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Newsletter Nr. 14 (Juni 2018) - inklusive PDF

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Das derzeitige politische Klima ist keineswegs einfach, was uns auch als Netzwerk vor große Herausforderungen stellt: Einerseits erreichen uns nahezu täglich neue Schreckensmeldungen, die auf die eine oder andere Weise eine politische Reaktion verlangen – nicht zuletzt im Migrationsbereich. Andererseits ist unsere Arbeit auf langfristige Prozesse ausgerichtet, die wir ebenfalls nicht aus den Augen verlieren wollen – insbesondere in unserer Kooperation mit Basisinitiativen in afrikanischen Ländern. In diesem Sinne haben wir in unserem aktuellen Newsletter eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Aktivitäten dokumentiert, dies wie immer mit der Bitte, uns weiterhin verbunden zu bleiben – in welcher Form auch immer…

1. Inhaltsverzeichnis

Datenschutzerklärung
Die Suchenden: Neuerscheinung von Rodrigue Péguy Takou Ndie (Freiexemplare für Spender_innen)
Soziales Zentrum in Bamako – inklusive Frauenprojekt
200 Hektar für die Bauerngewerkschaft COPON in Mali
Alarmphone Sahara
Demokratiebewegung in Togo
Faso Kele: Ökologisches Künstler_innendorf in Guinea
Abschiebungen nach Nordafrika – Parade in Leipzig
Fokus Sahel
Rasthaus “Baobab” in Rabat
Erklärung zu Ellwangen
Webseite, weitere Termine und Spenden

2. Datenschutzerklärung

Anlässlich des Inkrafttretens der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) haben wir auf unserer Webseite Informationen darüber zur Verfügung gestellt, wie wir mit Ihren/Euren Daten umgehen, wo sie gespeichert werden und wie wir sie (nicht) verwenden. In diesem Sinne sei auch ausdrücklich auf die Möglichkeit hingewiesen, den vorliegenden Newsletter abzubestellen (bitte Mail an info@afrique-europe-interact.net schicken). Erhalten wir keine Rückmeldung von Ihnen/Euch, verstehen wir dies als “stille Genehmigung”, Ihnen/Euch weiterhin unseren Newsletter zukommen zu lassen. Selbstverständlich geben wir auch jederzeit Auskunft über Ihre/Eure gespeicherten Daten – und auch können die Daten auf Verlangen jederzeit gelöscht werden (bitte Mail an datenschutz@afrique-europe-interact.net schicken). Wir möchten Ihnen/Euch zudem versichern, dass wir Ihre/Eure Daten nicht an Dritte weitergeben (z.B. Cloud-Dienste, Newsletter-Anbieter oder dergleichen) und das auch niemals getan haben.

3. Die Suchenden: Neuerscheinung von Rodrigue Péguy Takou Ndie (Freiexemplar für Spender_innen)

Als Afrique-Europe-Interact (AEI) freuen wir uns, dass wir mit “Die Suchenden” bereits das zweite Buch herausgeben dürfen – nach dem 2014 erschienen Titel “Mein Weg vom Kongo nach Europa. Zwischen Widerstand, Flucht und Exil” von Emmanuel Mbolela. Dafür möchten wir in erster Linie dem Romanautor und Dichter Rodrigue Péguy Takou Ndie danken, der wie Emmanuel Mbolela bei Afrique-Europe-Interact aktiv ist.

