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6. Dezember 2013 | Demonstration für Aufnahme von Flüchtlingen (Neue Osnabrücker Zeitung)

Osnabrück. Die Menschenrechtsorganisation Afrique-Europe-Interact hat zusammen mit Flüchtlingen die sofortige Aufnahme der verbliebenen 400 Flüchtlinge aus dem tunesischen Wüstenlager Choucha gefordert.

Unter dem Motto „Flüchtlinge aufnehmen – Tote verhindern“ zeigten sich die Kriegsflüchtlinge aus Afrika südlich der Sahara mit ihren Landsmännern solidarisch, erzählten in einer Pressekonferenz an der Universität von ihrem traurigen Schicksal und liefen dann in einem Demonstrationszug vom Neumarkt zum Remarque-Hotel. Dort übergaben sie an einen Vertreter der Innenministerkonferenz einen Brief mit der Forderung an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU).

Der Pressesprecher von Afrique-Europe-Interact , Olaf Bernau, berichtete: „Die Leute gehen in dem Wüstenlager jetzt in den dritten Winter. Für viele ist es dort überhaupt nicht mehr auszuhalten, sodass für sie der lebensgefährliche Bootsweg nach Europa der einzige Ausweg ist.“ So erkläre sich das Motto „Flüchtlinge aufnehmen – Tote verhindern“.

Er verwies darauf, dass die Innenminister in einer Konferenz Ende 2011 beschlossen hatten, in den nächsten drei Jahren jährlich jeweils 300 Flüchtlinge aus Nordafrika aufzunehmen. „Dieses Kontingent für 2014 ist noch nicht ausgeschöpft. Daher fordern wir einerseits, Choucha-Flüchtlinge über dieses Kontingent aufzunehmen und andererseits ein neues Programm aufzulegen, damit auch die letzten Choucha-Flüchtlinge noch hier aufgenommen werden können“, betonte Bernau. Deutschland habe Tunesien zwar 600000 Euro zur Integration der verbliebenen 400 Kriegsflüchtlinge bezahlt, doch Tunesien könne diese Aufgabe nicht lösen und sei zu sehr mit eigenen Problemen beschäftigt.

Sieben der zwölf anwesenden ehemaligen Choucha-Flüchtlinge berichteten, dass rassistische Diskriminierung immer noch ein großes Problem sei. Außerdem sei es für die Choucha-Flüchtlinge aufgrund der wirtschaftlichen Situation im Land unmöglich, dort einen Arbeitsplatz zu bekommen. Die 200 Flüchtlinge, die das Integrationsprogramm vor Ort zunächst akzeptiert hatten, seien aufgrund massiver Diskriminierung schon nach wenigen Monaten in das Wüstenlager zurückgekehrt.

Das Problem sei, dass auch die Hilfsorganisationen das Camp bereits verlassen hätten, sodass es dort weder eine Strom-, noch eine Wasserversorgung gebe. Ein pakistanischer Bürgerkriegsflüchtling, der nach einer gescheiterten Bootsflucht in das Wüstenlager gebracht wurde, berichtete, dass es dort im Sommer über 50 Grad heiß und im Winter sehr kalt sei.

Zu den Problemen mit Schlangen und Skorpionen komme jetzt noch die mangelhafte Strom- und Wasserversorgung. Deutschland dürfe die Flüchtlinge in der Wüste nicht vergessen. Er appellierte: “Die Leute in Choucha sind an der Schwelle zum Tod. Wir müssen ihnen helfen.“