unserer Webseite:
https://afrique-europe-interact.net/1832-0-Aktivitten-Europa.html
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5. Weitere Aktivitäten in Mali (Bauerngewerkschaft COPON etc.)
Im Februar/März 2020 war eine dreiköpfige Delegation von der europäischen Sektion von Afrique-Europe-Interact drei Wochen in Mali. Aus Sicherheitsgründen konnte die Delegation das erste Mal seit 2013 nicht ins Office du Niger reisen, wo Afrique-Europe-Interact mit mehreren Dörfern sowie der bäuerlichen Basisgewerkschaft COPON zusammenarbeitet. Vor diesem Hintergrund musste die Delegation improvisieren – entsprechend sind 25 Vertreter*innen der COPON nach Bamako gekommen, um sich mit der Delegation und den AEI-Aktivist*innen in Bamako zwei Tage im sozialen Zentrum von Afrique-Europe-Interact auszutauschen. Wir werden darüber demnächst genauer berichten – genauso wie über unsere sonstigen Aktivitäten in Mali, unter anderen in dem Dorf Soukoutadala im Süden Malis sowie mit einem Frauenkollektiv von Afrique-Europe-Interact in Bamako, das in der Lebensmittelverarbeitung aktiv ist.
Zu letzterem möchten wir allerdings schon so viel verraten: Die erwähnte AEI-Delegation aus Europa hat 20 Kilo Erdnusspaste des Frauenkollektivs mitgebracht. Wer Interesse an einem 500-Gramm-Glas hat, möge sich gerne an uns wenden, denn wir denken gerade darüber nach, mit dem Frauenkollektiv einen Soli-Verkauf ihrer Produkte in Europa aufzubauen: info@afrique-europe-interact.net
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6. Rasthaus für Migrant*innen in Rabat (Marokko)
Das von Afrique-Europe-Interact zusammen mit der Migrant*innenorganisation ARCOM getragene Rasthaus „Baobab“ für Migrantinnen in der marokkanischen Hauptstadt Rabat ist von der aktuellen Corona-Krise natürlich auch unmittelbar betroffen. Denn im Rasthaus leben 30 Frauen und ihre Kinder auf engstem Raum zusammen. Die ARCOM hat daher beschlossen, dass die Frauen, die derzeit im Rasthaus leben, erst einmal unbefristet dort bleiben können und nicht nach drei Monaten das Rasthaus verlassen müssen. Mehr Informationen hierzu verschicken wir demnächst, unter anderem soll ein kleines Video mit zwei Verantwortlichen des Rasthauses erstellt werden. Grundsätzliche Informationen zum Rasthaus finden sich hier:
https://afrique-europe-interact.net/1318-0-Das-Projekt.html
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7. Weitere Informationen, Twitter etc.
Wie üblich ist dieser Bericht nicht vollständig, aber wir wollten Euch bzw. Sie auch nicht mit Informationen zuschütten. Insofern sei abschließend nur noch auf zwei Aspekte hingewiesen: Der Twitter-Account von Afrique-Europe-Interact war in den letzten Jahren aus Kapazitätsgründen verwaist, allerdings hat sich seit rund 2 Monaten eine sehr aktive Twitter-Gruppe in unserem Netzwerk zusammengefunden. Wer also auf Twitter unterwegs ist, möge gerne auch AEI folgen: @ae_interact (oder einfach unseren ganzen Namen im Suchfeld eingeben).
Außerdem sind wir gerade dabei, die Webseite stärker zu aktualisieren – nicht zuletzt die französische Version. Das ist zwar ein langfristiges Projekt, aber wir hoffen damit, die Reichweite unserer Webseite erhöhen zu können, auch was die thematischen Meldungen auf der unteren Hälfte der Startseite betrifft.