Das Buch (mit einem Vorwort des taz-Journalisten Christian Jakob) erscheint im Laufe des Juni im Unrast-Verlag – mit folgendem Klappentext: “Vor ihm Ungewissheit, hinter ihm Leiden, in ihm Verzweiflung. Ein Zurück gibt es für den Suchenden nicht, denn »wer als Verlierer zurückkehrt, legt sich eine Kreuzotter um den Hals«. Aber er will auch nicht als ›Leidender‹ enden wie sein Onkel Djo Ngo’o: zerrieben zwischen den eigenen Idealen und einem Umfeld, das Idealisten nicht duldet. Inspiriert durch eigene Erfahrungen stellt Péguy Takou Ndie in seinem dritten Roman existentielle Fragen: Wie lassen sich Menschlichkeit und Hoffnung bewahren, wenn ›Überleben‹ bedeutet, nicht zurückblicken und mitfühlen zu dürfen – mit denen, die von Schleppern in der Wüste ausgesetzt verdursteten oder erschlagen wurden von marokkanischen Polizisten? Wenn hinter jedem Hindernis ein weiterer Traum zerplatzt, hinter den messerscharfen Zäunen von Melilla immer nur weitere Zäune warten? Wenn der einzige Freund und Ratgeber seit bald zwei Jahrzehnten in einem Lager irgendwo in Deutschland dahinvegetiert und auf seine Abschiebung wartet? »Die Suchenden« ist ein schonungsloser Roman. Schonungslos gegenüber zerstörten Herkunftsgesellschaften, brutalen Verhältnissen in Nordafrika und Europa, Profiteuren und Ignoranten – schonungslos aber auch gegen den Suchenden selbst.” Die scharfe Analyse der traumatisierenden Auswirkungen von Neokolonialismus, europäischem Grenzregime, deutschem Asylsystem und alltäglichem Rassismus geht einher mit einer bildreichen Sprache, mit eindringlich dichten Beschreibungen und einem wunderbaren Sinn fürs Absurde.”

Spender_innen von Afrique-Europe-Interact erhalten gerne ein kostenloses Exemplar des Buches – wir brauchen dafür lediglich eine kurze formlose Mail mit Ihrer/Eurer Postadresse: info@afrique-europe-interact.net

4. Soziales Zentrum in Bamako – inklusive Frauenprojekt

Im Juni 2017 hat die malische Sektion von Afrique-Europe-Interact in Bamako eine neues Gebäude als Büro bzw. Vereinssitz bezogen. Das Gebäude liegt in Djelibougou, also jenem Stadtteil, wo Afrique-Europe-Interact seit seinen Anfängen im Jahr 2010 zu Hause ist. Zentraler Unterschied zum bisherigen (nur 300 Meter entfernten) Büro ist seine Größe: Nicht mehr eine Wohnung mit vier Zimmern, sondern ein “Anwesen” mit einem großen Saal (ca. 70 qm), vier Zimmern, einer Küche, zwei Bädern, einer Terrasse, einem Außenbereich und einem begehbaren Flachdach – und all dies zu einem halbwegs erschwinglichen Preis von 200 Euro pro Monat. Ein Haus dieser Größenordnung hatten wir als Afrique-Europe-Interact schon länger in Bamako gesucht: Erstens, weil die unterschiedlichen Aktivitäten und Treffen von Afrique-Europe-Interact mehr Platz erfordert haben – unter anderem, um Aktivist_innen aus den Dörfern oder Gäste aus anderen Ländern unterzubringen (darunter auch AEI-Delegierte aus Europa). Zweitens, weil der Ort mittelfristig zu einem sozialen Zentrum ausgebaut werden soll – unter anderem für Filmveranstaltungen und andere kulturelle Aktivitäten. Und drittens, weil es eines Ortes für das (mittlerweile begonnene) “AEI-Frauenprojekt zur Verarbeitung von Lebensmitteln” bedurft hat – dazu gleich noch mehr.

