Für Bewegungsfreiheit & selbstbestimmte Entwicklung!

Newsletter Nr. 17 (Juni 2019)

Vieles ist in den letzten zwei Monaten passiert, allerdings kommen wir kaum hinterher, die Aktivitäten zu dokumentieren. Das hat zum einen mit ihrer Dezentralität zu tun (also dem Umstand, dass wir als Afrique-Europe-Interact an ganz verschiedenen Handlungsorten aktiv sind), zum anderen damit, dass gerade in jüngerer Zeit viele Aktivitäten nicht direkt sichtbar geworden sind.

Beispielsweise organisiert Afrique-Europe-Interct zusammen mit anderen Netzwerken im Juli ein Sommercamp in Frankreich, bei dem es um langfristige Vernetzungsprozesse diesseits und jenseits der EU-Außengrenzen geht. Hierfür haben wir Gäste aus mehreren afrikanischen Ländern eingeladen, was uns vor allem endlose Visa-Antragsprozesse beschert hat – also ein Abarbeiten an jener Hürde, die gleichzeitig der Grund dafür ist, dass sich immer wieder zahlreiche Menschen entscheiden (müssen), als sogenannte irreguläre Migrant*innen Richtung Europa aufzubrechen. Insgesamt haben sich 600 Menschen aus rund 15 Ländern angemeldet – das Programm dauert 4 Tage, Grundspiegelregel ist, dass alle die gesamte Zeit vor Ort sind. Ebenfalls im Juli wird eine interne Fortbildung in Sachen Finanzverwaltung mit einigen unserer Mitstreiter*innen aus Mali und Niger stattfinden – eine für alle Beteiligte nicht allzu spannende Angelegenheit, aber dennoch wichtig, um langfristig stabile transnationale Strukturen aufzubauen…

1. AKTUELLE TERMINE

a) Sudan:

Sudan gehört nicht zu den Schwerpunkten von Afrique-Europe-Interact, und doch hat der friedliche Aufstand im Sudan (mit all seinen für die Menschen zum Teil fürchterlichen Rückschlägen) eine weit über den Sudan hinausreichende Bedeutung. In diesem Sinne sind wir der Bitte eines befreundeten Netzwerks gerne nachgekommen und haben Protestbriefe auf der Webseite von Afrique-Europe-Interact hochgeladen – unter anderem an das Auswärtige Amt. Die Briefe sind zwar schon vor knapp 3 Wochen formuliert worden. Dennoch ist es aus unserer Sicht wichtig, dass möglichst viele Menschen diese Protestbriefe per Post unter anderem an das Auswärtige Amt schicken. Denn dies macht deutlich, dass es durchaus Leute gibt, denen die Situation im Sudan wichtig ist – und nach unserer Erfahrung zählt hier jeder einzelne Brief:

https://afrique-europe-interact.net/1720-0-Protestbrief-an-AA-und-BMZ.html

b) Alarmphone Sahara

Anfang Juli werden drei nigrische Aktivist*innen des Alarmphone Sahara unter anderem in Berlin und Bremen sein: Laouel Taher aus Bilma (das ist ein Ort mitten in der Sahara), Azizou Chehou aus Agadez und Moctar Amadou Dan Yaye aus Niamey. In diesem Zusammenhang wird es mit großer Wahrscheinlichkeit zwei Veranstaltungen geben, die sich mit der Situation von Geflüchteten und Migrant*innen in der Wüste beschäftigen:

Berlin: Freitag, den 5. Juli, abends in Kreuzberg (wahrscheinlich zusammen mit Aktivist*innen aus Marokko und Sudan). Nähere Infos folgen in den nächsten Tagen – unter anderem auf www.afrique-europe-interact.net (unter Aktuelles) und per Extra-AEI-Newsletter

Bremen: Sonntag, den 7. Juli, 17 Uhr. Ort wird noch bekannt gegeben – ebenfalls auf www.afrique-europe-interact.net (unter Aktuelles) und per Extra-AEI-Newsletter

c) Theater mit Riadh Ben Ammar & Marwen Ouni

Marwen Ouni ist Künstler und Clown aus Tunesien. Zusammen mit dem Schauspieler und AEI-Aktivisten Riadh Ben Ammar wird er in Deutschland im Juli und August Straßentheater zu migrationsbezogenen Themen machen (wozu die beiden auch gerne Einladungen entgegennehmen). Nähere Infos zu den Terminen werden wir ebenfalls zeitnah bekannt geben.

