14. April 2015 | Kleinbäuerliche Landwirtschaft in Mali: Zwischen Klimawandel, Landgrabbing und Widerstand
Vortrag und Diskussion mit Bakary Traoré aus Kourouma (Mali). Zeit und Ort: Mittwoch, 15. April 2015, 19.30 Uhr, Paradox (Bernhardstr. 10-12, 28203 Bremen). Zudem wird Bakary Traore in Köln (11./12.04.), Amsterdam (13.04.), Münster (15.04.), Berlin (17.04.) und Mecklenburg-Vorpommern zu Gast sein.
Rund um den Globus steht die kleinbäuerliche Landwirtschaft bereits seit langem unter Druck. In den Ländern des Südens waren es insbesondere die Strukturanpassungsprogramme von IWF, Weltbank und Co, die seit Anfang der 1980er Jahre durch erzwungene Martköffnungen, Privatisierung staatlicher Handelsgesellschafen, Streichung von Subventionen etc. die ohnehin äußerst prekären Verhältnisse auf dem Land massiv verschlechtert haben. Hinzu kommen neuere, nicht weniger dramatische Entwicklungen, insbesondere die heute schon spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sowie Landgrabbing. Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass ein Großteil der Hungernden weltweit Kleinbauern und -bäuer_innen bzw. Landarbeiter_innen sind, hinzu kommen Landflucht und Migration. Und doch: So dramatisch die Situation ist, es gibt auch Widerstand von unten. Am bekanntesten ist sicherlich das weltweite kleinbäuerliche Netzwerk Via Campesina, das mit seiner Forderung nach Ernährungssouvärenität unmissverständlich das Recht auf umfassende Selbstbestimmung in der Herstellung und beim Handel von Lebensmitteln einfordert. Mit seinem Slogan “Small Farmers Cool the Planet” (Kleinbauern und -bäuer_innen kühlen den Planeten) macht Via Campesina zudem auf die für das Klima desaströsen Konsequenzen agrarindustrieller Landwirtschaft aufmerksam. Jenseits davon gibt es aber auch unzählige lokale Widerstandsnetzwerke, beispielsweise im Office du Niger, einem fruchtbaren Binnendelta im westafrikanischen Sahelland Mali. Dort hat das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact seit drei Jahren zusammen mit lokalen Bauernorganisationen die Basisgewerkschaft COPON aufgebaut (Coordiation Paysans au Office du Niger). Zudem unterstützen Afrique-Europe-Interact und COPON den Kampf der beiden Dörfer Sanamadougou und Sahou, die seit 2010 schrittweise ihre Felder durch Landgrabbing verloren haben. In der Veranstaltung wird Bakary Traoré über bäuerliche Kämpfe im Office du Niger berichten. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie diese Kämpfe von Europa aus politisch und logistisch unterstützt werden können.
Bakary Traoré (53) stammt aus einer kleinbäuerlichen Familie. Er wurde zum Lehrer ausgebildet, ist aber nach kurzer Zeit in die Landwirtschaft zurückgekehrt, weil sein Gehalt nicht zum Überleben der Familie gereicht hat. Später ist er aus einer Gewerkschaft rausgeworfen worden, nachdem er an eigenständigen Bauernprotesten beteiligt war. Im Jahr 2012 hat er sich Afrique-Europe-Interact angeschlossen und ist in der Selbstorganisierung von Kleinbauern und -bäuer_innen im Office du Niger aktiv.