Das Zustandekommen des neuen AEI-Sitzes war eine langwierige und bürokratische Angelegenheit, was auch damit zu tun hatte, dass auf dem Haus nahezu undurchschaubare Nebenkosten-Schulden durch den Vormieter lasteten. Derzeit ist noch nicht alles eingerichtet, allerdings ist der Sitz mittlerweile weitgehend funktionsfähig (inklusive Computer, Drucker, WLAN etc.), außerdem hat das eben schon erwähnte Frauenprojekt seine Arbeit aufgenommen. Das AEI-Frauenprojekt wurde durch eine größere, zweckgebundene Einzelspende ermöglicht. Unmittelbares Ziel ist die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln, um den von AEI beteiligten Frauen eine zusätzliche Einkommensmöglichkeit zu schaffen. Gleichzeitig ist das Frauenprojekt ein politischer Raum, der unter dem Stichwort der “Autonomisierung von Frauen” (so das politische Schlagwort in Mali) Selbstorganisierungs- und Empowermentprozesse von Frauen ermöglichen soll. Wie schwierig, ja ungewöhnlich das ist, ist unter anderem daran ablesbar, dass bereits mehrere Frauen handfesten Ärger mit ihren Ehemännern bekommen haben, die von einer solchen Autonomisierung nichts wissen wollen. Entsprechend tauschen sich die beteiligten Frauen auch darüber aus, wie sie am besten damit umgehen, wenn ihre Männer ihnen die weitere Beteiligung verbieten (wollen).

Schließlich ist der Bezug des neuen Gebäudes mit einer für Afrique-Europe-Interact in Mali sehr wichtigen Veränderung einhergegangen. Denn der Koordinierungskreis von Afrique-Europe-Interact in Bamako hat im Februar beschlossen, dass zukünftig zwei Personen aus ihrem Kreis als Koordinatoren ein kleines Gehalt erhalten sollen (114 Euro, was leicht über dem liegt, was ein Fabrikarbeiter mit 6-Tages-Woche in Bamako verdient, dennoch aber für den Lebensunterhalt kaum reicht). Dieser Schritt lag angesichts der desolaten sozialen Lage in Mali schon lange in der Luft (denn so gut wie alle Aktivist_innen von AEI in Bamako haben kein festes Einkommen), ließ sich aber nie umsetzen, einfach, weil es keine Personen gab, auf die sich der Koordinierungskreis hätte verständigen können. Doch genau dies hat sich im Zuge diverser Konsolidierungsprozesse mittlerweile geändert. Für Afrique-Europe-Interact bedeutet die Anmietung des Gebäudes und die damit verbundenen Lohnkosten bzw. Aufwandsentschädigungen zwar beachtliche Mehrkosten (für die wir unser Mali-bezogenes Spendenaufkommen erhöhen müssen), allerdings solche, die aus unserer Sicht gut angelegt sind. Neben den beiden Koordinatoren erhalten noch eine Art Hausmeister/Nachwächter sowie eine Putzkraft ein kleines Gehalt – beide ebenfalls eng mit AEI verbunden. Aus einer europäisch-aktivistischen Perspektive mag das zwar komisch anmuten (“warum können die nicht selbst putzen?”), in Bamako ist so etwas jedoch ein absolutes Muss. Denn von jedem, der es sich leisten kann, ein solches Gebäude anzumieten (ob Verein, Firma oder Privatperson), wird auch erwartet, dies mit der Vergabe kleiner Jobs zu verbinden, was ja praktisch zusätzliche Einkommensquellen im Stadtteil bedeutet.