2. TUNESIEN:

Marwen Ouni und Riadh Ben Ammar sind nicht nur als Künstler*innen aktiv. Vielmehr sind sie auch dabei, in Hammam-lif in Tunesien ein ehemaliges Kino zu einem sozialen Zentrum auszubauen. Erste Schritte sind schon getan, aber ab Herbst soll es ernst werden – die Verhandlungen mit dem Besitzer über einen 5-jährigen Vertrag sind bereits weit vorangeschritten. In der letzten 4-seitigen Zeitung von Afrique-Europe-Interact hat Riadh in einem längeren Interview beschrieben, worum es bei diesem sozialen Zentrum gehen soll:

https://afrique-europe-interact.net/1765-0-Interview-fr-AEI-Zeitung-Dezember-2018.html

3. KAMERUN

Die aktuelle Lage in Kamerun beschäftigt uns als Afrique-Europe-Interact immer wieder – derzeit auch mit Blick auf die gefälschten Wahlen im Oktober 2018, die das seit 37 (sic) Jahren währende autokratische Regime von Paul Biya einmal mehr verlängert haben. Vor diesem Hintergrund hat Afrique-Europe-Interact um die Jahreswende 2018/2019 mehrere Kundgebungen vor der kamerunischen Botschaft in Berlin logistisch unterstützt, außerdem hat unser Netzwerk zwei Kleinbusse finanziert, mit denen im Mai Mitglieder der kamerunischen Diaspora (darunter zahlreiche Aktivist*innen unseres Netzwerks) nach Paris zu einer Großdemonstration gegen Paul Biya mit mehreren zehntausend Teilnehmer*innen gefahren sind. Bislang haben wir unsere Kamerun-bezogenen Aktivitäten meistens nur kurz erwähnt, allerdings haben die aus Kamerun kommenden Mitglieder von Afrique-Europe-Interact angekündigt, demnächst mehr Material für unsere deutschsprachige Öffentlichkeitsarbeit aufzubereiten. Wer einen ersten Einblick gewinnen möchte, sei auf einen bereits im November 2018 erschienen Artikel bei der Deutschen Welle verwiesen (dies natürlich immer auch vor dem Hintergrund, dass sich die Kritik der Bundesregierung an Paul Biya in Europa bzw. Deutschland stark in Grenzen hält): Paul Biya: Autoritärer Langzeitherrscher und politischer Überlebenskünstler:

https://www.dw.com/de/paul-biya-autorit%C3%A4rer-langzeitherrscher-und-politischer-%C3%BCberlebensk%C3%BCnstler/a-45768147

4. MALI

a) Konflikte im Zentrum Malis

Die gesellschaftliche Lage in Mali ist weiterhin sehr schwierig, vor allem weil sich die Gewaltspirale im Zentrum Malis immer stärker zuspitzt. Weltweites Entsetzen hat vor allem ein Massaker in dem Dorf Ogossagou im Zentrum Malis ausgelöst, wo am 23. März 2019 160 Angehörige der überwiegend von Viehzucht lebenden Peul-Community getötet wurden – mutmaßlich von einer vom malischen Staat unterstützten oder zumindest geduldeten Dogon-Miliz. Hinzu kommen Angriffe auf vermeintliche Repräsentanten der staatlichen bzw. etablierten Ordnung, darunter Beamt*innen, Lehrer*innen und Dorfchefs. In der Region Mopti sind nur noch 30 bis 40 Prozent der staatlichen Verwaltungsbehörden präsent, 500 Schulen sind geschlossen, im gesamten Land hat sich die Zahl der Binnenvertriebenen gegenüber 2018 auf 120.000 Menschen verdreifacht.

Vor diesem Hintergrund hat sich Afrique-Europe-Interact im Rahmen von Fokus Sahel an der Organisationen einer Konferenz beteiligt, die am 27./28. März in Frankfurt unter dem Titel “Wege aus der Gewalt? Gesellschaftliches Engagement im Kontext politischer Destabilisierung und gewaltsamer Konflikte im Sahel” stattgefunden hat – fast ausschließlich mit Referent*innen aus den Sahelländern. Olaf Bernau von Afrique-Europe-Interact hat die Dokumentation der Konferenz erstellt, die Ende Juni in Form einer Broschüre erscheinen wird. Wir werden auf diese Broschüre nochmal eigens hinweisen, zudem werden wir auch den Text per Newsletter verschicken.

