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AfrikaBilder: Kontinuitäten und Brüche

Zur Geschichte und Gegenwart des kolonialen Blicks in der deutschen Medienlandschaft des 20. Jahrhunderts

Allgemeine Einleitung und Problematisierung

„Jede Gesellschaft hat ihre eigene Ordnung der Wahrheit, ihre allgemeine Politik der Wahrheit: d.h. sie akzeptiert bestimmte Diskurse, die sie als wahre Diskurse funktionieren lässt; (…) es gibt einen Status für jene, die darüber zu befinden haben, was wahr ist und was nicht.“ (1)

Dass die Medien und besonders wirkungsmächtig Massenmedien zu der im oberen Zitat angesprochenen Ordnung der Wahrheit gehören, ist unstrittig, denn “was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen“, so formuliert es der Soziologe Niklas Luhmann, „wissen wir durch die Massenmedien. Das gilt nicht nur für unsere Kenntnis der Gesellschaft und der Geschichte, sondern auch für unsere Kenntnis der Natur.“2 Besonders das Wissen über ferne Länder und fremde Kulturen erschließt sich den meisten Menschen über die Massenmedien und wird, wie noch aufgezeigt wird, zur Welt selbst.

Massenmedien, wir verstehen darunter das ganze Repertoire an Bildern, visuellen Effekten und Textsorten, sind dabei Teil eines „Repräsentationsregimes“3 (Stuart Hall), dessen Hauptleistung in Teilen heute in Bezug auf die Repräsentation , noch immer darin besteht, überkommene, d.h.: koloniale Perspektiven, Stereotype, wie in Teilen rassistische Markierungen, zu reproduzieren und umzugestalten. In der Summe dieser massenmedialen Repräsentationen erscheint zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch immer als Dämon, als Hölle und Paradies zugleich. Während die Nachrichtenmedien in ihrer Skandalisierungs­logik Afrika asymmetrisch auf die „vier K“ (Krisen, Kriege, Krankheiten und Katastrophen) reduzieren, reproduzieren Spielfilme, Fernsehserien, Tierdokumentationen und nicht zuletzt die Werbegrafik, als populäre Massenkunst, sowie die Tourismusindustrie vielgestaltig – mehr oder weniger deutlich – koloniale Phantasien und weiße Überlegenheitsmythen.

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