5. 200 Hektar für die Bauerngewerkschaft COPON in Mali

Viele von Ihnen/Euch dürften wissen, dass sich im Zuge unserer Aktivitäten gegen Landgrabbing in Mali die bäuerliche Basisgewerkschaft COPON gegründet hat (Koordination der Bauern und Bäuerinnen im Office du Niger). Wie die AEI-Gruppe in Bamako hat sich auch die COPON im Laufe des vergangenen Jahres weiter stabilisiert, was wir an dieser Stelle aus zwei Gründen hervorheben möchten: Zum einen ist organisatorische Stabilität unter hochgradig prekären Bedingungen alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: Die an der COPON beteiligten Bauern und Bäuerinnen müssen immer wieder zwischen alltäglichen Überlebensstrategien und ihrer Beteiligung an einer Bauerngewerkschaft abwägen (was vor allem dann schwer ist, wenn sich die Umstände zuspitzen, wie das im Office du Niger derzeit nicht nur wegen spärlicher Regenfälle, sondern auch wegen einer schleichenden Ausbreitung terroristischer Aktivitäten der Fall ist). Hinzu kommt zum anderen, dass die COPON im Laufe des vergangenen Jahres von internen Konflikten erschüttert wurde, darunter einem Konflikt, den die staatliche Verwaltung des Office du Niger ganz bewusst lanciert haben dürfte. Denn vergleichsweise überraschend hat die COPON Anfang 2017 200 Hektar Land erhalten. Das klingt erst einmal gut, reicht aber im Lichte des krassen Landmangels selbst für die kleine COPON nicht aus – und das mit der Konsequenz, dass geradezu zwangsläufig Streit darüber entstehen musste, welche Mitglieder der COPON Zugang zu diesem Land erhalten würden. Hinzu kommt, dass sämtliche Landflächen, die im Office du Niger seitens des Staates zugeteilt werden, auf eigene Kosten an das dort bestehende (mit Wasser aus dem Niger) gespeiste Kanalsystem angeschlossen werden müssen, was im Falle der 200 Hektar selbst in der kostengünstigsten Variante 150.000 Euro kostet. Kurzum: Die 200 Hektar Land für die COPON entpuppten sich recht schnell als trojanisches Pferd, mit der offenkundigen Zielsetzung der Behörden, die COPON von innen heraus zu lähmen.

Vor diesem Hintergrund ist es im Februar 2018 zu einer einwöchigen Delegationsreise durchs Office du Niger gekommen, bei der Vertreter_innen der COPON zusammen mit AEI-Aktivist_innen aus Bamako und Europa sämtliche Regionen im Office du Niger besucht haben, in denen Mitglieder der COPON leben. Ziel war es, eine gemeinsame Bestandsaufnahme vorzunehmen: Einerseits, um zu klären, inwieweit sich die COPON auf eine gemeinsame Vorgehensweise für das Land einigen kann (vorausgesetzt, eine Erschließung ist finanzierbar). Andererseits, um einen konkreten Etappen-Plan für die Erschließung zu entwickeln. Insgesamt waren diesbezüglich lange und zum Teil sehr schwierige Diskussionsprozesse zu durchlaufen, was auch damit zu tun hatte, dass die prekäre Sicherheitslage im Office du Niger die allgemeinen Lebensumstände einmal mehr verschlechtert hat (unter anderem durch umfassende Fahrverbote im Rahmen der Bekämpfung islamistischer Strukturen). Dennoch stand am Ende eine vorläufige Lösung: Diese lautet, dass Afrique-Europe-Interact in einem ersten Schritt – zusammen mit dem Europäischen Bürgerforum – 12.000 Euro für die Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung aufbringt bzw. dies bereits getan hat, ist doch eine solche Doppelprüfung Voraussetzung dafür, einen verbindlichen Pachtvertrag für die 200 Hektar Land zu erhalten. Sodann soll prozessorientiert geguckt werden, in welchen Etappen Afrique-Europe-Interact wieviel Geld für die weitere Teil-Erschließung des Landes mit Kanälen aufbringen kann (wobei hinzugefügt sei, dass die Felder natürlich auch im Regenfeldbau bearbeitet werden können, dann allerdings nur einmal im Jahr während der Regenzeit).

