29. Mai - 01. Juni 2014 | BUKO in Leipzig
Afrique-Europe-Interact wird sich mit den drei hier dokumentierten Workshops an der nächsten BUKO beteiligen, die unter dem Motto “ALLE ODER NIRGENDS! Räume und globale Bewegungsfreiheit erkämpfen!” steht. Genauere Infos zur Konferenz befinden sich auf der Konferenz-Webseite
How is Your Liberation Bound Up With Mine? Transnationale und transidentitäre Organisierungen trotz unterschiedlicher Ausgangspositionen. Mit Aktivist_innen von Afrique-Europe-Interact
Bereits in der feministischen Bewegung Anfang der 1990er Jahre, später bei den Antirassistischen Grenzcamps (1998-2003) ist hierzulande immer wieder die Frage aufgetaucht, ob bzw. wie unter den gegebenen rassistischen Bedingungen so etwas wie eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen refugees und non-refugees bzw. zwischen People of Colour- und europäisch-weiß sozialisierten Aktivist_innen möglich ist. In jüngerer Zeit sind die entsprechenden Debatten an ganz verschiedenen Orten wieder aufgeflammt, nicht selten auf äußerst kontroverse Weise. Ausgehend von unseren Erfahrungen im transnationalen Netzwerk Afrique-Europe-Interact möchten wir daher gemeinsam diskutieren, inwiefern es möglich ist, Dominanzen, Ignoranzen und Paternalismen zu vermeiden – trotz unterschiedlicher Ausgangsbedingungen und somit auch unterschiedlicher Rechte und Privilegien. Wir werden aus unterschiedlichen Positionen sprechen, Bezugspunkt werden allerdings unsere gemeinsamen Erfahrungen sein – auch unter Rückgriff auf das aus dem Critical Whitness-Diskurs stammende Instrument von Powersharing. Zur Vorbereitung sei unter anderem auf die Broschüre „Wie ist deine Freiheit mit meiner verbunden? Stichworte zu gemischter Organisierung, Definitionsmacht und Critical Whiteness“ verwiesen, an der verschiedene von uns mitgearbeitet haben.
Die Veranstaltung wird zweisprachig deutsch-französisch stattfinden und daher 30 bis 60 Minuten länger dauern
Zwischen Wüste und Meer: Kämpfe um Bewegungsfreiheit im Transit. Mit Emmanuel Mbolela und anderen Aktivist_innen von Afrique-Europe-Interact
Spätestens mit der Vorverlagerung des EU-Grenzregimes bis weit auf den afrikanischen Kontinent werden in den Ländern des Maghreb Flüchtlinge und Migrant_innen aus Subahara-Afrika gejagt, festgenommen und in die Wüste abgeschoben – mit der Konsequenz, dass rassistische oder xenophobe Vorurteile in der Bevölkerung gezielt gefördert oder überhaupt erst hervorgebracht werden. In dem Workshop möchten wir daher berichten, wie unter derartigen Bedingungen transnationaler Widerstand und Protest organisiert werden kann. Ausgangspunkt sind die Erfahrungen des Menschenrechtsaktivisten und Autors Emmanuel Mbolela, der 2002 den Kongo als politischer Flüchtling verlassen musste und nach einer mehrjährigen Reise in Marokko gestrandet ist, wo er die erste Organisation subsaharischer Flüchtlinge und Migrant_innen mitaufgebaut hat. Unter praktischen Gesichtspunkten soll zudem der derzeit zwischen Aktivist_innen in Europa und Afrika intensiv diskutierte Vorschlag vorgestellt werden, wie durch ein selbstorganisiertes Alarmnetzwerk in Seenot geraten Flüchtlinge und Migrant_innen effektiv unterstützt werden können. In der Veranstaltung kann zudem das unter dem Titel „Mein Weg vom Kongo nach Europa. Zwischen Widerstand, Flucht und Exil“ frisch erschienene Buch von Emmanuel Mbolela günstig erworben werden.
Die Veranstaltung wird zweisprachig deutsch-französisch stattfinden und daher 30 bis 60 Minuten länger dauern
Klimaflüchtlinge: Zwischen diskursivem Hype und realem Schreckensszenario. Mit Aktivist_innen von Afrique-Europe-Interact
Bereits heute soll es weltweit über 25 Millionen Klimaflüchtlinge geben. Doch die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Flucht sind vielschichtig und keineswegs eindeutig: Wo sind Wassermangel, Überschwemmungen und andere Folgen der globalen Erwärmung unmittelbare Auslöser von Flucht und wo verstärkt der Klimawandel lediglich die Migration aus Armut und perspektivlosen Verhältnissen? Macht der Begriff des „Klimaflüchtlings“ angesichts komplexer sozialer und ökonomischer Hintergründe überhaupt Sinn? Können bzw. sollen Klimaflüchtlinge wirklich von WTO-, IWF- oder Agrobusinessflüchtlingen unterschieden werden? Ausgehend von praktischen Erfahrungen in Mali und im Kongo möchten wir dies und vieles weitere diskutieren, unter anderem die Frage, ob der Begriff der „Klimagerechtigkeit“ (climate justice) ein geeigneter Rahmen darstellt, um die Forderung nach Reparationszahlungen für die historische Klimaschuld der reichen Industrieländer in die Öffentlichkeit zu tragen.