Für Bewegungsfreiheit & selbstbestimmte Entwicklung!

06. - 08. Februar 2015 | Aktionen in Gedenken an die Toten von Ceuta in Berlin

Aufruf an alle, die betroffen sind von dem durch die Europäischen Union geführten Krieg gegen Migrant*innen und Refugees, sowohl an den Außengrenzen, als auch innerhalb ihrer politischen und sozialen Ordnung

Am 6. Februar 2014 versuchten mehrere Migrant*innen in einer kollektiven Aktion über die Enklave von Ceuta (eine der zwei Grenzen der Europäischen Union auf afrikanischem Boden) das Meer zu überwinden. Die spanische Guardia Civil feuerte auf die Migrant*innen im Wasser mit Gummiegeschossen und Tränengas. Die marokkanische Polizei und lokale Rassist*innen machten bei dieser mörderischen Jagt auf Migrant*innen mit. Mindestens 15 von ihnen wurden getötet und 50 wurden vermisst. Dutzende wurden verletzt und illegal nach Marokko abgeschoben: Vgl das Video anlässlich unserer letztjährigen Demonstration in Berlin

Ein Jahr darauf gedenken diesen Morden die Familien der Opfer, Freund*innen, Beobachtende und Aktive für die Gleichstellung der Menschenrechte.

Dies ist eine Chance den Weg für die Entstehung einer Transnationalen Aktionsplattform für Migrant*innen, Refugees und solidarische Initiativen zu bereiten. Wir werden uns zusammen tun, um alle Verbrechen und Ungerechtigkeiten, denen wir ausgesetzt sind, anzugreifen. Warte nicht darauf, dass andere sich erheben, tu es selber!

Gedenk-, Aktions- und Arbeitstage vom 5.-8. Februar 2015. Dies sind die Hauptthemen:

05. Februar:

Ankunft der Delegationen CISPM aus Europa (9 Länder) und Tunesien – Vorstellung des Projekts der CISPM – Videovorführung – Informationen und Diskussion über die vorgeschlagene Diskussionsordnung?

06. Februar:

  • 10 Uhr Pressekonferenz
  • 11 Uhr Demonstration von der Spanischen Botschaft, zur Botschaft von Marokko, zum Bundesrat und zum Auswertigen Amt.
  • 19 Uhr Event / Erzählungen von Freunden der Ermordeten, die mit ihnen im Wald gelebt haben und jetzt in Deutschland leben – Bilder und Videos unserer Brüder?- danach: offene Diskussion mit den anwesenden Gästen

07. Februar:

10- 14 Uhr/ 16 -18 Uhr Workshops CISPM:

a) Kriegsdiplomatie der EU Die internationalen Vereinbarungen: Dublin 3, Bilaterale Vereinbarungen in Bezug auf Abschiebung, Militarisierung der Grenzkontrollen. Humanitäre Rethorik der EU, die “Seenot-Einsätze” und die VISA Politik. Beschwerde gegen die EU.

b) Interne Strategien der Verfolgung: EU-weit verschiedene Einwanderungsgesetze, strukturelle Diskriminierung von illegalisierter migrantischen Arbeit, institutionalisierte Strategien zur Aberkennung der Rechte: die Duldung in Deutschland, Obdachlosigkeit in Italien. Lampedusa in Hamburg, Lampedusa in Berlin.

c) Transnationale Aktionen und Kampagne: Die Karawane Bamako-Tunis März 2015.

19 uhr “Afrikanische Musik und Kultur”

08. Februar:

10 Uhr Großes Gruppentreffen mit der CISPM – Austausch der Ergebnisse der Workshops – Diskussion über Aktionen und gemeinsame Kampagnen?- 15 Uhr Abfahrt der Delegationen

Organisiert von: CISPM “International Coalition of Sans-Papiers and Migrants Berlin: Droit des Migrants – Voix des Migrants – Caravan for the Rights of Refugees and Migrants – ARACEM Association of Deportees of Central Africa in Mali – Africa Europe Interact – Move and Resist Bielefeld – Welcome2Europe. (Liste offen).

10 Januar 2015:

Soliparty K9- Infoveranstaltung – Videos – Fotoausstellung – Konzert und Party.

Kontakt:

E-mail: cispmberlin@riseup.net

Tel: Französisch und Englisch +4915213033001 / +491629254998

Tel: Deutsch und Italienisch +491787271595 / +491791425844

Interview zur Aktion am 06. Februar 2014

Mehrere AktivistInnen von Afrique-Europe-Interact sind bei der CISPM (Internationale Koordination der Papierlosen und MigrantInnen) aktiv. In diesem Sinne ist in der letzten Ausgabe der Zeitung unseres Netzwerks folgendes Interview erschienen.

Im November hat die CISPM, die internationale Koordination der Papierlosen und MigrantInnen, ein großes Treffen in Rom organisiert, an dem ich mit einer Delegation aus Deutschland teilgenommen habe. Es kamen 350 bis 400 AktivistInnen aus 9 europäischen Ländern und Tunesien – die meisten von ihnen MigrantInnen, das war phänomenal! Es gab lange Diskussionen zu Arbeit und zu sozialen Rechten, wir selbst waren im Workshop zu Bewegungsfreiheit. Dort haben wir uns über die Situation der MigrantInnen in den verschiedenen Ländern ausgetauscht. Als wir über die Situation in Deutschland sprachen, waren viele über repressive Regelungen wie die Residenzpflicht oder die Duldung erstaunt, das hatten sie noch nie gehört. Wir haben auch sehr viel über Marokko geredet, weil die Leute aus meiner Gruppe dort gelebt haben und noch immer viele MigrantInnen dort kennen. Ein wichtiges Thema war außerdem der 6. Februar 2014, als spanische Polizisten mindestens 15 Migranten bei dem Versuch erschossen haben, über die Grenze nach Ceuta zu schwimmen. Um diese Gewalttat und alle aktuellen Toten im Mittelmeer anzuprangern, haben wir als CISPM entschieden, in Berlin am 6. Februar 2015 eine große Gedenkdemonstration durchführen! Wir haben in Rom auch zusammen mit den Studierenden eine Demo mit 10.000 Leuten gemacht. Wirklich, so ein riesiges Event hab ich noch nie erlebt! In meiner Heimat Kamerun hatte ich mit Politik nichts zu tun, denn meine Mutter meinte immer: Da, wo du etwas von Politik hörst, musst du schnell weggehen, sonst wird man dich töten. Diese intensive Erfahrung der Redefreiheit in Rom hat mich sehr bestärkt, mit der Sensibilisierung der Flüchtlinge in den Lagern bei Berlin weiterzumachen. Viele sind so traumatisiert, vor allem haben sie keine Ahnung, was Redefreiheit bedeutet. Durch Treffen versuchen wir, alle aus den Lagern rauszuholen, auch Frauen, die ihre Rechte oft noch weniger kennen. Denn auch Frauen können kämpfen, was mir besonders wichtig ist. Denn in Rom waren wir nur 4 bis 5 Frauen und ich die einzige aus Deutschland! Jedenfalls bin ich sehr stolz auf die Arbeit meiner Mitstreiter von voix des migrants und droit de migrants! Durch sie konnte ich den Aktivismus kennenlernen, wirklich, so können wir unseren Kampf gewinnen.

Myriam ist Aktivistin und Fußballerin. Aktivitäten zur Situation von MigrantInnen und Flüchtlingen in Marokko gehören zu einem unserer Schwerpunkte. Aktuelle Informationen finden sich auch auf den facebook-Accounts voix des migrants und droits de migrants.