Ob diese Strategie gutgehen wird, wissen wir noch nicht. Doch eines haben wir bei unseren Gesprächen mit den Bauern und Bäuerinnen gemerkt: Angesichts des Umstandes, dass viele Mitglieder der COPON kein oder nur unzureichend Land haben und deshalb mit Hunger und extremer Armut konfrontiert sind, erschien es vielen von ihnen geradezu frevlerisch dem eigenen Leben bzw. der eigenen Familie gegenüber, auch nur einen Gedanken an die Frage zu verschwenden, ob es nicht besser wäre, auf das Land ganz zu verzichten (bevor die COPON an den damit verknüpften Aufgabenstellungen zerbricht). Das war der Grund, weshalb wir entschieden haben – nachdem wir das Europäische BürgerInnenforum als Kooperationspartner gewinnen konnten – das Risiko anzunehmen und mit 12.000 Euro in Vorleistung zu gehen. Denn sollte die Angelegenheit positiv enden (und sei es, dass lediglich die Hälfte des Landes mit Kanälen erschlossen ist), würde das heißen, dass mindestens 100 Familien eine sichere Existenz erhalten hätten, was nicht nur in humanitärer Hinsicht ein phänomenaler Erfolg für unser kleines Netzwerk wäre. Vielmehr würde dies auch die Botschaft an andere Bauern und Bäuerinnen enthalten, dass sich (gewerkschaftliche) Selbstorganisierungsprozesse durchaus lohnen. Denn dass der COPON überhaupt Land zugeteilt wurde (entgegen der üblichen Praxis, allenfalls finanzstarken Investoren größere Flächen zu überlassen), ist ja Ausdruck davon, dass die COPON durch ihre öffentlichkeitswirksamen Aktionen mittlerweile ein nicht mehr ignorierbarer Faktor im Office du Niger darstellt.

Insgesamt dürfte sicherlich deutlich geworden sein, dass die hier erfolgte Darstellung lediglich eine kurze Zusammenfassung der vielfältigen Ereignisse rund um die COPON darstellt. In diesem Sinne sei ergänzend darauf hingewiesen, das auf unsere Webseite zahlreiche weitere Informationen zur COPON dokumentiert sind – inklusive einer aktuellen Bilderserie von einer öffentlichen Kundgebung, die die COPON zusammen mit Afrique-Europe-Interact im Februar 2018 im Anschluss an unsere Rundreise durchs Office du Niger gemacht hat. In diesem Kontext findet sich auch ein Artikel zur Ausbreitung islamistischer Gruppen im Office du Niger (und was dies mit Landgrabbing zu tun hat), den Olaf Bernau von Afrique-Europe-Interact für die aktuelle Ausgabe des Südlinks geschrieben hat:

www.afrique-europe-interact.net: Kampagnen // Landgrabbing in Mali stoppen // COPON

6. Alarmphone Sahara

In unserer jüngsten 4-seitigen Zeitung (die im Dezember der bundesweiten Ausgabe der taz beilag) haben wir ausführlich über das Projekt eines “Alarmphone Sahara” berichtet (vgl. www.afrique-europe-interact.net: Kampagnen // Alarmphone Sahara). Ziel des Projekts ist zum einen, die Vorgänge in der Wüste öffentlichkeitswirksam zu dokumentieren, nachdem die EU insbesondere im Niger nichts unversucht gelassen hat, die Wüstenpassage Richtung Norden abzuriegeln (mit der Konsequenz, dass die Migrant_innen auf unsicherere und somit gefährlichere Routen ausweichen). Zum anderen soll auch den Migrant_innen selber geholfen werden, indem ihnen via Internet und womöglich einer Info-Telefonnummer praktische Informationen zur Verfügung gestellt werden – sei es, um zumindest punktuell das Risiko bei der Wüstenpassage reduzieren oder im Notfall Hilfe anfordern zu können. Entsprechend haben wir in den letzten Monaten weitere Schritte unternommen, auch mit finanzieller Unterstützung der NGO medico international: Zunächst wurde in Agadez ein Büro eröffnet, in dem zukünftig alle Informationen gebündelt werden sollen. Zudem wurden 20 Smartphones mit sehr guter Kamera angeschafft, die über das von einer nigrischen Gruppe betreute Büro in Agadez an Kontaktpersonen entlang der offiziellen und inoffiziellen Migrationsrouten verteilt wurden – und zwar mit der Zielsetzung, einen möglichst reibungslosen Informationstransfer aus der Wüste nach Agadez und von dort in die westafrikanische bzw. europäische Öffentlichkeit zu gewährleisten. Schließlich sind auch weitere Infopunkte im Aufbau – unter anderen an den Busbahnhöfen in Ouagadougou (Burkina Faso) und Bamako (Mali), die zu den größten Durchgangsorten für Migrant_innen aus West- und Zentralafrika gehören.

