10. August 2013 | Zwischen kolonialem Erbe und Interessenpolitik
Die Geschichte der Tuareg-Aufstände im Norden Malis seit 1960
Vortrag von Olaf Bernau (Afrique-Europe-Interact) im Haus der Wissenschaft im Rahmen der Reihe Wissen um 11: Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5, Bremen
Geht es in Europa um die Tuareg sind exotisierende, ursprünglich von westlichen Forschungsreisenden in die Welt gesetzte Romantisierungen schnell bei der Hand. Unter Verweis auf ihre indigoblaue Kleidung ist immer wieder von den „blauen Rittern der Wüste“ die Rede, von stolzen, ja angstfreien Menschen, die seit der Kolonialzeit ihre nomadische Freiheit hartnäckig verteidigen würden. Die Wirklichkeit ist jedoch komplexer, vor allem widersprüchlicher. Einerseits waren die Tuareg in Mali in den ersten drei Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit stark von Diskriminierung betroffen, andererseits bilden die Nachfahren schwarzer Sklaven bis heute die große Unterschicht innerhalb der Tuareg-Communities. Hinzu kommt, dass sich in den letzten 25 Jahren vieles zum Positiven geändert hat – entsprechend wurde der Anfang 2012 von der Tuareg-Rebellen-Organisation MNLA begonnene Aufstand nur von einer Minderheit der Tuareg aktiv unterstützt. In dem Vortrag sollen die verschiedenen Etappen der Geschichte der Tuareg-Aufstände beleuchtet werden. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf jene politischen Stimmen gelegt, die sich für eine „inter-kommunitäre“ Verständigung zwischen allen Gruppen des Nordens aussprechen und die dies mit der Einschätzung verbinden, dass es in Mali keinen Konflikt zwischen Tuareg und Nicht-Turag gibt, sondern einen Konflikt zwischen korrupter politischer Klasse in der Hauptstadt Bamako und sämtlichen Bevölkerungsgruppen – ganz gleich in welchen Landesteilen.