b) Unterstützung der Dörfer Sanamadougou und Sahou

Seit 2014 unterstützt unser Netzwerk die beiden Dörfer Sanamadougou und Sahou, die im Zuge von Landgrabbing seit 2010 einen Großteil ihrer landwirtschaftlichen Nutzflächen verloren haben. Insgesamt handelt es sich um einen Prozess, der meist nach der Devise abläuft: Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück – manchmal auch zwei oder sogar drei Schritte zurück. Vor diesem Hintergrund haben wir uns nicht nur im Juli 2018, sondern auch ganz aktuell mit Briefen an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie die Afrikanische Entwicklungsbank gewandt. Näheres findet sich in besagten Briefen auf unserer Webseite:

https://afrique-europe-interact.net/1801-0-Brief-an-BMZ-2019.html

5. KONGO: BLOG VON VICTOR NZUZI UND AKTIVITÄTEN VON EMMANUEL MBOLELA

Ebenfalls dramatisch ist die Lage in der Demokratischen Republik Kongo. Auch dort ist es im Zuge der letzten Wahlen im Dezember 2018 zu massiven Fälschungen gekommen. Unserer Mitstreiter Victor Nzuzi, der im Westen Kongos als Bauer und Aktivist lebt, dokumentiert die Vorgänge in Kongo seit April 2019 in einem Blog für die AEI-Webseite. Viele der Berichte sind hochgradig beklemmende Momentaufnahmen aus einem bereits seit Jahrzehnten (oder noch länger) völlig aus den Fugen geratenem Land. Wer also verstehen möchte, wie es sein kann, dass sich in einem der reichsten Länder der Welt (gemessen an Boden- und Naturschätzen) dennoch immer wieder von neuem politische und wirtschaftliche Eliten auf Kosten der Bevölkerung durchsetzen, der bzw. dem sei dieser Blog nahegelegt, zumal den Blogeinträgen zur allgemeinen Orientierung noch einige aktuelle Artikel (taz und Deutsche Welle) vorangestellt sind:

https://afrique-europe-interact.net/1798-0-Blog-von-Victor-Nzuzi-zur-Situation-im-Kongo-dt.html

Etwas anders ist die Situation unseres Mitstreiters Emmanuel Mbolela. Denn aus den gefälschten Wahlen ist seine Partei – die UDPS – als Sieger hervorgegangen, und zwar paradoxerweise deshalb, weil der langjährige Autokrat Joseph Kabila zwar nicht verhindern konnte, dass sein Kandidat die Wahlen haushoch verloren hat, gleichzeitig aber dafür gesorgt hat, die aus seiner Sicht “angenehmste” Oppositionspartei an die Macht zu hieven. Auch aus Emmanuels Sicht ist die Lage widersprüchlich und katastrophal, er hat aber noch Hoffnung, dass die aktuelle Situation doch ein Neuanfang sein könnte. Auch darüber werden wir demnächst ausführlicher berichten.

5. AEI-WEBSEITE + FACEBOOK, WEITERLEITUNG DES NEWSLETTERS & SPENDEN

Natürlich freuen wir uns, wenn dieser Newsletter weitergeleitet wird – genauso, wie wir für unsere Arbeit stets auf Spenden angewiesen sind, am liebsten (um unsere Planungssicherheit zu erhöhen) in Gestalt von Daueraufträgen bzw. Einzugsermächtigungen:

https://afrique-europe-interact.net/1541-0-Spendenformular.html

Was die Webseite betrifft, möchten wir darauf hinweisen, dass wir auf der Startseite stets aktuelle Artikel rund um die von uns bearbeiteten Themen dokumentieren – und gleiches findet auch auf unserer Facebook-Seite statt, dort allerdings noch tagesaktueller. Auf der Startseite von Afrique-Europe-Interact (https://afrique-europe-interact.net) sind erst jüngst folgende Artikel neu hochgeladen worden:

Migration
19. Juni 2019 | Kein Weg mehr durch Agadez (Le monde diplomatique)

Fokus Sahel:
12. Juni 2019 | Newsletter zu Sahel-Themen: Nr. 15 – Juni 2019

Mali:
12. Juni 2019 | Rache im Dogon-Land (taz)

Bewegungsmeldungen:
01. Juni 2019 | Kompass-Newsletter Nr. 79 – 06/2019