7. Demokratiebewegung in Togo

All diejenigen, die unseren digitalen Newsletter erhalten, dürften mitbekommen haben, dass Afrique-Europe-Interact in jüngerer Zeit mehrfach zur Unterstützung der togoischen Demokratiebewegung aktiv geworden ist. Neben einer Demonstration am 6. April 2018 in Berlin hat hierzu auch ein Protestbrief gehört, den dankenswerterweise viele von Ihnen/Euch an die deutsche Bundesregierung bzw. die togoische Botschaft in Berlin geschickt haben. Sowohl das Außenministerium als auch das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben mit einem gleichlautenden, auf unserer Webseite dokumentierten Brief geantwortet. Aus unserer Sicht ist die Antwort nicht befriedigend, und doch besser als nichts. Umso deprimierender ist es, dass sich nunmehr der deutsche Botschafter in Togo in einer Deutlichkeit für ein vom Regime ausgerufenes Referendum zur Veränderung der Verfassung ausgesprochen hat, die aufhorchen lässt. Denn sämtliche Oppositionsparteien lehnen das Referendum strikt ab, einfach, weil es dem Regime eine pseudodemokratische Fassade verleihen würde. Stattdessen fordern die Menschen in Togo einen bedingungslosen Rücktritt des seit 2005 regierenden Diktators Faure Gnassingbé (der seinerzeit seinem Vater Gnassingbé Eyadéma gefolgt ist, der das Land 38 Jahre lang im eisernen Griff gehalten hat). Afrique-Europe-Interact wird diesbezüglich am Ball bleiben, Informationen finden sich ebenfalls auf unserer Webseite (unter Kampagnen // Solidarität mit ATE in Togo).

8. Faso Kele: Ökologisches Künstler_innendorf in Guinea

Seit Anfang 2015 baut das panafrikanische Künstler_innenkollektiv Faso Kele mit Unterstützung von Afrique-Europe-Interact ein ökologisches Künstler_innendorf in Guinea auf – 25 Kilometer von der Stadt Kindia entfernt. Vor diesem Hintergrund haben zwei Bewohner_innen des noch sehr kleinen Dorfes im Mai und Juni an zahlreichen Orten in Deutschland Informationsveranstaltungen zu ihrem Projekt durchgeführt. Ziel war es nicht nur, Kooperationspartner_innen im künstlerischen und landwirtschaftlichen Bereich zu finden, sondern auch weitere Unterstützer_innen – im Übrigen auch für Sachspenden, die im Herbst mit einem Container in das Dorf transportiert werden sollen. Gesucht werden diverse kleine landwirtschaftliche Geräte, Dachziegel für ein festes Haus (die bislang gebauten Häuser sind aus Lehm und Stroh), eine ausrangierte, aber funktionstüchtige Soundanlage, eine Motorpumpe und vieles mehr.

Wer Interesse an dem Dorf hat oder Faso Kele unterstützen möchte, findet auf unserer Webseite unter der Rubrik “Kampagnen // Faso Kele: Dorf in Guinea” weitere Informationen. Zudem kann bei uns auch ein aktueller Flyer des Projekts bestellt werden.

9. Abschiebungen nach Nordafrika – Parade in Leipzig

Am 28. April 2018 hat eine von Afrique-Europe-Interact mitorganisierter Aktionstag für Bewegungsfreiheit in Leipzig stattgefunden. Ziel des Aktionstags (bei dem es neben einer Parade eine öffentliche Versammlung sowie ein Theaterstück von Riadh Ben Ammar gab) war die Beschäftigung mit zwei Fragen: Einerseits, wie sich das starre Grenzregime auf die innere Verfasstheit der nordafrikanischen Länder auswirkt bzw. in den letzten Jahrzehnten ausgewirkt hat. Andererseits, was es nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Europa und die nordafrikanischen Länder bedeutet, wenn derzeit verstärkt Migrant_innen aus Tunesien, Algerien und Marokko abgeschoben werden. Denn vieles spricht dafür, dass dies zu einer weiteren Verschärfung der sozialen Dauerkrise im Maghreb führen wird – nicht zuletzt deshalb, weil die Migrant_innen keine Überweisungen mehr an ihre Familien tätigen können. Kurzum: In Leipzig ist es schwerpunktmäßig um Abschiebungen gegangen – auch mit Blick auf die derzeitigen Bestrebungen der Bundesregierung, die Abschiebezahlen signifikant zu erhöhen.

