Über die finanziellen Gepflogenheiten von Paul Biya im Ausland
Von Peguy Takou ndie, Januar 2015
Seit dem 6. November 1982 ist Paul Biya Präsident von Kamerun. Sein Nettovermögen wird auf 200 Millionen Euro geschätzt. Das wäre das fünftgrößte Vermögen aller afrikanischen Staatschefs. Diese Zahl wurde von verschiedenen online-Medien veröffentlicht, darunter auch Foreign.Policy.com.
Gleichzeitig ist festzuhalten, dass Kamerun einen sehr niedrigen Index für menschliche Entwicklung aufweist (mit einer Erhöhung von 0,504 auf 0,505 zwischen 2013 und 2014) – entsprechend ist das Land gemäß des vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) erstellten Index gerade mal auf Platz 131 geführt. Zudem lebt in Kamerun mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, so das katholische Komitee gegen Hunger und für Entwicklung (CCFD).
Während die Bevölkerung nicht mehr ihre Bedürfnisse befriedigen kann, in Finsternis lebt und unter fehlender Trinkwasserversorgung leidet, wird ihr Chef in einer Liste von Mächtigen geführt, die mittels Betrug ein riesiges Vermögen angehäuft haben. Diese Klassifizierung sollte im Prinzip niemanden erstaunen. Denn die Operation Sperber” gegen Korruption in der Politik (die auf den im April 2012 selber verhafteten Premierminister Ephraim Inoni zurückgeht), hat bereits mehrere Ex-Verantwortliche des Regimes wegen Unterschlagung öffentlicher Mittel im Umfang von mehreren Milliarden Franc CFA zu Fall gebracht. Aber bislang scheint die Operation Sperber nur die schwächsten Küken zu treffen, die Glucke, vor allem Paul Biya muss nichts fürchten. Denn letztlich wissen alle in Afrika, dass der Sperber nur die isolierten Küken attackiert, also die, die sich nicht weit genug unter die schützenden Flügel der Glucke begeben haben. Bereits im Jahr 2009 hat das französische Online-Journal “Rue 89” berichtet, dass die Urlaube des kamerunischen Präsidenten die teuersten unter den Führern weltweit gewesen wären. Diese Information ist mehrere Mal von nationalen Medien aufgegriffen worden, darunter auch “Le Messager”. Es war auch Le Messager, der dafür gesorgt hat, dass der Artikel, der sich im Oktober 2014 mit dem Vermögen des mächtigen kamerunischen Mannes auseinandergesetzt und ihn dabei als einen der fünf reichsten unter den afrikanischen Präsidenten tituliert hat, auf einer amerikanischen Nachrichten-Webseite veröffentlicht wurde. Auch diese Information wurde aufgegriffen, darunter von Koabi.com.
Paul Biya, Präsident Kamerun
Nach verschiedenen Quellen wurde Paul Biya mehrere Male ob seiner Vorliebe für Luxus kritisiert, insbesondere dafür, mehr als 25.000 Euro pro Tag für die Miete einer Villa ausgegeben zu haben – und das ist nicht alles. Denn der Präsident gibt während seiner Reisen enorme Summen aus. Man erinnert sich daher auch gerne an den Handkoffer des Präsidenten der Republik Kamerun, den der Leutnant Luc Emane, ehmaliger Bote im Lager des kamerunischen Staatschefs, versucht hat zu klauen – einige berichteten, dass er Milliarden Franc CFA enthalten haben soll. Passend hierzu gibt Präsident Biya auf jeder seiner Reisen in die Schweiz ein Vermögen aus.
