Für Bewegungsfreiheit & selbstbestimmte Entwicklung!

2017 | Den globalen Süden mitdenken! (PDF)

Was Migration mit imperialer Lebensweise, Degrowth und neuem Internationalismus zu tun hat. Von Miriam Lang. Erschienen in: movements Journal für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung, Jahrgang: 3, Ausgabe: 1, Jahr: 2017

Die Ausblendung des geopolitisch globalen Südens aus einem Großteil der kritischen, deutschen Debatten zu Migration ist irritierend. Es fühlt sich ein wenig so an, als sei die Erde wieder eine Scheibe, und die Grenzen Europas seien deren Ränder – wahlweise erweiterbar durch die Weltregionen, die als Wächterstaaten unmittelbar in die Pflicht genommen werden können, wie die Türkei oder der Maghreb und die virulentesten Kriegsregionen im Nahen und Mittleren Osten. Sowohl der globale Süden als solcher als auch die vielfältigen Verbindungslinien dorthin sind in den meisten Debatten inexistent. Auch angedachte gegenhegemoniale Projekte scheinen sich auf nationale Kontexte und bestenfalls auf Europa zu beziehen. Das ist problematisch angesichts der gegenwärtigen multiplen Krise, die globale Dimensionen hat und mit den Migrationsprozessen historischen Ausmaßes, die Europa in jüngster Zeit erlebt, in einem engem Zusammenhang steht.

2017 | Beim globalen Umgang mit dem kolonialen Erbe geht es um mehr als Wachstumskritik (PDF)

Von Daniel Bendix, erschienen in: Konzeptwerk Neue Ökonomie u.a. (Hrsg), Degrowth in Bewegung(en). 32 alternative Wege zur sozial-ökologischen Transformation. oekom 2017

Kritik an „Entwicklung“ – verstanden als vermeintlicher Fortschritt durch kapitalistische Durchdringung von Gesellschaften und Inwertsetzung von Natur – ist nichts Neues. Die Durchsetzung kapitalistischer „Entwicklung“ hatte sowohl in Europa katastrophale Auswirkungen – besonders für Frauen und arme Landbevölkerungen – als auch in den kolonisierten Gebieten. Entsprechend gab es auch immer Widerstand dagegen, intellektuell wie aktivistisch. Hegemoniale westliche Entwicklungsvorstellungen sowie Entwicklungszusammenarbeit beziehungsweise -politik von internationalen, aber westlich dominierten Institutionen wie Weltbank und IWF, von Regierungen aus dem Westen, aber auch von nationalen Regierungen in den sogenannten Entwicklungsländern werden ebenfalls seit langem kritisiert. Grundlegender und systematischer ist dies jedoch erst seit Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre der Fall, als sich die Post-Development-Schule formierte

2015 | Emanzipation durch Entwicklungspolitik? Einige Überlegungen zu Fragen globaler Ungleichheit (PDF)

Von Daniel Bendix und Aram Ziai. Erschienen in: Momentum Quarterly – Zeitschrift für sozialen Fortschritt 4(3): 161-173.

Seit es Entwicklungspolitik gibt, sieht sich diese mannigfaltiger Kritik ausgesetzt. Im Gegensatz zu anderen kritischen Sichtweisen geht es Post-Development-Ansätzen um die Infragestellung von Entwicklungspolitik an sich. Anstatt also vor allem Misserfolge und Mängel in den Blick zu nehmen, kritisieren Post-Development-Autor*innen Entwicklungspolitik auch in Fällen, in denen sie nach eigenen Maßstäben erfolgreich ist, und zwar u.a. mit dem Verweis auf die Reproduktion kolonialen Denkens, der Ausklammerung des problematischen Gesellschaftsmodells des Nordens, der Etablierung von Herrschaftsverhältnissen, der zerstörerischen Wirkung von Entwicklungshilfeprojekten und Modernisierung sowie der Reduktion eines guten Lebens auf sozioökonomische Indikatoren. Eine Politik, die globale sozioökonomische Ungleichheit als Problem sieht, ohne die Post-Development-Kritik zu ignorieren, muss sich der Frage stellen, wie eine solche auf der Grundlage der Reflexion und Umgehung der skizzierten problematischen Strukturen traditioneller Entwicklungszusammenarbeit aussehen kann. Dies führt dieser Beitrag aus.

Mai 2014 | Wer hilft wem. Afrika braucht seine eigene Entwicklung

Von Hakima Abbas, in: Le Monde Diplomatique

Als bei den Vereinten Nationen die Regierungsvertreter den nächsten internationalen Entwicklungsplan für die Zeit nach 2015 aushandelten, erschien ein Bericht von Oxfam International und machte darauf aufmerksam, dass die 85 reichsten Menschen der Welt so viel besitzen wie die Hälfte der Weltbevölkerung.1 Massive wirtschaftliche Ungleichheit ist weltweit zum Normalzustand geworden. Sie ist nicht nur an den Einkommen ablesbar, sondern auch am Konsum (von den weltweiten Konsumausgaben entfällt weniger als 1 Prozent auf die ärmste Milliarde der Weltbevölkerung, während die reichste Milliarde auf 72 Prozent kommt2 ) sowie am Zugang zu Gesundheit, Wasser, Nahrung und Energie. Diese extreme und anhaltende Ungleichheit besteht nicht nur zwischen dem globalen Norden und dem afrikanischen Kontinent, sondern in zunehmendem Maße auch innerhalb der afrikanischen Länder.