10. Fokus Sahel

Wir hatten es noch nie erwähnt, deshalb sei es an dieser Stelle endlich mal ausdrücklich angemerkt: Seit über 2 Jahren beteiligt sich Afrique-Europe-Interact an dem Netzwerk “Fokus Sahel”, einem Zusammenschluss all jener NGO und Hilfswerke (wie Brot für die Welt, medico international, Miserior, Eirene etc.), die in einem oder mehreren der Sahelländer tätig sind. Innerhalb von Fokus Sahel ist Afrique-Europe-Interact – neben dem Rat der Malier im Ausland – der einzige ehrenamtliche Akteur. Besonders hervorgehoben sei der auf der Webseite von Fokus Sahel dokumentierte Newsletter des Netzwerks, in dem Artikel, Studien etc. zu sahelspezifischen Themen in deutsch, englisch und französisch dokumentiert sind: www.fokussahel.de

11. Rasthaus “Baobab” in Rabat

Das maßgeblich von Emmanuel Mbolela (Autor des Buches “Mein Weg vom Kongo nach Europa”) koordinierte Rasthaus in Rabat ist weiterhin ein wichtiger Anlaufpunkt für Frauen und Kinder, nicht zuletzt solche, die gerade die Wüste durchquert haben. Derzeit gibt es ca. 50 Schlafplätze, verteilt auf 4 Wohnungen. Hinzu kommt ein Schulprojekt für Kinder subsaharischer Migrant_innen, in dem der Schulbesuch von ca. 80 Kindern unterstützt wird. Das Rasthaus hat einen eigenen Newsletter, der allerdings länger nicht erschienen ist, was uns leid tut. Umso ausdrücklicher möchten wir ankündigen, dass in den nächsten Monaten eine neue Broschüre zum Rasthaus erstellt werden soll, in dem wir die Entwicklungen der jüngeren Zeit zusammenfassen, auch was die Lage von Migrant_innen und Geflüchteten in Marokko betrifft.

12. Erklärung zu Ellwangen

Anlässlich der Vorgänge in Ellwangen (wo Geflüchtete am 30.04.2018 im Rahmen einer Aktion des zivilen Ungehorsams eine Abschiebung verhindert hatten), hat Afrique-Europe-Interact zusammen mit anderen Akteuren eine Erklärung verfasst. Diese ist auf unserer Webseite unter der Rubrik “Aktuell // Deklarationen” dokumentiert.

13. Webseite, weitere Termine, Kontakt und Spenden

Wer an weiteren Informationen zu unserer Arbeit interessiert ist, sei einmal mehr auf unsere Webseite verwiesen, auch auf die zahlreichen aktuellen Meldungen auf der Startseite. Zudem möchten wir darauf aufmerksam machen, dass sich Afrique-Europe-Interact am 28. September 2018 erneut an der antirassistischen Welcome United-Parade beteiligen wird, dieses Jahr in Hamburg (vgl. www.welcome-united.org)

Spenden

Viele unserer Aktivitäten sind einzig aufgrund Ihrer bzw. Eurer Spenden möglich. In diesem Sinne freuen wir uns weiterhin über steuerlich absetzbare (Dauer-)Spenden an unser Netzwerk – sei es über unser Online-Formular auf der Webseite oder direkt als Überweisung:

Name: Globale Gerechtigkeit e.V.
Bank: GLS Gemeinschaftsbank
IBAN: DE67 4306 0967 2032 2373 00
BIC: GENODEM1GLS

Kontakt

Vgl. https://afrique-europe-interact.net/59-0-Kontakt.html