Bamako: Dorf ohne Land (Sit-In)

April 2014

Anfang April hat auf maßgebliche Initiative der UACDDDD (also der „Union der Beraubten“, die bei Afrique-Europe-Interact ebenfalls seit Anfang an Mitglied ist), ein mehrtägiges Sit-In im Gewerkschaftshaus in Bamako stattgefunden, das mit einer enormen Resonanz in der Öffentlichkeit einhergegangen ist. Denn jenes als „Dorf ohne Boden“ deklarierte Sit-In hätte ursprünglich als Endpunkt eines Protestmarsches zwei Tage lang vor dem Amtssitz des Premierministers stattfinden sollen. Just dies scheint den Regierungsbehörden jedoch massive Sorgen bereitet zu haben (schlicht, weil in Mali zur Zeit alles getan wird, öffentliche Proteste zu vermeiden oder klein zu halten), weshalb der Premierminister sich mit dem Vorbereitungskreis des Sit-Ins getroffen und eine Untersuchungskommission eingerichtet hat, mit der Zielsetzung, die zehn von dem Bündnis exemplarisch vorgebrachten Fälle in den nächsten Wochen jeweils einzeln untersuchen zu lassen.

Ergebnis dieses Zugeständnisses war nicht nur, dass die OrganisatorInnen den Marsch erst einmal zurückgestellt haben, vielmehr sind besagte zehn Landgrabbing- bzw. Vertreibungsfälle erneut ins Rampenlicht der Öffentichkeit geraten. Das aber ist nicht nur an sich begrüßenswert, sondern auch deshalb, weil einer der Fälle das Dorf Sanamadougou im Office du Niger betrifft, dessu den BewohnerInnen im Zuge einer 20.000-Hektar Pacht durch den malichen Investor „Moulin Moderne du Mali“ nahezu in Gänze von ihren Feldern vertrieben wurden. Denn Sanamadougou ist neben den bereits im März 2012 besuchten Dörfern jenes Dorf im Office du Niger, zu dem von Afrique-Europe-Interact die intensivsten Kontakte bestehen – spätestens seit einer Delegationsreise von 6 AktivistInnen unseres Netzwerks aus Bamako im März 2014.

Insgesamt bedeutet dies, dass die Ausgangssituation für die von Afrique-Europe-Interact im Mai 2014 im Office du Niger geplanten Proteste einigermaßen ambivalent ist: Einerseits ist die soziale Situation der Bauern und Bäuerinnen absolut prekär, wozu auch gehört, dass meist die finanziellen Mittel fehlen, um einen Austausch zwischen verschiedenen Dörfern oder Regionen des Office du Niger zu organisieren (von maliweiten Kontakten ganz zu schweigen). Andererseits sind in den letzten Jahren zahlreiche Fäden gesponnen worden, die es sinnvoll erscheinen lassen, durch konkrete praktische Schritte einen weiteren Beitrag zur Stärkung der Konfliktfähigkeit der Bauern und Bäuerinnen zu leisten – wobei an dieser Stelle ergänzend darauf hingewiesen sei, dass FIAN International als ein wichtiger Bündnispartner des Sit-In-Bündnisses bereits im Dezember 2013 einen offenen 7-seitigen Brief an den malischen Präsidenten verfasst hat, in dem ebenfalls mehrere Landgrabbing-Fälle exemplarisch dargestellt werden, darunter auch der von Sanamadougou.

Schließlich: Zu der Öffentlichkeitswirksamkeit des Sit-Ins in Bamako gehörte auch, dass einige Zeitungen eine (von einem der großen Investoren im Office du Niger finanzierte) Diffamierungskampange gegen das Sit-In mitgetragen haben. Die Artikel dieser Diffamierungskampagne genauso wie der offene Brief von FIAN können an folgender Stelle in der französischen Version dieser Webseite nachgelesen werden.