In seinem 2007 beim Suzanne Hurter Verlag in Genf erschienen Buch “Der Hotelier” (www.editions-hurter.ch) berichtet Herber A. Schott, der von 1967 bis 2002 35 Jahre lang Direktor des Hotel Interkontinental in Genf gewesen ist, dass Paul Biya ihm anvertraut hätte, die schweizerische Metropole zu lieben, ja, dass er sie als kleines Paradies betrachte. Darüber hinaus ließ er verlauten, dass “Paul Biya eine heilige Person” sei. Hier im Hotel Interkontinental von Genf würde Paul Biya zum Mobiliar gehören, er sei einer der rennomiertesten Gäste. Diese Aussage spricht Bände. Darüber hinaus heißt es nach einschlägigen Quellen, dass der kamerunische Staat Biyas Suite im 6. Stock des Hotel Interkontinental für 372 Millionen Franc CFA (567.938 Euro) pro Jahr angemietet habe. Ist das nicht viel zu viel Geld für ein so genanntes armes Land und für einen Präsidenten, der sich mit Zähen und Klauen dagegen sträubt, als einer der reichsten Präsidenten in Afrika zu gelten? Diese Enthüllungen bereiten uns noch viel mehr Sorgen, wenn man sich das Lebensniveau in Kamerun im Allgemeinen vor Augen führt – und insbesondere all die potentiellen Wohltaten, in deren Genuss die Menschen kämen, wenn diese Summe zu ihren Gunsten investiert würde. Und was andere Schauplätze betrifft – vergessen wir wirklich den Besuch des kamerunischen Präsidenten in Frankreich: als Ehrengast von Präsident Sarkozy im Juli 2010 anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten am 50. Jahrestag der Unabhängigkeit? Nein, das tun wir nicht! Denn man erinnert sich, dass der Präsident und seine weitschweifige Gefolgschaft (kuriose Truppe für einen offiziellen Besuch) die ihnen vorgeschlagenen Hotels gemieden haben. “Unabhängigkeit ist gleichbedeutend mit Freiheit und Autonomie”. Um also seine Autonomie unter Beweis zu stellen, hat Paul Biya auf seine Kosten bzw. auf die Kosten der Steuerzahler die im 5 Stock des ruhmreichen Hotels Plaza Athen in Paris gelegene Königssuite ausgewählt, die sich auf 450 Quadratmeter erstreckt, mit vier Kammern, jeweils mit gepanzerten Türen, um die Ängste des kamerunischen Diktarors zu besänftigten. Sie kostet 14.300.000 Franc CFA pro Nacht, was etwas mehr als 21.000 Euro ist. Das Frühstück im Plaza Athen kostet ihn zwischen 35 und 50 Euro. All dies scheint die Aussagen des amerikanischen Forbes Journal zu bestätigen, wonach der Aufenthalt von Paul Biya im Ausland teurer sei als der des US-Präsidenten. Ein Mensch, der so viel Vorliebe für Luxus hat, kann nichts als ein eifriger Plünderer öffentlicher Gelder sein oder schlicht eine Person, die ihre hohen Ämter und die Erdöleinnahmen auszunutzen weiß, um in verschiedene Geschäftsfelder zu investieren, unter anderem in Immobilien.
Wir können es daher nicht vermeiden, uns folgende Frage zu stellen: Woher stammen die Einnahmen, mit denen der Präsident seine zahlreichen privaten Aufenthalte im Ausland finanziert? Aus den Kassen des kamerunischen Staates, die bei jeder Abfahrt klingeln oder aus den Taschen des Führers, der Präsident auf Lebenszeit werden möchte? In beiden Fällen verdienen diese gewaltigen Summen eine minutiöse Untersuchung zur Reisetätigkeit von Paul Biya und zum Ursprung seines Vermögens. Denn die kamerunische Bevölkerung, die das Bedürfnis nach moderner Infrastruktur hat, die es wiederum den Jungen erlauben würde, ihre Zukunft besser zu bewältigen, hat ebenfalls das Interesse, die Wahrheit zu kennen. Sie hat das Interesse zu verstehen, warum man für eine einzige Nacht in einem ultraluxiriösen westlichen Hotel eine Summe bezahlen kann, die allein mehrere Mikro-Projekte finanzieren und hunderten Jugendlichen einen Weg aus der extremen Armut weisen könnte. Die Bevölkerung hat den Bedarf, die Prioritätensetzung zu nachzuvollziehen, und somit auch, ob die kamerunische Regierung für die kamerunische Bevölkerung arbeitet oder lediglich für eine handvoll Leute.
Der Autor Péguy Takou Ndie ist Schriftsteller, er lebt in einem Flüchtlingslager in Brandenburg und ist bei Afrique-Europe-Interact aktiv.
Geburtstagsfeier Paul Biya